Rot-weiß-rote Festspiele beim Nachtslalom der Snowboarder
Arvid Auner freute sich riesig über den Sieg beim Parallelslalom in Bad Gastein. "Es ist ein Wahnsinnsgefühl, daheim ganz oben auf dem Podium zu stehen." Er hatte soeben seine Teamkollegen Benjamin Karl, Alexander Payer und Lukas Mathies auf die Ränge zwei bis vier verwiesen.
Doch nicht nur der Grazer, das ganze österreichische Team schien die Freude über seinen ersten Weltcupsieg zu teilen. Fast noch enthusiastischer als der Sieger selbst zeigte sich Benjamin Karl, der im Finale gegen Auner verloren hatte. "Arvid redet schon zwei Jahre davon, mal mit mir im Finale zu stehen. Das war für mich fast so emotional wie bei den Großereignissen", sagt der Zimmerkollege und Freund.
Auch Daniela Ulbing hatte an diesem Dienstag Grund zur Freude. Sie konnte in Gastein ihren zweiten Saisonsieg einfahren und sich noch mehr Selbstbewusstsein vor Olympia holen. "Ich find voll cool, dass ich das heute so runter gebracht hab", sagt die Kärntnerin. "Ich genieße das sehr." Nach einem Schnitzer im großen Finale hat sie das Rennen "schon kurz abgeschrieben", dann aber doch noch den Sieg erreicht. Im Weltcup konnte sie wichtige Punkte machen, den Schwung will sie jetzt zu den nächsten Rennen auf der Simonhöhe in Kärnten mitnehmen.
Julia Dujmovits konnte sich nach einem fast schon verlorenen Achtelfinale zurückkämpfen (ihre Gegnerin wurde nachträglich disqualifiziert) und erreichte am Ende noch Rang vier.
Leere Kulisse
Wehrmutstropfen bei den rot-weiß-roten Festspielen der Snowboarder in Gastein: Sie sind - coronabedingt - ohne Zuschauer über die Bühne gegangen. Der Wintersportort, der nach Angaben von Gastronomen in den Weihnachtsferien noch zu rund 80 Prozent ausgebucht war, ist dieser Tage leergefegt.
Dort, wo normalerweise rund 2.000 Menschen auf einer Tribüne stehen, um die Weltcuprennen zu verfolgen, standen am Dienstag nur rund 150. Betreuer und Teamkolleginnen sorgten neben Popmusik für Stimmung. Vor allem bei Fahrern und Fahrerinnen aus Osterreich und der Schweiz wurde es laut. Im Falle der rot-weiß-roten Fahrer scheint das Anfeuern bei -4°C gewirkt zu haben.
Blick richtung Peking
Am Mittwoch starten die starken österreichischen Snowboarder beim Mixed-Teambewerb. Danach geht es weiter zum Weltcup auf der Simonhöhe in Kärnten. Nach den Rennen in Österreich wird der ÖSV seinen Race-Snowboard-Kader bekannt geben. Die Olympiasiegerin von 2014, Julia Dujmovits, will es noch einmal wissen. „Ich hab immer das Ziel, ganz vorne mitzufahren. Dafür probiere ich beim Weltcup derzeit oft Dinge aus, die mich gute Platzierungen kosten.“ Ihr gehe es darum, so gut vorbereitet nach Peking zu fahren, dass sie das Rennen dort „genießen“ kann, sagt die Burgenländerin.
Auch die Kärntnerinnen Daniela Ulbing und Sabine Schöffmann sind nach ihren Weltcupsiegen Medaillenanwärterinnen. Bei den letzten Spielen sei Ulbing noch etwas „steif“ gewesen, sagt die 23-Jährige. Wenn sie heuer wieder dabei ist, hofft sie, „die nötige Lockerheit“ an den Start zu bringen. Vier Plätze sind für die Snowboarderinnen vorgesehen. Claudia Riegler hat gute Chancen, Nummer vier zu werden.
Bei den Herren wird es enger. Nach dem Sieg in Gastein hat sich Arvid Auner schon mal angeboten, auch wenn bei der Quali für den olympischen Parallel-Riesentorlauf die Platzierungen im Parallel-Slalom zweitrangig sind.
Nach den Heimrennen gilt es, ein paar Tage „die Batterien aufzuladen“, danach geht es ins Olympia-Training. Nach dem erfolgreichen Weltcup in Bad Gastein hat das Team – in dem sich neben einer Olympiasiegerin außerdem Weltmeister und Weltcupsieger befinden – in Peking schließlich einiges vor.