Sport/Wintersport

Vor einem Olympia-Rennen durch drei Klimazonen

Ihr werds’ scho sec h’n, unsere Eishackler moch’n a Medaille“, versichert Peter Schröcksnadel seinen Tiroler Freunden immer wieder.

Anders ausgedrückt: Der Ski-Präsident ist überzeugt, dass das Eishockey-Team erstmals von Winterspielen mit einer Trophäe heimkehrt.

Olympisches Edelmetall! Was im Eishockey trotz des Optimismus des erfolgreichsten österreichischen Sport-Funktionärs eine Sensation wäre, wird von seinen Alpinen alle vier Jahre wieder schon im ersten Olympia-Bewerb erwartet. In der Abfahrt. Seit Montag – seit bekannt ist, dass Kitzbühel-Sieger Hannes Reichelt ausfällt – sind die rot-weiß-roten Hoffnungen aber gesunken.

Wie Reichelt trotz seiner lädierten Bandscheiben auf der Streif Bestzeit fahren konnte, ist für die Ärzte, die ihn operierten, ein Rätsel.

Und wie wir Reichelt kennen, wird er heute, bei einer Pressekonferenz im Innsbrucker Sanatorium, weder Held noch Märtyrer spielen, sondern auf die Jungen verweisen, sie loben und ihnen große Medaillenchancen einräumen. Und zwar zu Recht.

Nach Reichelts Ausfall sind Max Franz und Matthias Mayer die Hoffnungsträger. Beiden Kärntnern sind in beiden Speed-Disziplinen Podest-Plätze zuzutrauen. Beide gelten in Abfahrt und Super-G als gesetzt.

Jung und wild

Dass Franz und Mayer gestern beim ersten Training für die vorolympische Abfahrt in St. Moritz die Plätze 1 und 3 (Zweitschnellster Bode Miller) belegten, ist eine weitere Bestätigung dafür, dass die Draufgänger den Fixstarter-Status verdienen. Franz, 24, und Mayer, 23, sind die jüngsten Top-Ten-Fahrer in jenem Alpin-Bewerb, den nicht grundlos die Generation 30 plus dominiert.

Ob Beaver Creek, Gröden, Bormio, Lauberhorn oder Streif – die Routiniers sind alle schon x-mal diese Traditionspisten heruntergefahren. Während sich der Nachwuchs in einer permanenten Orientierungsphase befindet, zumal – im Gegensatz zu schneereicheren früheren Zeiten – oft nur ein Trainingslauf möglich ist.

In Sotschi wird das anders sein. Dort wird auf „Exoten“ und Unerfahrene mehr Rücksicht genommen werden. Dort wird es etliche Trainingsläufe geben. Und dort fehlt den Abfahrts-Haudegen der Vorteil einer genaueren Streckenkenntnis, zumal auf der Piste in Rosa Chutor bisher nur ein Mal im Weltcup gefahren wurde – im Februar 2012, als Beat Feuz siegte, nachdem Reichelt seine im technisch schwereren Abschnitt erzielte Zwischenbestzeit auf den Gleitstücken verspielt hatte. Trotz Reichelts Fehlen wird es nächste Woche zu einer heißen ÖSV-internen Qualifikation kommen. Mit Klaus Kröll, Romed Baumann, Georg Streitberger, Otmar Striedinger und Joachim Puchner werden wohl fünf Mann um zwei Startplätze fahren.

Trainer Mathias Berthold wartet ab – und das ist richtig so –, welcher seiner Kandidaten am besten zurechtkommt mit einer Olympia-Piste, die vor allem wetterbedingt ihre Tücken hat und einen Materialpoker erwarten lässt. FIS-Direktor Günter Hujara spricht von drei Klimazonen.

Oben wie Sibirien, im Mittelteil wie Kitzbühel, im Ziel wie Monaco. Durchaus möglich, dass ein Topfavorit schuldlos baden geht.

Olympische Abfahrt: Fixstarter und Anwärter