Das war der 58. Wiener Opernball
Von Nicole Kolisch
Linkswalzer und Quadrille, It-Girls und echte Prominenz, Eröffnung und ein Ende am Würstelstand - und dazwischen sogar eine Schlägerei. Der KURIER-Ticker zum 58. Wiener Opernball.
Das große Opernball-Special finden Sie hier.
Damit beenden wir für heute die Live-Berichterstattung. Danke fürs Mitlesen und eine gute Nacht!
Mitternachtsquadrille mal drei. Das gibt ein atemloses Gewusel auf der Tanzfläche!
Lotte Tobisch im Interview: "Ich bin ja keine Ballgeherin. Ich tanze nicht, ich trinke keinen Alkohol, ich mag keine Partys." Nur ein einziges Mal hätte sie am Opernball getanzt, so die Ex-Ballmutter. Man muss sie einfach lieb haben, die – wie Alfons Haider betont – "letzte Große Salondame" des Landes. "Ach was, Salondame!" Frau Tobisch zuckt mit den eleganten Schultern. "Was heißt das schon? Das ist ein Begriff aus dem Theater. Das ist ein Fach. Sonst ist es nichts."
Lesenswert übrigens: Das KURIER-Gespräch mit der Grand Dame.
Baba, Kim! Da war es noch nicht einmal 23:30 und Miss Kardashian verabschiedete sich bereits Richtung Hotelzimmer. Schön für Baby North, schlecht für Gastgeber Lugner. War wohl kein begnadeter PR-Stunt dieses Jahr.
Aber jetzt: Alles Walzer!
Die schönsten Bilder der Eröffnung
"Ich hoffe, dass im Lauf des Abends die Sitten verfallen", meinte Opernball-Gast Gregor von Rezzori bereits 1995. Das könnte ein Abend nach seinem Geschmack sein. Ehrlich: Wer prügelt sich schon, wenn der Donauwalzer ertönt? Seltsame Sitten in der Tat.
Gut, dass es erstmals Eis gibt am Ball. Daran können sich die Gemüter ein wenig abkühlen. Auf die Idee eines Eissalon kamen übrigens Treichl-Stürgkh und Opernball Generalsekretärin Eva Dintsis gemeinsam. "Es war eine rein egoistische Idee, weil es im Winter nie ein gescheites Eis gibt. Dann dachten wir, bringen wir es zum Opernball", erzählte Stürgkh. Die strenge Haustradition kennt übrigens nicht einmal vor dem Personal im Salon Gnade: "Wir haben den ersten Eisverkäufer der Welt im Frack."
Verkauft wird übrigens nur eine Kugel pro Person, damit sich "die Männer nicht auf ihre weißen Hemden tropfen", so die gestrenge Treichl-Stürgkh. Damit, dass es Eis "mit Schlag" wird, hatte sie wohl nicht gerechnet...
Oh wie Recht Michael Schade hat! "Selbstmord, Mord, Verderben" gibt es zwar bislang nicht, aber einen rechten Tumult vor Lugners Loge. - und zwar um Talkmaster Johannes B. Kerner. Der verließ gerade die Loge des Baumeisters, als ihn ein Unbekannter anschrie: "Wer hat ihr Ticket bezahlt? Erklären Sie sich! Sie sind der neue Wulff!". Kerners Bekanntem riss die Geduld, es kam zum Gerangel – der Arzt wurde geholt. Irrungen, Wirrungen und große Oper in der großen Oper.
Keine leichte Kost. Michael Schade zeigt sich hochdramatisch mit "Pourquoi Me Reveiller" aus Jules Massenets "Werther". "Selbstmord, Mord, Verderben - das Drama passt zum Opernball", witzelte der kanadisch-deutsche Ausnahme-Tenor bereits im Vorfeld. Tosender Applaus. Zu Recht.
Anita Hartig berührt mit "Depuis Le Jour" aus Gustave Charpentiers "Louise".
Für Finanzminister Michael Spindelegger ist die Hypo heute Abend "kein Thema". Stattdessen freut sich der Vizekanzler auf seine Gäste, den Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Othmar Karas, und die EU-Justizkommissarin Viviane Reding, auf die Musik und die Eröffnung. "Ausblenden kann man die Politik natürlich nicht ganz, soll man auch nicht."
