Leinwände statt Drehbücher: So erzählt Sascha Wussow Geschichten mit Farbe
Von Lisa Trompisch
Viel Licht und ein atemberaubender Blick über Wien – das ist das künstlerische Reich von Sascha Wussow, der bereits Mitte der 1990er-Jahre zu malen begonnen hat. Kunstkenner und Galerist Gerhard Habarta (gestorben 2022), der sein Talent erkannte, hat ihn einst bestärkt, mit der Malerei weiterzumachen und auch auszustellen.
Jahrzehnte neben der Schauspielerei („Schwarzwaldklinik“, „Bockerer“, „Schlosshotel Orth“ und vieles mehr), widmet er sich jetzt voll und ganz seiner Kunst. „Ich will nur das hängen haben, mit dem ich auch wirklich vollkommen d’accord bin. Und dazu habe ich jetzt die Zeit und das ist gut.“
Große Leinwände, leuchtende Farben – mit seinen Bildern möchte Wussow Geschichten erzählen, seinem Innersten Ausdruck verleihen.
Seinen eigenen Stil hat er im Laufe der Jahre entwickelt, auch neue Wege gefunden, sich künstlerisch zu verwirklichen, wie u. a. mit seinen „Paperback“-Bildern (auf großen Pappdeckeln gemalt). „Man könnte sagen, es ist Expressionismus. Mich hat weniger interessiert, schöne Landschaften zu malen. Das war mein Vater (Anmerkung: Klausjürgen Wussow) damals, der ja auch gemalt hat. Und ich wollte einen anderen Weg gehen. Dass meine Bilder das zeigen, was ich auch in meiner Seele ausdrücken will“, sagt der Künstler im KURIER-Interview.
Orgiastische Abläufe
Oft packt ihn die Muse auch mitten in der Nacht. „Es gibt manchmal auch so orgiastische Abläufe. Dann stehe ich in der Nacht auf und kann nicht schlafen, denn es verfolgt dich natürlich. Wenn ein Bild begonnen wird, dann werden auch die Nächte zu Tagen.“
Und wirklich „fertig“ wird er mit einem Bild nie. „Kein Maler hat je gesagt: Ich bin fertig“, meint er lachend. „Aber man lernt mit den Jahren und der Zeit: Lass es jetzt. Und das ist mächtig. Es können Sachen entstehen über Nacht oder aber auch erst in Monaten oder Jahren, weil man es auch wieder weglegt.“
Seine Bilder signiert er übrigens nicht, denn „ich finde, das zerstört ein Bild. Ich finde, das stört unglaublich.“
Wussow ist ein Getriebener seiner Kunst, denn „du kannst in der Malerei auch nur ein Getriebener sein. Wenn sich jemand hinsetzt und stundenlang eine Vase mit drei Blumen malt und das gut malt, finde ich das auch irgendwie schön. Aber meine Bilder müssen entstehen. Und wenn der Gedanke von dem Bild, welches ich ausdrücken möchte, entsteht, dann muss ich das auch machen.“ Auch ein Grund warum er jetzt all seine Bilder aus den diversesten Galerien abgezogen und zu sich nach Wien geholt hat.
Kein Stillstand
„Wenn ich so viel tu und mache, kann ich nicht immer ein halbes oder Dreivierteljahr warten, bis jemand sagt: Jetzt machen wir eine Ausstellung. Ich möchte auf gar keinen Fall ein Maler werden, der verhärmt in seinem Studio sitzt und einmal im Jahr ausstellt. Ich möchte nicht stehen bleiben. Stillstand ist für mich überhaupt kein Ding“, so Wussow, der jetzt seine Bilder selbst vermarktet.
Eine neue Homepage (www.alexanderwussow.at) wurde erstellt und mit Michael Hofbauer jemand geholt, der Wussows Kunst auf den diversesten Online-Plattformen sichtbar machen wird. „Unser Ziel ist einfach, unterschiedliche Zugänge zu fusionieren, die Essenz rauszufiltern und die Story dahinter zu erzählen. Man hängt sich nicht einfach nur ein Bild auf, weil es in einen Raum passt, sondern man muss sich ein Stück weit hineinfühlen. Und ich glaube, das können wir ganz gut mit bewegten Bildern oder Videos“, so Hofbauer.
Übrigens wurde Wussow heuer im Oktober 60, für ihn war das aber nicht unbedingt ein Grund zu feiern. „Was hat Marlene Dietrich gesagt? Älterwerden ist grässlich. Diese Leute, die dann immer sagen: Es ist doch schön, dass ich älter werde: Fuck you! Es wird alles schwieriger. Es ist nichts mehr so angenehm wie mit 35. Ich halte mich jung und frisch und sportlich, aber ich hab keinen Geburtstag mehr zu feiern, wirklich nicht“, schmunzelt er.