Leben/Mode & Beauty

Minirock-Erfinderin: Die Frau, die den Stil der Sechziger prägte

Wer an die Swinging Sixties denkt, hat meist einen Beatles-Song im Ohr und Mädchen in Miniröcken vor Augen. Das ist der Verdienst einer Frau: Mary Quant. Sie machte die neue Rocklänge populär. Am Montag (11. Februar) feiert sie ihren 85. Geburtstag.

Als Kind träumte Quant davon, Tänzerin oder Designerin zu werden und besuchte eine Stepptanz-Klasse: "Ein etwas älteres Mädchen war die Vision von allem, was ich sein wollte", erinnerte sie sich im Magazin The Week. "Sie trug einen kurzen Faltenrock von etwa 25 Zentimeter Länge, einen hautengen schwarzen Pullover, eine schwarze Strumpfhose und einen Bob-Haarschnitt." Zwei Jahrzehnte später verkörperte das Model Twiggy (eigentlich: Lesley Lawson) mit Rehaugen und getuschten Wimpern diesen Look als Markenzeichen einer ganzen Generation.

Mit 21 eröffnete die Lehrertochter Quant ihren ersten Laden in der King's Road im angesagten Stadtteil Chelsea, um der Schickeria Kleidung und Accessoires zu verkaufen. Sie entdeckte bald, dass sie ihrer Zeit weit voraus war: Niemand stellte die Kleidungsstücke her, die ihr vorschwebten. Daher begann sie selbst zu nähen, wandelte Schnittmuster für Hausfrauen ab und besorgte sich ungewöhnliche Stoffe im Edelkaufhaus Harrods.

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"Leichte, jugendliche Kleidung"

Quant entwickelte einen unverwechselbaren Look, der auf simplen Formen und mutigen Statements basierte. Sie kaperte den Beatnik-Stil der späten 50er-Jahre - dunkle Strümpfe, flache Schuhe und Rollkragen, kombinierte ihn mit kräftigen Farben und vor allem: kurzen Rocklängen. "Ich stellte leichte, jugendliche, einfache Kleidung her", erzählt sie im Buch "The Great Fashion Designers" von Brenda Polen und Roger Tredre. "Ich trug sie sehr kurz und die Kunden forderten 'Kürzer, kürzer'."

Ihre Ideen setzten sich schnell auf den Straßen der Modemetropolen London und New York durch, so dass sie ab 1963 zusätzlich Massenmode unter dem Label Ginger Group verkaufte. Denn sie war überzeugt, dass "der Sinn von Mode ist, modische Kleidung für jedermann erschwinglich zu machen". Deshalb veröffentlichte sie sogar die Schnittmuster ihrer Designs; das beliebteste verkaufte sich 70.000 Mal.

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Neu war der Minirock zwar nicht: In den wilden 20er-Jahren entwickelte der amerikanische Ökonom George Taylor die sogenannte Rocksaumtheorie, wonach die Röcke kürzer werden, je besser es der Wirtschaft geht. Auf der Bühne und im Sport trugen Frauen schon lange kurze Röcke, in den 50er-Jahren-Science-Fiction-Serien "Space Patrol" und "Flash Gordon" rutschte der Saum noch höher. Der Pariser Designer Andre Courreges (1923-2016) behauptete, dass er ihn als erster erfand, doch Quant gilt weithin als Mutter des Minirocks.

Sie benannte das rebellische und sexy Stückchen Stoff nach ihrem Lieblingsauto. Ihr Logo einer stilisierten Blüte stand für die Befreiung der Frau, die Pille, wirtschaftlichen Aufschwung und Spaß. "Sie feierten die Jugend, das Leben und die enormen Möglichkeiten", sagte Mary Quant der Vogue über ihre ikonischen Kleidungsstücke. "Sie hatten eine Art 'Schau mich an!'-Qualität. Sie sagten: 'Das Leben ist großartig'". Sogar die amerikanische Feministin Gloria Steinem trug Minirock auf Demos und bei Reden, die Washington Post taufte sie das "Pin-up-Girl der Intellektuellen". Seither ist der Mini aus der Mode nicht mehr wegzudenken.

Mal androgyn, mal kurvig

Selbst der Schlabber-Look der 70er mit ausgestellten Hosen und langen, fließenden Maxi-Röcken konnte ihm nichts anhaben. Punk-Gören und vor allem Blondie-Sängerin Debbie Harry hauchten ihm mit schwarzem Leder, PVC, Nieten und zerrissenen Netzstrumpfhosen neues Leben ein. Die Designerin Vivienne Westwood verkaufte Mini-Krinolinen (Reifröcke) in ihrem Laden SEX, während Madonna und Cyndi Lauper den Evergreen den 80ern anpassten: Zum klassischen Schwarz kamen metallische Farben, Volants und der Lagen-Look mit Unterwäsche und Spitze.

Waren die 60er-Jahre noch androgyn, bekam der Minirock in den 80ern und Anfang der 90er mehr Kurven für die anspruchsvolle Karrierefrau. Zusammen mit Schulterpolstern und farbenfrohen Wollstoffen modernisierte er das traditionelle Nadelstreifenkostüm. Ende der 90er-Jahre entstaubte ihn die amerikanische Serie "Sex and the City" unter anderem mit dem Mikro-Mini endgültig als Fashion-Statement. Seither feiert ihn die Modewelt fast in jeder Saison wieder.

Zwei Londoner Museen, das Victoria and Albert Museum (ab 6. April) und das Fashion and Textile Museum (ab 8. Februar), feiern dieses Jahr sowohl Minirock als auch die Designerin Quant in Ausstellungen.