Musikantentreffs sollen Mini-Prater beleben
Von Bernhard Ichner
Schon als kleiner Bub arbeitete Franz Reinhardt im Böhmischen Prater auf dem Laaer Berg. Für 20 Schilling stellte er auf der Lehmkegelbahn die Kegel auf. Das war Mitte der 50er-Jahre ein schönes Taschengeld.
Heute ist er stolzer Besitzer des Riesenrades, des Kaffeetassen-Karussells, der Kinderautobahn und des Kiosks, bei dem es angeblich die besten Salzgurken Wiens zu kaufen gibt. ("Die Leute reißen sich drum", versichert Reinhardt.) Reich wird er damit allerdings nicht – "es reicht zum Leben". Um den Böhmischen Prater, der insbesondere unter der Woche nur noch wenige Besucher anzieht, zu beleben, veranstaltet Reinhardt "Musikantentreffs".
Wienerlied
Jeden dritten Mittwoch im Monat ab 19 Uhr lädt er Hobby-Musiker und -Sänger zum gemeinsamen Musizieren zum Spenglerwirt ein. "Da bringen die Leute ihre eigenen Instrumente mit und spielen einfach miteinander", erklärt der Schausteller. Im Schnitt kommen 70 Leute, die im traditionellen Wienerlied sowie im steirischen Liedgut ihre musikalische Heimat gefunden haben. "Das ist recht gemütlich. Daheim schimpft die Frau, wenn sie zu spielen beginnen und hier treffen sie auf Gleichgesinnte", sagt Reinhardt mit einem Lächeln.
Um Traditionsbewusstsein dreht es sich auch bei den Böhmische-Blasmusik-Konzerten, die jeden letzten Donnerstag im Monat ab 19 Uhr stattfinden. Mit "Bohemia" konnte Reinhardt die kleinste Blasmusik-Kapelle der Welt dafür gewinnen. "Die sind nur zu fünft und spielen schon seit 40 Jahren miteinander", erzählt er. "Und die Zuschauer tanzen dazu."
Wie berichtet, kämpft der Böhmische Prater ums Überleben. Eine schlechte öffentliche Verkehrsanbindung und wenig Parkplätze machen den Schaustellern das Leben schwer. www.böhmischerprater.at