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Gerhard Polt & Biermösl Blosn: Gift+Gaudi

Bei keinem ist das Furchtbare so unterhaltsam wie bei Gerhard Polt: "Die Zeiten für Satire sind immer gut. Sie stirbt nicht, solange der Mensch menschelt." Aber generell macht er sich keine Illusionen über die Wirkung von Satire und sagt: "Ich resigniere. Aber vital."

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Im Programm "Bayern Open" verkörpert er das Lächerliche im Alltag in vielen Rollen - mit Vorliebe ignorante oder latent bösartige Zeitgenossen: Bürgermeister und Wirt, Kreissparkassen-Vorstand und Gebirgsschützen-Hauptmann, Festredner, Provinzpolitiker, Kleinunternehmer, Stammtischhocker und Vereinsmeier.
Spießer "Da Vaddi" war enttäuscht, dass er auf der Gourmet-Abenteuertour den Tafelspitz vom Riesenwaran nicht gekriegt hat, weil der ausgestorben ist. Den letzten hat ein Zahnarztehepaar aus Ebersberg "z'sammgfressn", sagt eine Dame in "Bayern Open" mit Fistelstimme.

Die Kleinbürger und Schickimicki-Typen sind Polts Element. Grantler sind sie, und einige sogar hundsgemein. Nach Sympathieträgern sucht man vergeblich. Obwohl die Bühnencharaktere eher patschert, etwas deppert, aber nicht von Haus aus als Ungustln dastehen.

Virtuos führt Polt seine Pointen auf jenen Strich, der die Urgemütlichkeit von der Ungemütlichkeit trennt. Wenn er in seiner bärbeißigen Art in die Haut der furchtbarsten Typen schlüpft und unnachahmlich ungeniert den Bayerischen Dorfkosmos zerpflückt. Er ist nämlich dabei so komisch, dass einem ein Licht aufgeht.

"Humor is a Erkenntnisträger", so Gerhard Polt. Politische Lage allen Ernstes irgendwie verändern kann. Das ist noch nie passiert, das schafft kein Maler, kein Literat - niemand", sagt Polt mit der ihm eigenen Bescheiden- und Gelassenheit. "Die Frage wär umgekehrt: Würde man's nicht machen, wäre die Welt dann nicht noch trauriger? Die Komik der Sache lohnt sich ja schon allein."

Komik als Trost

Schließlich sind menschliche Abgründe nicht nur erschreckend, sondern auch komisch. Und Komik kann trösten. Mit dem Experten für die bajuwarische Lebens- und Wesensart stehen seit vielen Jahren die Brüder Hans, Michael und Christoph Well, besser bekannt als Biermösl Blosn, auf der Bühne. Es fetzt auch musikalisch, wenn das Trio die Zither zückt, die Tuba stemmt, die Harfe krault, die Peitsche schnalzen lässt und die Sense wetzt, Alphörner ins Publikum schiebt und "Drehleier unplugged" spielt.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass man als Kabarettist die politische Lage allen Ernstes irgendwie verändern kann. Das ist noch nie passiert, das schafft kein Maler, kein Literat - niemand", sagt Polt mit der ihm eigenen Bescheiden- und Gelassenheit. "Die Frage wär umgekehrt: Würde man's nicht machen, wäre die Welt dann nicht noch trauriger? Die Komik der Sache lohnt sich ja schon allein."