Leben/Mode & Beauty

Warum lassen sich plötzlich alle die Lippen aufspritzen?

Beim Mittagessen mit der besten Freundin platzt es erst nach einer halben Stunde aus ihr heraus. "Und, hast du schon bemerkt, dass an mir etwas anders ist?", fragt sie. "Ich hab mir die Lippen gestern aufspritzen lassen." Undenkbar wäre es noch vor einigen Jahren gewesen, dass sie das so offen bespricht. Was vor einigen Jahren mit Botox passiert ist, ist nun bei Lippenvergrößerungen der Fall: Sie sind plötzlich salonfähig.

Einfluss von Kylie und Co.

Schuld sind, wie in so vielen Fällen, die Promis. "Instagram-Models, YouTuber und Bloggerinnen tragen zu einer verstärkten Aufmerksamkeit und erhöhtem Bewusstsein bei. Kylie Jenner oder Emily Ratajkowski sind aktuell zwei sehr bekannte prominente Beispiele, die in den letzten Jahren mit diesem Thema besonders in Verbindung gebracht werden", sagt Christoph Grill, Facharzt für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie im Kuzbari Zentrum, im Gespräch mit dem KURIER.

Erstere hat mithilfe eines guten Arztes ihre von Natur aus sehr schmalen Lippen in einen auffälligen Schmollmund verwandelt. Weltweite Bekanntheit haben ihre Lippen spätestens seit dem Launch ihrer eigenen Make-up-Linie namens Cosmetics im Jahr 2015 erlangt. Seitdem bewirbt die 21-Jährige ihre Lippenstifte fast täglich auf ihrem Instagram-Account - natürlich an sich selbst. Mit ihrer medialen Präsenz hat die Schwester von Kim Kardashian dementsprechend auch einen Einfluss auf das Schönheitsideal ihrer Fans.

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In seiner Praxis beobachtet Grill, dass die Nachfrage nach volleren Lippen steigt. "Es ist richtig, dass ein zunehmender Trend zu beobachten ist", sagt der Experte. "Volle Lippen galten aber schon immer als ein Zeichen von Attraktivität, Jugendlichkeit und auch Gesundheit." Was an Volumen gefehlt hat, wurde früher mit Lippenstift optisch ausgeglichen, heute gebe es eben auch medizinische Methoden, die zur Verfügung stehen. Besonders junge Menschen gehen laut Grill sehr viel offener mit dem Thema "Lippen aufspritzen" um als es früher der Fall war.

Während in den USA, wo Lippenvergrößerungen längst zum guten Ton gehören, viele Frauen bewusst ein bisschen mehr als notwendig spritzen lassen, ist Natürlichkeit hierzulande für die meisten Patientinnen Priorität. "Im Allgemeinen gilt es für die meisten Menschen am attraktivsten, wenn die Oberlippe ein Drittel und die Unterlippe zwei Drittel der gesamten Größe einnehmen. Dies ist jedoch auch vom individuellen Typ abhängig, sodass zu manchen Menschen auch ein sich annäherndes Größenverhältnis passt. Die Oberlippe sollte jedenfalls nicht größer als die Unterlippe sein", erklärt der Schönheitschirurg.

Gespritzt werde meist mit Hyaluronsäure, manchmal komme auch Eigenfett zum Einsatz. "Synthetische Materialien und Implantate werden aufgrund von vermehrten Komplikationen nicht mehr eingesetzt", weiß Grill. Sollte das Ergebnis der Patientin nicht gefallen, kann mithilfe eines Gegenmittels die Hyaluronsäure aufgelöst werden. Ansonsten baut der Körper diese im Laufe der Zeit selbst ab.

"Hat sie, hat sie nicht?" - auch in Zukunft werde der Trend laut Christoph Grill weiter in Richtung Natürlichkeit gehen.