Sport/Wintersport

Generationswechsel im Damen-Skisport

Die eine ist gerade einmal 25 und hat praktisch alles gewonnen, was es auf Skipisten zu gewinnen gibt.

Die andere ist noch keine 20 und bereits stolze Besitzerin von Olympia-Gold, WM-Gold und zwei kleinen Kristallkugeln.

Die dritte im Bunde hat mit 23 Jahren ebenfalls schon einen großen Erfahrungsschatz und eine beeindruckende Trophäensammlung.

Und von der vierten, auch erst 25 Jahre jung und nur deshalb noch ohne Medaille, weil der Verletzungsteufel gar so oft zugeschlagen hat, erzählen sich alle Experten und Trainer Wunderdinge.

Alle vier zusammen, Anna Fenninger, Mikaela Shiffrin, Lara Gut und Tina Weirather, verkörpern den Generationswechsel, der sich im Damen-Skisport vollzogen hat. Längst sind die Jungen aus dem Schatten der routinierten Golden Girls getreten, wie Lindsey Vonn, Tina Maze und Maria Höfl-Riesch gerne genannt werden, die in den letzten Jahren den Damen-Rennzirkus geprägt und teilweise nach Belieben dominiert haben. Und so ist es auch kein Zufall, dass vor dem Saisonauftakt mit dem Riesentorlauf in Sölden (9.30 bzw. 12.45 Uhr, live in ORF eins) die Jungstars aus Österreich, den USA, der Schweiz und aus Liechtenstein im Mittelpunkt stehen.

Frischer Wind

"Wir waren lange die jungen Unbekümmerten", erzählt Weltcupgesamtsiegerin Anna Fenninger, "aber wir alle werden reifer, haben mehr Erfahrung und rücken da jetzt nach. Man kann schon sagen: Jetzt kommt die neue Generation. Und: Jetzt kommen die besten Jahre."

Olympiasiegerin Anna Fenninger erinnert sich noch gut an den Erstkontakt mit dem Rettenbachferner vor sieben Jahren. Startnummer 57, Nervosität, Hektik, Muffensausen vor dem steilen Hang. Inzwischen ist die Salzburgerin abgebrühter geworden, sie weiß aber: "Für das Selbstvertrauen wäre es schon wichtig, anzuschreiben. Dann weiß man, dass der Weg stimmt. Sonst bleibt einen Monat lang ein schlechteres Gefühl."

Hartes Los

Auch die Schweizerin Lara Gut, die bereits in jungen Jahren als Über-Talent gehandelt wurde, musste in die Favoritenrolle erst hineinwachsen. "Ich hatte nie Zeit zum Lernen, wie der Spitzensport funktioniert. Mit 17 hast du Mühe, dein eigenes Leben zu führen. Aber verglichen mit Anna Fenninger, die ständig mit Annemarie Moser-Pröll verglichen wurde, hatte ich riesiges Glück", sagt die 23-Jährige, die im Vorjahr in Sölden triumphiert hat.

Während die Jungstars also den Routiniers zusehends den Rang ablaufen, geht Elisabeth Görgl einen anderen Weg: Die 33-Jährige eifert der jungen Generation nach und geht mit der Zeit. Seit Sölden ist Görgl als eine der letzten Läuferinnen Mitglied der Facebook-Gemeinde.

Acht Weltcupsiege, Kristallkugeln für die Gesamt- und Riesentorlaufwertung und sechs Medaillen bei den Olympischen Spielen in Sotschi: Erfolgreicher hätte die erste Saison von Österreichs Damen-Chef Jürgen Kriechbaum kaum laufen können. "Für mich persönlich muss man das auch nicht toppen", sagt der 47-jährige Oberösterreicher, für den heute mit dem Riesentorlauf in Sölden die zweite Amtsperiode beginnt. Vor dem Auftakt spricht Kriechbaum über ...

... hohe Erwartungen"Kann schon sein, dass der Selbstwert und das Selbstvertrauen im Team nach den Erfolgen gesteigert sind. Aber sobald du das erste Mal verlierst, ist das alles wieder weg. Zu hohe Erwartungen setzen viel zu sehr unter Druck. Mir geht es viel mehr darum, wie die Läuferinnen an die Aufgaben herangehen. Wenn sie runterbremsen oder mit zu wenig Kampfgeist ans Werk gehen, mag ich das nicht. "

... das amerikanische Prinzip"Wir wollen guten Rennsport zeigen, befreit fahren und den Druck abstreifen. Das ist ein bisschen das amerikanische Prinzip. Dort fällt keinem ein Zacken aus der Krone, wenn er fünf Mal ausfällt. Wenn man das so sieht, tut man sich schon leichter."

... Zukunftshoffnungen"Im Slalom hat mit Marlies Schild unsere Siegläuferin der vergangenen Jahre aufgehört. Wir haben noch keine Nachfolgerin in der Qualität, auch wenn wir ein paar sehr gute Läuferinnen haben, die sicher das Vermögen mitbringen, unter die Top 3 zu fahren. Im Riesenslalom ist es neben Anna Fenninger das Gleiche. Da bleibt die Frage, inwieweit Brem, Zettel oder jüngere Läuferinnen aufschließen können."

... Anna Fenninger"Sie hat zwar ‚nur‘ vier Riesentorläufe und einen Olympia-Super-G gewonnen, aber sie hat eine unheimliche Konstanz über die Saison gezeigt. Man kann nicht immer mit so guten Leistungen rechnen, weil Glück und Pech oft wichtige Komponenten sind."