Game Over für den Supermario
Von Christoph Geiler
Es war ein Anruf, der Mario Stechers Hoffnungen auf einen würdigen Ausklang seiner Karriere beendete. Am Dienstag meldete sich Cheftrainer Christoph Eugen, um dem Kombinierer mitzuteilen, dass er am Wochenende beim Weltcup in Val di Fiemme nicht mehr mit ihm plane – und damit auch nicht bei der Weltmeisterschaft in Falun.
Die drei Bewerbe wären für Stecher die letzte Gelegenheit gewesen, sich noch für einen WM-Start zu empfehlen. Diese Chance erhält der 37-Jährige nun erst gar nicht mehr. Weil sie beim ÖSV dem Oldie nach den bisherigen Ergebnissen offenbar den Leistungssprung nicht mehr zutrauen. Vielleicht aber auch, weil die Führungsriege vorzeitig einem eventuellen Wirbel während der WM aus dem Weg gehen will.
Stecher war schon immer einer, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg gehalten hat. Kraft seiner Verdienste und Erfahrung nahm er sich die Freiheit heraus, auch einmal unangenehme Sachen anzusprechen oder interne Kritik zu üben.
Die Ausbootung so kurz vor der WM nimmt Stecher erstaunlich gelassen hin. "Ich will ja nicht als der frustrierte, alte Sportler dastehen", sagte der 37-Jährige. Er sagt nur so viel. "Verstehen kann ich es nicht, dass ich in Val di Fiemme nicht dabei sein kann."
Aufholbedarf
43, 32, 22, 23, 24, 25, 32, 19 – wer auf den Namen Stecher stoßen wollte, der musste in diesem Winter die Ergebnislisten von hinten studieren. Der Steirer war erst mit Verspätung und mit Trainingsrückstand in den Weltcup eingestiegen und hatte vor allem auf der Schanze seine liebe Not. "Ich weiß, ich habe mich nicht aufgedrängt, aber ich war gerade dabei, in Schwung zu kommen."
Tatsächlich hatte sich der Routinier zuletzt in Sapporo mit passablen Sprungergebnissen (9.bzw.21.) zurückgemeldet, in der Loipe aber wegen Materialproblemen stets viele Positionen eingebüßt.
Stecher hätte sich mehr Vertrauen gewünscht, wahrscheinlich hätte er sich auch mehr Vertrauen verdient. "Ich hätte dem Team sicher helfen können. Und ich bin überzeugt, dass ich in Falun gut ausgesehen hätte." Stecher war in der Vergangenheit schon öfter am Tag X in Hochform. 2013 etwa hatte er nur wenige Tage nach einer Knie-OP WM-Silber geholt.
Jetzt wird Mario Stecher das erste Mal seit 2003 wieder ein Großereignis verpassen. Wie’s jetzt mit ihm weitergeht? "Keine Ahnung." Die WM in Falun wäre sein letztes großes Karriereziel gewesen, die Lust auf eine weitere Saison im Weltcup hält sich in Grenzen. Sieht ganz danach aus, als würde einer der größten Nordischen Sportler seine Karriere beenden. Heimlich, still und leise.
Mario Stechers Karriere