Sport/Wintersport/Ski-WM 2019

Prominente Einkehrschwünge: Für zwei Große ist nach Åre Schluss

Es hatte sich ja schon im Herbst angekündigt, dass nach dieser WM-Saison einige ganz Große des alpinen Skirennlaufs in die Pension wechseln, nun aber geht es doch schneller als von Lindsey Vonn und Aksel Lund Svindal erhofft. Es geht einfach nicht mehr, die Körper, speziell die Knie des 36-jährigen Norwegers und der 34-jährigen Amerikanerin sind den Belastungen ihres Berufs nicht mehr gewachsen. Vonn und Svindal werden in Åre ein letztes Mal zu sehen sein – dann ist Schluss.

Für Aksel Lund Svindal bietet sich die Gelegenheit, einen Kreis zu schließen. Denn vor zwölf Jahren ist bei der letzten WM in Schweden sein Stern so richtig aufgegangen: Gold in Abfahrt und Riesenslalom, wenig später gewann der sympathische Hüne auch noch erstmals den Gesamtweltcup, dazu die Disziplinwertungen in Riesenslalom und Kombination.

„Der Sport wird ihn sehr vermissen“, sagt Vincent Kriechmayr. Für den Oberösterreicher stehen die Chancen, dass sich der Olympiasieger in der Abfahrt von 2018 mit einem Coup verabschiedet, gar nicht schlecht. Denn Svindal hatte die – letztlich abgesagten – Rennen in Garmisch-Partenkirchen von seinem Fahrplan gestrichen und bereitet sich in Ruhe auf sein großes Finale vor. Kriechmayr: „Da können wir uns auf einiges gefasst machen.“

 

Aksel Lund Svindal im Porträt:

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Das Speed-Idol

Ob wie 2007 wieder norwegische Fans mit nacktem Oberkörper der Kälte von Åre trotzen, um ihr Idol zu Gold zu brüllen? „Viele Freunde und meine Familie werden da sein, das können schöne Rennen zum Abschied werden“, sagt Svindal, „ich fühle mich mental sehr gut vorbereitet.“

Mit zwei dritten Plätzen in Abfahrt und Super-G von Beaver Creek sowie dem Sieg im Super-G von Gröden hat er jedenfalls gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Die einzige Frage ist jene nach dem rechten Knie. Anhaltspunkte wird das erste Abfahrtstraining am Dienstagmorgen liefern.

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Die Unvollendete

Zu diesem Zeitpunkt bereitet sich Lindsey Vonn schon auf den vorletzten Start ihrer großen Karriere vor, denn am Dienstag um 12.30 Uhr geht es um die Medaillen im Super-G. Bereits am Montag haben die Damen ein erstes Abtasten mit der Abfahrtsstrecke.

Mit Åre hätte Lindsey Vonn ja an sich noch eine Rechnung offen: Als sie vor zwölf Jahren als Favoritin auf Gold in die Speedrennen ging, hatte sie das Pech, dass sich Lokalmatadorin Anja Pärson in Überform befand und beide Bewerbe gewann. Vonn blieb jeweils Silber, das Versäumte holte sie dann 2009 in Val d’Isère nach.

Jedoch hat sich inzwischen vieles verändert. Im vergangenen Jahr hatte die Amerikanerin im Scherz gemeint, mit einem „Robo-Knie“ könne sie noch weiterfahren. Nun aber ist klar: „Mein Körper ist gebrochen, nicht mehr zu reparieren, und er lässt mich nicht die letzte Saison bestreiten, von der ich geträumt habe.“

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Die Trainings und Rennen in Cortina waren zu viel, im ersten Training wurde bei einer Landung im Flachen nach dem Zielsprung der Wadenbeinnerv beschädigt, die weiteren Fahrten vergrößerten das Problem bis über die Schmerzgrenze, und die liegt bei Lindsey Vonn ohnehin jenseits des Vorstellbaren. Nach etlichen Stürzen und Hoppalas gibt es nicht viel in ihrem Körper, das noch nicht ramponiert worden wäre, zuletzt fuhr die 34-Jährige mit Schienen an beiden Beinen.

Dass sie Stenmarks Rekord von 86 Weltcupsiegen nicht mehr erreichen kann, ist angesichts aller Schmerzen ihr kleinstes Problem: „Ich hoffe, dass ich eines Tages noch mit meinen Kindern skifahren kann.“

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