Thema/kindergarten

Julia Sandersons Schatz

„Beobachtung ist die Grundlage unserer Arbeit, sowohl bei der Planung als auch im Alltag,“ sagt Kindergärtnerin Julia Sanderson. So entgeht ihr auch nicht der Konflikt zwischen drei Buben in der Spielecke. Julia Sanderson setzt sich zu den Streithähnen. In ruhigem Ton fragt sie, was passiert ist. „Der richtige Umgang mit Konflikten ist einer der zentralen Punkte“, erklärt die 33-Jährige.

Faustlos

Seit 2010 ist die Pädagogin im KIWI-BMWFJ-Betriebskindergarten in Wien tätig. Einmal im Jahr erarbeitet sie mit den Kindern das Projekt „Faustlos“. „Kinder lernen dabei, ihre Emotionen und Bedürfnisse besser zu artikulieren und zu kanalisieren. Sie klären Konflikte mit Worten und schlagen nicht.“ Auch der empörte Bub ist nach Sandersons Zureden wieder gelassener.
Insgesamt vier alterserweiterte Gruppen mit Kindern zwischen 1 und 6 Jahren gibt es. Jede Gruppe wird von drei Pädagogen betreut – eine(r) davon spricht Englisch. Nach dem täglichen Morgenkreis wählen die Kinder in der Freispielphase zwischen vier Bereichen: Sprache und Erzählkultur; Konstruktion und Bauen; Kreativität sowie Forschung und Experimente. „Wir ermuntern die Kinder, dass sie alle Bildungsbereiche miterleben und mitgestalten.“ Sanderson setzt auf das Konzept der Ganzheitlichkeit: „Körper und Psyche sollen in gleichen Maßen miteinbezogen werden.“ Dafür haben die Kinder Bewegungsbaustellen, an denen sie die Motorik üben.
Zudem gibt es in jeder Gruppe Rückzugsorte für Ältere und Jüngere. „Generell profitieren Kinder voneinander“, sagt die Kindergärtnerin.

Ein Schatz

Das zeigte sich auch beim Projekt „Mein Körper - mein ganz besonderer Schatz.“ Die Pädagoginnen bemerkten, dass sich viele Kinder stark für ihren eigenen Körper und den von anderen interessierten. Spielerisch, mit einem Körper-Lied, Bewegungsübungen, Handpuppen, Puzzle, Büchern und Material wie Ultraschallbildern lernten 4- bis 6-Jährige über zwei Monate hinweg alles über ihre Entstehung, über Schwangerschaft und den eigenen Körper. „Die Älteren wussten ein wenig mehr. Sie haben sich als Experten gefühlt und ihr Wissen an Jüngere weitergegeben.“
Wichtige Aufgabe der Kindergärtnerinnen ist es laut Sanderson: „Räume so zu gestalten, dass sie für Kinder sehr lernanreizend sind.“