Das Motto von Skeleton-Star Flock: Neue Leichtigkeit mit 6 Kilo mehr
Von Christoph Geiler
Wenn sich Janine Flock heute olympische Gedanken macht, dann verfällt sie nicht mehr in Groll und Katzenjammer wie früher.
Mit der Abgeklärtheit einer 35-Jährigen ordnet die Skeletonpilotin all ihre negativen Episoden bei Olympia inzwischen als wertvolle Erlebnisse für ihren Erfahrungsschatz ein. „Das nimmt mir keiner, was ich erlebt habe.“
Karriere
Janine Flock (*25. 7. 1989) ist die erfolgreichste Skeletonpilotin, die Österreich hervorgebracht hat.
Erfolge
Die Tirolerin gewann in den Saisonen 2014/’15 sowie 2020/’21 den Gesamtweltcup und stand bei Weltmeisterschaften dreimal auf dem Podest. Die einzige Trophäe, die ihr fehlt, ist eine Olympia-Medaille.
3 EM-Titel
gewannn die Rumerin. 2014, 2016 und 2019 raste sie zur Goldmedaille. Aktuell hält sie bei zehn EM-Medaillen.
Kurz gesagt ist Olympia mit Janine Flock bisher richtig Schlitten gefahren – bedauerlicherweise nicht umgekehrt. 2014 in Sotschi stand sie neben der Spur, nachdem kurz vor dem Abflug in einem Drohbrief ihre Entführung angekündigt worden war.
2018 in Pyeongchang hatte sie als Führende den vierten und letzten Lauf in Angriff genommen, um dann um läppische zwei Hundertstelsekunden an der Medaille vorbeizuschrammen.
2022 in Peking hatte sie sich schließlich selbst dermaßen unter Druck gesetzt, dass sie nie richtig auf Touren kam und als Mitfavoritin nur auf Rang 10 landete.
„Natürlich ist das alles ein Drama“, erklärt Janine Flock, „aber ich habe dabei auch einiges gelernt: Erstens muss es passieren und zweitens darf man es nicht erzwingen. Das funktioniert einfach nicht.“
Zweieinhalb Jahre nach der großen olympischen Enttäuschung in Peking spricht die routinierte Tirolerin heute offen über die körperlichen Probleme, die ihr damals zu schaffen gemacht haben. „Du stehst auf und dann hast du vor dem ersten Lauf deine Tage“, erzählt Janine Flock im KURIER-Gespräch.
Mit ihren 35 Jahren lebt und trainiert die zweifache Gesamtweltcupsiegerin heute viel bewusster und hört mehr in ihren Körper hinein.
„Da gehört auch der weibliche Zyklus dazu. Wenn ich merke, ich komme in meine Phase, dann weiß ich, dass ich mich schonen muss. Früher habe ich das ignoriert und bin drüber gegangen.“
Große Sehnsucht
Hätte sie mit Olympia nicht so viele negative Erfahrungen gemacht, wer weiß, ob Janine Flock ihre Skeleton-Karriere nicht schon auf Eis gelegt hätte.
Eine Olympiamedaille ist die einzige Trophäe, die in ihrer umfangreichen Sammlung noch fehlt, diese Sehnsucht nach einem glänzenden Abschluss 2026 bei den Winterspielen in Cortina treibt sie an, wenn sie im Hochsommer ihre schweißtreibenden Einheiten in der Kraftkammer absolviert.
„Ich habe mit Olympia noch eine Rechnung offen. Und ich spüre in mir, dass es das noch nicht gewesen sein kann.“
Wenn in einem Monat in Korea die neue Weltcupsaison startet, dann flitzt Flock mit einem Hintergedanken durch den Eiskanal.
Alles ist auf den Februar 2026 und die vier Läufe bei Olympia ausgerichtet. Für die „Mission Medaillentraum“ tüftelte sie im Windkanal an einer aerodynamischeren Fahrposition und testete Materialien für den Rennanzug.
6 Kilo mehr
Flock nahm außerdem über den Sommer bewusst sechs Kilo zu, „weil es meinen Rücken schont, mir am Start hilft und auch in der Bahn von Vorteil ist.“ Dazu hat sie wieder ihren langjährigen Bahntrainer Michael Grünberger an ihrer Seite.
Das größte Plus von Flock ist und bleibt freilich ihre Erfahrung. Nach eineinhalb Jahrzehnten im Weltcup kann der Tirolerin keiner so schnell etwas vormachen. Das Duell Alt gegen die deutlich Jüngeren spornt die 35-Jährige an. „Es ist der Reiz, dass ich den Jungen zeige, dass es mit 35 noch geht. Die sollen nur wissen: Ihr braucht mich nicht abschreiben. Ich kann noch abliefern.“