Felipe VI.: Der Retter der spanischen Monarchie
"Eine erneuerte Monarchie für eine neue Zeit", mit diesem Motto trat Felipe VI. vor zehn Jahren (19.6.2014) ein schweres Erbe an. Das lag vor allem an seinem Vater, den er in seiner Antrittsrede vor dem Parlament dennoch mit großem Respekt bedachte. "Vor allen Spaniern möchte auch ich mit großer Ergriffenheit meinem Vater, König Juan Carlos I., Dankbarkeit und Respekt zollen. Eine außergewöhnliche Regentschaft ist nun Teil unserer Geschichte mit einem außergewöhnlichen politischen Vermächtnis", sagte der 46-Jährige, damals noch ohne Bart und ohne graue Haare.
Außergewöhnlich waren nicht nur die Leistungen seines Vaters, sondern auch dessen Eskapaden und Skandale sowie die anderer Mitglieder der königlichen Familie. Felipe griff seither hart durch.
Das Ansehen von Juan Carlos hatte 2014 schwer gelitten wegen mutmaßlicher Seitensprünge, Vetternwirtschaft bei einem großen Betrugsskandal rund um seinen Schwiegersohn Iñaki Urdangarin und eine Elefantenjagd 2012 in Botswana, während in Spanien in der Finanzkrise die Arbeitslosigkeit grassierte. Zudem wirkte der alternde Monarch auch zunehmend gebrechlich, nuschelte sich durch seine Reden und verhaspelte sich bei Ansprachen.
Mit seiner Abdankung 2014 zog er die Konsequenzen und machte den Weg für seinen Sohn frei. In den folgenden Jahren wurde der stets um Anstand und Transparenz bemühte sogenannte Bürgerkönig Felipe VI. jedoch immer wieder mit den Verfehlungen seines Vaters konfrontiert und musste schmerzhafte Entscheidungen treffen.
Öffentlicher Bruch mit dem Vater
Die Beziehung zwischen Sohn und Vater, König und Alt-König, wurde durch weitere Skandale und Enthüllungen nicht gerade besser. Als 2020 auch noch sein eigener Name im Zusammenhang mit einer millionenschweren Finanzaffäre auftauchte, platzte dem Bourbonen-König der Kragen: Er zog die Notbremse und brach öffentlich mit seinem damals 82-jährigen Vater. Felipe kündigte an, auf das Erbe, das ihm später zustehen würde, voll und ganz zu verzichten. Damit nicht genug: er strich Juan Carlos zudem das Gehalt als Alt-König - zuletzt waren das rund 194.000 Euro jährlich aus der Haushaltskasse der Casa Real.
"Die Krone muss die Würde der Institution gewährleisten, ihr Ansehen bewahren und ein integres, ehrliches und transparentes Verhalten an den Tag legen", ließ der Zarzuela-Palast damals zur Begründung verlauten. Die Justizbehörden in der Schweiz und in Spanien ermittelten. Der Verdacht lautete, dass Juan Carlos 2008 millionenschwere Schmiergelder aus Saudi-Arabien kassiert haben soll. War das ein "Geschenk" oder wurde dadurch möglicherweise der Bau einer Schnellbahnstrecke von Medina nach Mekka durch ein spanisches Konsortium begünstigt?
Besonders heikel: Einem Bericht des britischen Telegraph zufolge sollen sowohl Felipe als auch Kronprinzessin Leonor damals als Begünstigte einer Offshore-Stiftung aufgetaucht sein - offenbar ohne ihr Wissen. Deshalb sah sich der König gezwungen, die Flucht nach vorn anzutreten und seinen guten Namen reinzuwaschen, indem er klarstellte, dass er kein Geld aus dem Vermächtnis seines Vaters annehmen werde.
Respekt für "unvermeidliche Entscheidung"
Landesweit erntete Felipe Anerkennung für den mutigen Vorstoß. "In seinen wenigen Amtsjahren hat er sein festes Engagement für den vorbildlichen Charakter der ersten staatlichen Institution unter Beweis gestellt", lobte das renommierte Blatt El Mundo die "schwierige, aber unvermeidliche Entscheidung".
Einem Strafverfahren entging Juan Carlos später nur um Haaresbreite. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten ein, weil Juan Carlos entweder durch seine Immunität als König bis zu seiner Abdankung 2014 geschützt war, die Taten verjährt waren oder er Steuerschulden in Millionenhöhe eilig beglich. Nicht gerade eine Entlastung erster Klasse. Es war der tiefe Fall des Mannes, der jahrelang als Retter der spanischen Demokratie gefeiert wurde, weil er 1981 eine Gruppe von Putschisten mit einer resoluten Rede an die Nation zur Aufgabe brachte.
Felipe hält seit Jahren eine Art Sicherheitsabstand zu seinem Vater ein. Der hatte seine Heimat am 4. August 2020 zunächst mit unbekanntem Ziel verlassen. Später tauchte er in Abu Dhabi auf. Als er zwei Jahre später das erste Mal wieder die Heimat besuchte, gab es nur ein kurzes Treffen mit seinem Sohn ohne Öffentlichkeit.
Spanier und Spanierinnen stehen unterschiedlich zur Monarchie
Während 2014 zunehmend Forderungen nach einem Ende der Monarchie lauter wurden, sind diese Rufe inzwischen dank der tadellosen Regentschaft von Felipe VI. weniger vehement zu vernehmen. Die Gesellschaft ist Umfragen zufolge in zwei etwa gleich große Lager gespalten. Das eine möchte die Erbmonarchie beibehalten, das andere eine Republik. Ältere und Konservative sind eher monarchistisch, Jüngere und Linke eher republikanisch.
Sollte die Monarchie überleben, wird die Infantin Leonor (18), älteste Tochter von Felipe und Königin Letizia, eines Tages die Nachfolge ihres Vaters antreten. Sie wäre dann die erste spanische Königin seit Isabella II., die bis 1868 regierte.