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Frank Elstner feiert 80er: Musterknabe und Altmeister

Wer, bitte schön, kann auf 70 Berufsjahre zurückblicken? 1952 war Frank Elstner bereits die Reh-Inkarnation von „Bambi“ in einem SWR-Hörspiel. Seither schrieb der ziemlich zufällig in Linz geborene Spross zweier Schauspieler Fernsehgeschichte – Bambis (in Gold) hat er sonder Zahl, die ROMY (in Platin) als (mit 55) jüngster Preisträger aller Zeiten fürs Lebenswerk seit 1997, zuletzt bekam er als (mit 77) sicher ältester „Best Newcomer“ den etwas sperrigen „Goldene Kamera Digital Award“ für Youtube-Talks mit Jan Böhmermann oder Helene Fischer. Dafür dankte er den jugendlichen Wählern für den „netten Empfang, weil die meisten von Ihnen kennen mich doch gar nicht“. Wenn es stimmt, dass Bescheidenheit die schlimmste Form der Eitelkeit ist (wie es angeblich Oscar Wilde formulierte), dann ist der streng gescheitelte und Buchhalterbebrillte mätzchenfreie Musterknabe unter den Moderatoren-Monumenten ein Gockel.

Doch weit gefehlt. Elstner ist nicht einmal ein Gaukler. Er ist in seinem Fach ein großer Mann ohne Großmannssucht. Die zarten Zacken seiner Bio finden ihre Krönung in „Geständnissen“ wie: „Ich habe als junger Reisender oft in Hotels als Beruf ,Sexualberater‘ eingetragen.“ Und: „Für meine fünf Kinder (von 54 bis 24) habe ich vier Mütter und drei Ehen gebraucht.“ Mittlerweile freut er sich als Pendler zwischen Mallorca und Baden-Baden auch über den Besuch von vier Enkerln.

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Sein erfolgreichstes „Kind“ bleibt freilich die Erfindung des global verkauften TV-Formats „Wetten, dass..?“ (1981), das er selber sechs Jahre lang moderierte, bis er Thomas Gottschalk dafür vorschlug und dessen Siegesserie auf allen deutschen Bildschirmen endgültig besiegelte. Über die weiteren Gastgeber kann man getrost den Mantel des gnädigen Schweigens breiten. Dass Elstner die Rechte Jahre später ans ZDF verkaufte, bereut er seitdem. Vor allem, weil der legendäre Intendant Dieter Stolte (heute 87) diesen Erwerb in einer Autobiografie unter dem Titel „Schnäppchen“ subsumierte – doch er verarmte nicht.

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Das ewige Credo Elstners seit seinem Traumstart bei Radio Luxemburg (mit 20 DJ, mit 30 Programmdirektor): „Was muss ich dem Publikum bieten, dass es mich mit seiner Aufmerksamkeit belohnt?“

Eine angeborene Verkümmerung seines rechten Auges trug ihm herben Spott ein: „In der Schule hatte ich den Spitznamen Polyphem (nach dem einäugigen Riesen der Antike) und mein rechtes Brillenglas wurde mir oft mit Tinte zugeschmiert: ,Da siehst eh nix’.“

Wenn Elstner einmal echt übermütig wird, nimmt er als Partygag gern das Glasauge heraus und wirft es in die Luft (man wird sich doch noch umschauen dürfen ...) 1999 hatte er sein Auge auf „Wer wird Millionär?“ geworfen. Doch RTL zog ihm Günther Jauch vor: „Heute weiß ich, warum. Der Jauch hat mehr Gesichter als ich.“ Dennoch: Der Polyphem von einst wurde ein Titan.