Auch für Bürgermeister Michael Häupl steht weniger das Berufliche, sondern in erster Linie das Treffen von netten Leuten im Vordergrund. "Das ist sicher das Netteste am Ball." Politisieren? Nein, danke."Ich treffe die Minister eh so auch."
Josef Ostermayer ist das erste Mal als Kulturminister am Opernball, dass ändert seinen Blick auf das Geschehen aber nicht: "Noch ist es wie die letzten fünf Mal."
Bei der Eröffnung freuen wir uns auf Rossini. Margarita Gritskova wird "Di Tanti Palpiti" aus "Tancredi" zum Besten geben.
"Oliver Pocher ist gekommen. Ohne Frau!" freut sich Gabriele Kuhn. Der deutsche Moderator kam als allerletzter über den Red Carpet. Er wollte der Fotografenmeute entkommen. Das ist nicht wirklich geglückt... Vor allem: Warum will er dann in Lugners Loge, wenn er fotoscheu ist? Egal.Lugner lässt ihn nicht rein. Hiermit hat der Opernball sein erstes Gossip-G'schichterl. Weitere werden folgen.
Im Saal kommentiert das indes dynamische Logen-Duo wie Gin: extra-dry! Karl Hohenlohe über Cousin Hubertus: "Eigentlich bin ich sein Onkel. Inzest auf höchstem Niveau."
Jetzt wird's staatsmännisch. UHBP Heinz Fischer betritt die Oper: "Wir Österreicher verstehen es, die Feste zu feiern, wie sie fallen."
Wobei: "Natürlich kann man auch über das eine oder andere Berufliche reden. Gerade wenn Kofi Annan da ist, ist die Außenpolitik sicher ein Thema, aber man muss eben verstehen, das zu mischen."
Der Einladung seines Freundes Heinz Fischer sei er gerne gefolgt, sagt Ehrengast Kofi Annan. Einmal müsse man den Opernball in Wien einfach erlebt haben.
Und während wir in der Redaktion noch überlegen, ob Mirjam Weichselbrauns "Selfie mit Bundespräsident" nun der erste wirklich große Fremdschäm-Moment des Abends oder schlicht geniale Chuzpe war, ertönen die Klänge der Bundeshymne. Margit Fischer singt mit.
Christoph Wagner-Trenkwitz: "Was hast du für eine Strategie beim Prominenten-Erkennen?" - Karl Hohenlohe: "Keine. Ich sag einfach alle Namen auf, die mir einfallen. Wird schon stimmen."
Ohne den Logen-Muppets wäre der Opernball einfach nicht der Opernball. Dieser Meinung scheint auch Dieter Chmelar zu sein:
Obwohl Kammersänger Michael Schade bei der Opernballeröffnung eher eine tragische Arie aus Werther darbieten wird, hat er sich am Roten Teppich bestens gelaunt gezeigt. "Ich freue mich wahnsinnig, so wie früher auf einen Kindergeburtstag", meinte der Sänger.
Kim ist da! Na bitte.
Fashion Victims am Red Carpet: Desi Treichl-Stürgkh trägt Michel Mayer, Kati Bellowitsch Dolce & Gabbana, Miss und Mister Austria La Hong Nhut.
Die Kardashian hat indes angekündigt, in einer Robe von Ralph Luigi zu erscheinen. Man ist versucht zu sagen: wenn überhaupt...
Als Farbe(n) wurde(n) jedenfalls pink und schwarz angekündigt: "Diese Farben hab ich schon lang nicht mehr getragen." Wir warten.
Beschwerde! Social-Media-Queen Kim Kardashian (immerhin 19,8 Millionen Follower) ist eine fade Nockn: Noch kein einzig relevanter Wien- oder Ball-Tweet. Von einem launigen Bonmont über den Gastgeber ganz zu schweigen. Vor 9 Stunden gab's ein Guten-Morgen-Selfie von ihrem linken Ohr. That's it. Los, Kim, streng dich an! Da war ja Dita von Teese noch kommunikativer. Und wir erinnern uns: Die flüchtete 2008 vor Lugner und den Menschenmassen aufs Damenklo.
