Sport/Wintersport

Ski alpin: Gesamtweltcup-Sieger wegen Corona? Kilde wehrt sich

Vereinzelt hört man Stimmen, die meinen, Aleksander Aamodt Kilde habe auch dank des vorzeitigen Corona-Abbruchs in der vergangenen Saison den Ski-Weltcup gewonnen. Der Norweger verwahrte sich nun dagegen. "In meinen Augen hatte ich eine gute Saison, vom ersten Rennen bis zum letzten", sagte er bei einem Mediengespräch. "Es hätte anders ausgehen können. Aber das ist nur Gerede." Vor der neuen Saison, die schon im Pandemie-Modus starten wird, hat der 28-Jährige auch Bedenken.

"Das war wahrscheinlich das größte Ziel, das ich je hatte. Aber natürlich, es noch einmal zu schaffen, würde auch nicht schaden", meinte Kilde knapp eine Woche vor dem Neustart in Sölden in Bezug auf den Gesamtweltcup. Wegen der Ausbreitung des Coronavirus war die Weltcup-Saison im vergangenen März vor den Rennen in Kranjska Gora abgebrochen und mit dem damaligen Stand final gewertet worden. Kilde gewann nach nur einem Saisonsieg, aber gleich 22 Top-Ten-Plätzen mit 54 Punkten Vorsprung auf den Franzosen Alexis Pinturault erstmals die große Kristallkugel.

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Gewiss, bei den Technik-Bewerben in Kranjska Gora hätte Pinturault die Chance gehabt, Boden gut zu machen. Darum wollten die Diskussionen, Kilde sei ein besonders glücklicher Gewinner, auch nie ganz verstummen. Ernsthaft beschäftigt habe er sich damit aber nie. "Ich bin glücklich mit dem, was ich erreicht habe. Was die anderen denken, ist nicht so wichtig in diesem Fall. Ich hatte immer ein gutes Gefühl wegen meiner Leistung", hielt Kilde fest, der seine Stärken in Super-G und Abfahrt hat, letztes Jahr aber auch im Riesentorlauf konstant punktete.

Sein Fokus ist längst schon auf die kommende Saison gerichtet, in der es wegen Corona weniger Speed-Rennen gibt als im Vorwinter. "Es sind viele Konkurrenten da draußen, die mir den Status wieder wegnehmen wollen. Man kann nicht im Bett liegen und auf den Erfolg warten, man muss wieder rein in die Schuhe und wieder in die Gänge kommen." Pinturault und sein Landsmann Henrik Kristoffersen werden laut Kilde auch heuer die gefährlichsten Gegner sein. "Wir hatten einen guten Kampf, Henrik, Pinturault und ich. Ich weiß, das sind wirklich, wirklich großartige Skifahrer."

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Im Februar 2021 sollen in Cortina d'Ampezzo Weltmeisterschaften stattfinden, im Jahr darauf die Olympischen Spiele von Peking. "Da oder dort eine Medaille zu gewinnen, wäre toll. Und auch mehr Rennen zu gewinnen, das ist eigentlich in diesem Jahr das größte Ziel. Hoffentlich ist eines davon bei der WM", umriss Kilde seine sportlichen Vorstellungen in naher Zukunft. Zwei Weltcup-Abfahrten und zwei Super-G hat er sich bisher gekrallt.

Am kommenden Sonntag geht es in Sölden mit dem Riesentorlauf los - ohne Live-Publikum. "Es ist schwer vorstellbar, über die Ziellinie zu fahren, und der einzige Sound, den man hört, kommt aus den Lautsprechern und von deinen Teamkollegen, die in die Hände klatschen", sagte der Norweger, der auch privat zurückgezogen mit Landsmann Lucas Braathen in Sölden ein Apartment bewohnt. "Wir haben eine Köchin. Wir dürfen nicht in den Supermarkt gehen, wir dürfen eigentlich überhaupt nicht das Gebäude verlassen. Nur draußen ein bisschen Fußball spielen, aber das ist es eigentlich."

Das Wichtigste sei derzeit, dass er seinen Beruf noch ausüben kann. Allerdings müsse man immer die Gesamtsituation im Blick haben. "Wir müssen uns bewusst sein, dass die Situation von Land zu Land unterschiedlich ist. Und wir reisen in unterschiedliche Länder. Wir müssen echt darauf achten, dass das Umfeld und die Bedingungen sicher sind, wenn wir die Rennen organisieren", warf Kilde ein. "Das wird schwierig, und jeder weiß das. Sobald es über das Ziel hinausschießt, müssen wir stoppen", forderte er. "Denn die Gesundheit steht immer an erster Stelle."