Sport/Wintersport

Skispringen: Neue Kleider, neue Probleme

Anzüge. Gregor Schlierenzauer verdreht demonstrativ die Augen. Ein Wort genügt, und der Tiroler Skispringer geht in die Luft. Die neuen, hautengen Anzüge, die die Adler künftig verwenden müssen, lassen Gregor Schlierenzauer regelrecht aus der Haut fahren. Völlig unausgereift sei diese Materialreform der FIS und nicht wirklich im Sinne der Athleten, weil nicht gemeinsam mit den Springern entwickelt. "Ich sehe mit den neuen Anzügen große Probleme auf uns zukommen", poltert der 22-Jährige, "es wird im kommenden Winter sicher mehr Disqualifikationen geben."

Der Sommer-Grand-Prix in Hinzenbach lieferte schon einmal einen Vorgeschmack auf das Dilemma, in dem einige Springer stecken. Denn sie wissen schlicht nicht, ob der Anzug, der ihnen passt, dann auch den strengen Kontrol­loren passt. Andreas Kofler kam in Hinzenbach zumindest nicht durch den Material-Check, der Tiroler wurde disqualifiziert, da bei seinem Anzug die Schulternaht nicht den Normen entsprochen hatte. Ähnlich war es Gregor Schlierenzauer vor vier Wochen bereits beim Bewerb in Hinterzarten ergangen. "Bei den Anzügen ist sehr viel Auslegungs­sache", weiß Kofler. "Wenn man bei jedem Springer genau hinsieht, würde man immer einen Zentimeter finden, der nicht passt", ergänzt Schlierenzauer.

Materialreformen sind für den 22-jährigen Stubaier nichts Neues. Seit er 2006 in den Weltcup eingestiegen ist, hat er schon viele Änderungen und Einschnitte mitgemacht. "Ständig gibt’s was Neues, ich konnte noch nie zwei Saisonen hintereinander mit dem gleichen Material springen."

Feintuning

Seine außergewöhnlichen Flugeigenschaften scheinen unter dem hautengen Anzug nicht gelitten zu haben. Gregor Schlierenzauer, der wie die meisten seiner ÖSV-Teamkollegen bei den meisten Bewerben des Sommer-Grand-Prix pausierte, war in Hinzenbach als Fünfter auf Anhieb wieder der beste Österreicher. "Für September ist das in Ordnung", lächelt der Tiroler, "ich hab’ bis zum Weltcupstart noch genug Zeit, um am Setup zu feilen. Früher hätte ich mir um diese Zeit sicher schon mehr Druck gemacht."

Sein Teamkollege Thomas Morgenstern, der beim Heimbewerb auf Platz sieben landete ("ich war diesmal nicht richtig in Schuss"), hat ebenfalls noch mit der Materialumstellung zu kämpfen. "Das ist jetzt ein ganz anderes Skispringen", meint der Kärntner, "es braucht sicher noch Zeit, bis ich wieder das richtige Feeling finde."

Die ausländische Konkurrenz scheint da schon einen Flügelschlag weiter: In Hinzenbach war der Pole Maciej Kot eine Klasse für sich und gewann vor dem Deutschen Severin Freund. Dessen Landsmann Andreas Wank führt vor dem Finale des Sommer-Grand-Prix in Klingenthal am Mittwoch in der Gesamtwertung.

Weltcup: Schanze frei in Lillehammer

Neuer Startort
In den letzten Jahren hoben die Skispringer jeden Winter im finnischen Kuusamo ab. Heuer beginnt die Saison mit einem Bewerb auf der Normalschanze in Lillehammer (23. bis 25.11.).

Neue Schanzen
Auf die Adler warten im kommenden Weltcup-Winter neue Destinationen. Erstmals wird auf der Olympia-Schanze in Sotschi gesprungen, ebenfalls neu: der Bewerb im polnischen Wisla.

Neuer Bewerb
Das Mixed-Teamspringen (zwei Damen, zwei Herren) ist auch Disziplin bei der WM in Val di Fiemme (20. 2. bis 3. 3. 2013).

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