Polt & Die Biermösl Blosn: Bayern-Satire
Gerhard Polt mischt mit der Biermösl Blosn eine "Crème Bavaroise" in Form einer musikalischen Nummernrevue. Er wird zum bayrischen Spießer, der Verzweiflung nah: "Ja gibt's denn das, dass es solche Menschen gibt?"
Dem Großkopferten und dem gemeinen Kleinbürger, dem Vereinsmeier und Biedermann, dem Grantler und Kaltschnäuzler wird nichts geschenkt. Und der Staatsregierung schon gar nicht. Vom Deutschen Orden - die Biermösls und Polt als weißummäntelte Raubritter - bis zum Medien-Crash ("Der Herr hat's gegeben, der Kirch hat's genommen") kann man lernen fürs Leben: "Der Schein heiligt die Mittel."
Subversiv
Da wird der Lederhosenlatz aufgeknöpft, der Laptop herausgeholt und alles notiert. Plötzlich latscht ein Wesen mit Schwimmflossen, Schnorchel und Unterwasserbrille über die Bühne des Münchner Cuvilliés-Theaters - "Bayerns Ministerpräsident auf Tauchstation".
Die Brüder Christoph, Hans und Michael Well verbinden ursprüngliche bayerische Volksmusik mit bissigen satirisch-politischen Texten. Sie singen brav, aber hinterfotzig von der heilen bäuerlich-bayrischen Landschaft. Von ihrem schönen Hausen, "das schon katholisch war vor Christi Geburt". Und schließlich über den Halbmond auf dem Maibaum und über den Moscheebau im Gewerbegebiet zu Ried, das sich oberbayerisch "Riad" ausspricht, also ziemlich arabisch klingt.
Umwerfend
Polt verkörpert u. a. einen blasierten Konservator, einen Professor für vergleichende bayrische Geschichte, einen überforderten Kontrabassisten, der alle Einsätze verpasst, und einen Kormoranfischer, der sich in Rage redet: "Der Kormoran ist doch ein Zuwanderer! Schon der Name! Die Forelle ist seit 200 Millionen Jahren in Bayern. Wir sind ein geflügelfreundliches Land, wir haben uns auch mit dem Storch arrangiert, solange er nicht ausgestorben ist! Aber der Kormoran?"
Der Münchner Menschensammler öffnet sein Abnormitätenkabinett deutscher Geschwätzigkeit und Engstirnigkeit. "Polt ist einer, der auch in den leisen Tönen die Sache trifft, der es meisterlich versteht, den dramaturgischen Bogen zu spannen, vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen und schließlich doch im Allgemeingültigen zu landen", schrieb die Süddeutsche Zeitung. "Je mehr er schwadroniert, desto genauer treffen seine satirisch-bissigen Pfeile ins Schwarze."
Dieter Hildebrandt nannte Polt einmal einen "erstklassigen Leutebeobachter". Und für Loriot ist Polt schlicht "ein Ereignis".