Was macht eigentlich der Untermann beim Doppelsitzer-Rodeln?
Von Christoph Geiler
Lorenz Koller ist in Wahrheit nicht zu beneiden. Seit er seinen Sport ausübt, musste er sich ständig unterordnen. Dabei tappt der Tiroler förmlich im Dunkeln und fährt immerfort ins Blaue. "Als Untermann bist du die ärmste Sau", meinte einmal ein Leidensgenosse, pardon: Rodelkollege aus Deutschland.
Blödsinn, sagt Lorenz Koller, der Untermann von Thomas Steu. Der 27-Jährige ist der Mann, der beim österreichischen Parade-Doppelsitzer, der heute im Eiskanal von Yanqing auf Medaillenjagd geht, unten liegt. Aber der Tiroler würde niemals nach oben streben oder mit seinem Vorarlberger Steuermann tauschen wollen. "Wir sind ein perfektes Team und fahren damit gut. Als der Kleinere von uns beiden ist es sowieso besser, die untere Position einzunehmen."
Aber was macht nun eigentlich der Untermann genau? Wie kann er während der Fahrt durch den Eiskanal helfen? Und kann das wirklich bequem sein?
"Ich finde sogar, dass es sehr bequem ist", versichert Lorenz Koller. "Wir haben unseren Schlitten aber auch so gebaut, dass er richtig bequem ist. Man sollte sich beim Lauf ja wohlfühlen."
Quasi eingeklemmt
Sein Partner und Steuermann Thomas Steu hat einen kleinen Sitz, auf dem er angegurtet ist. "Er liegt auf mir drauf. Ich bin quasi unter dem Thomas eingeklemmt und habe den direkten Kontakt zum Schlitten", erzählt der 27-jährige Untermann.
Die rasante Fahrt durch den Eiskanal wird für Lorenz Koller dann zum Blindflug. Die Hinterseite des Helms von Thomas Steu ist alles, was der Gesamtweltcupsieger des letzten Winters sieht. Aber viel mehr muss er auch nicht sehen.
Denn die Kunstbahnrodler verlassen sich im Eiskanal viel lieber auf ihr Gefühl. Sie spielen mit den Fliehkräften und arbeiten beim Lenken mit sachten Körperbewegungen. "Vieles läuft intuitiv. Bei den Kurveneinfahrten bewege ich die Schultern und helfe dem Thomas beim Lenken. Falls es einmal gröber fehlen sollte, dann kann ich auch mit den Füßen gegensteuern. Aber es sollte immer harmonisch sein zwischen Untermann und Steuermann."
Nach mehr als einem Jahrzehnt, in dem Thomas Steu und Lorenz Koller nun beim Rodeln schon gemeinsame Sache machen, herrscht zwischen den beiden auf dem Schlitten ein blindes Verständnis. "Wir brauchen keine Kommandos, wir wissen, was wir zu tun haben", sagt Lorenz Koller.
Das gilt auch für die heutige Entscheidung im Doppelsitzerrennen. "Es braucht keine Wunderdinge, damit wir in die Medaillenränge kommen."