Staatsoperndirektor Dominique Meyer zeigt sich vor der Ankunft der Gäste gut gelaunt. Es sei alles "so gut vorbereitet, dass nichts passieren" kann. Die opernlastige Eröffnung begründete Meyer mit der Gastgeberrolle der Oper. "Man muss die Eröffnung ernst nehmen, auch wenn es an dem Abend viel Unterhaltung gibt."
Wir hören die mitschwingende Mahnung und geloben: Wir werden uns bemühen!
Unterdessen füllen sich auch die Boxen der Medien nach und nach mit Journalisten, die ORF-Moderatoren des Abends huschen in die Oper.
KURIER-Society-Redakteur Dieter Chmelar, früher selber als Moderator am Ball unterwegs, kommentiert übrigens heuer vom Sofa aus. "Meine Frau wartet schon mit dem Essen", sagt er, "Ich schau mir das bequem im Fernsehen an." Seine nicht ganz so bequemen, aber umso bissigeren Kommentare können Sie im Twitter-Stream von @KURIER_MENSCHEN nachlesen, den er als Gastautor betreut.
Der Ball hat noch nicht einmal begonnen, da muss Herr Lugner bereits die nächste Watschn einstecken: Gast-Promi Kim Kardashian stillt lieber ihr Baby als beim vereinbarten Dinner-Termin anzutanzen. Apropos tanzen: Das will sie am Ball auch nicht. Das Leben als Baumeister ist ein hartes.
Den historischen Perlen und Pointen der letzten (nun ja, nicht ganz) 58 Balljahre widmet sich Dieter Chmelar. Erinnern Sie sich noch an den Besuch von Dame Edna Average? Unser Lieblingsbild zeigt Australiens hip-bebrillte Antwort auf Lilo Wanders (oder war es doch umgekehrt?) mit Ballmutter Lotte Tobisch. So camp war der Opernball seit 1996 nie mehr! Trotz Paris Hilton.
Bevor die Feststiege den illustren Gästen gehört, erinnert uns Guido Tartarotti daran, um was es am "Ball der Künstler" auch geht: um Kultur. "So, wie Schulen das unschätzbar wichtige Produkt Bildung produzieren, produzieren Kulturinstitutionen das unschätzbar wichtige Produkt Kultur. Kultur: Das ist, buchstäblich und metaphorisch, die Fähigkeit, mit Messer und Gabel zu essen, ohne sich dabei das Gesicht zu zerschneiden. Nicht die Staatsoper muss Gewinn machen, sondern die Gesellschaft." (Den ganzen Text lesen Sie in Ihrer KURIER-Abendausgabe). "Gibt es auch It-Girls aus Simmering?" fragt der Chefredakteur.
Es sei die "Rache der Geschichte an jungen Revolutionären", dass sie später einmal "mit Frack und Orden bei solchen Sachen dabei sein müssen", meinte dereinst Bruno Kreisky. "Solche Sachen" nämlich, wie jene, die heute zum 58. Mal die Staatsoper zum Nabel der Nabelschau-Welt macht.
Ergeben Sie sich! In Sachen Opernball ist Widerstand ohnedies zwecklos: Wenn Sie Österreicher sind, kommen Sie am selbsternannten Faschingshöhepunkt nicht vorbei. Da können Sie noch so sehr hoffen, der ORF möge (Stichwort: Bildungsauftrag) das Übertragen bleiben lassen und statt dessen "Columbo" wiederholen. Tut er nicht. Er wiederholt zwar, aber statt Peter Falk gibt's die Highlights der letzten Opernballjahre. Zwecks televisionärem Vorglühen.
Verzagen Sie nicht! Sie sind nicht alleine. Die Rache der Geschichte, linkswalzend und champagnerperlend, trifft neben Revolutionären auch Journalisten. Wir haben Nachtdienst und müssen aufpassen, ob sich die Kardashian mit Veilcheneis bekleckert. Verlockend? Hier unser unmoralisches Angebot: Verbringen Sie die Nacht mit uns. Ab 20:00 Uhr tickern wir los. Hardcore.