Bürger wollen die Schmelz für die Allgemeinheit öffnen
Von Bernhard Ichner
Die schmucken Häuschen der Kleingärtner sind hinter blickdichten Hecken verborgen, Metallzäune oder Gitter trennen die Sportstätten von ASKÖ und Universitätssportinstitut (USI) vom öffentlichen Raum. Ein Erscheinungsbild, das die Freiraum-Initiative Schmelz – kurz: FRISCH – gerne ändern würde. Die 17-köpfige Gruppe will das 30 Hektar große Areal schlicht "zu einem freundlicheren Ort" machen. Deshalb veranstaltet sie am Samstag ein großes Sommerfest.
Zurzeit ist nur der kleinste Teil der Schmelz für die Öffentlichkeit zugänglich. Auf rund 16,5 Hektar liegen rund 650 Kleingärten, dann gibt es noch besagte Sportstätten sowie eine Schule. Für den Rest der Besucher bleiben drei Wege, ein Spielplatz und das Schutzhaus "Zur Zukunft".
"In den Kleingärten fürchten sich viele vor Einbrechern, vor Vandalismus oder undisziplinierten Jugendlichen. Deshalb kasernieren sie sich ein", schildert FRISCH-Sprecherin Edith Wildmann, die am Rande der Schmelz wohnt. "Um Ängste abzubauen und ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen", organisiert die Initiative Feste sowie Führungen über die Schmelz. "Es wäre schön, wenn die Kleingärtner sich nicht so abgrenzen würden."
FRISCH setzt sich zudem dafür ein, dass die ASKÖ- und USI-Sportstätten für die Öffentlichkeit geöffnet werden, wenn sie nicht benützt werden. Ein erster Schritt in Richtung Kooperation ist bereits erkennbar: das Sommerfest am Samstag findet von 14 bis 20 Uhr auf dem ASKÖ-Hartplatz statt. Auch das USI steuert einen kleinen Platz bei.
Geboten werden Shiatsu-Schnupperstunden, Bastel- und Mal-Workshops für Kinder, ein historischer Spaziergang sowie ab 19.30 Uhr Balkan-Jazz von den "Wladigeroff Brothers".
Ausschreitungen beim Akademikerball. Das Burgtheater kracht wie eine Kaisersemmel. Und dann auch noch die Wickel um den "Privatbesuch" des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan …
Das Bild, das immer wieder Schlagzeilen von Wien zeichnen, ist oft kein schönes. Walzerseligkeit, Sisi-Kult und Kutschfahrten im Fiaker haben umgekehrt aber auch wenig mit der Lebensrealität der Wienerinnen und Wiener (und der "Zuagrastn") zu tun. Sie finden ihre heile Welt oft im Kleinen. In der Familie, den eigenen vier Wänden, in ihrer Nachbarschaft, im Grätzel.
Genau mit diesen Gemeinschaften wird sich der KURIER in den kommenden Wochen beschäftigen. Bei der großen diesjährigen Sommeraktion können Handarbeitsvereine, Nachbarschaftsgärten oder Jungschargruppen zum "Wiener Grätzel-Kaiser" gewählt werden.
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Sie sind in einem solchen Verein tätig oder kennen Menschen, die sich für die Verbesserung Ihres Grätzels einsetzen – sei es über kulturelle Veranstaltungen, soziales Engagement oder als Hobbygärtner? Dann melden Sie diese bei der Aktion "Wiener Grätzel-Kaiser" an. Ab heute, Donnerstag können interessierte Gruppen und Vereine ihre Bewerbung auf www.kurier.at/graetzel oder per eMail unter graetzel@kurier.at abgeben.
Am 29. Juni beginnt das Voting. Bis einschließlich 6. August können KURIER-Leser ihre Stimme abgeben. Der "Wiener Grätzel-Kaiser" wird am 18. August präsentiert. Der Preis: Ein großes Grätzel-Fest im eigenen Bezirk.