Sport/Wintersport

Penz und Fischler stehen in der Pflicht

Das olympische Feuer mag irgendwann einmal ausgehen, die olympischen Gedanken aber die bleiben. Sie verfolgen einen manchmal sogar bis in den Schlaf. Peter Penz und Georg Fischler würden viel dafür geben, wenn sie ihre negativen Erinnerungen an die Olympischen Spiele endlich auf Eis legen könnten, aber Sotschi 2014 holt die beiden Kunstbahnrodler immer wieder ein. "Ganz aus den Köpfen werden wir das wohl nie mehr raus bringen", fürchtet Georg Fischler, "es ist einfach verdammt bitter, wenn du die Chance auf eine Medaille hast und es dann verkackst."

In Sotschi waren die Tiroler Doppelsitzer im Februar auf dem Weg zur sicheren Medaille vom Kurs abgekommen. Nach einem Patzer rutschten sie mehr ins Ziel, als dass sie rodelten und in dieser bittersten Stunde der Karriere schien es nicht sicher, ob die beiden jemals wieder professionell auf einem Schlitten sitzen würden.

Neue Motivation

Zumindest in dieser Hinsicht haben sich Peter Penz und Georg Fischler kein Beispiel an ihren Vorbildern Andreas und Wolfgang Linger genommen. Die Doppelolympiasieger haben mit der Silbermedaille von Sotschi ihre Laufbahn beendet, aber ihre Teamkollegen sind irgendwann im Frühjahr dann doch zum Schluss gekommen, "dass das für uns noch nicht alles gewesen sein kann."

Wenn vor dieser Saison auch noch Penz/Fischler dem Eiskanal adieu gesagt hätten, dann wäre der sportliche SuperGAU für den österreichischen Kunstbahnrodelsport perfekt gewesen. Denn die beiden sind inzwischen die letzten und einzigen Hoffnungsträger auf eine Fortsetzung der österreichischen Erfolgsära (siehe unten). "Sie sind unsere Kracher", weiß Rodelsportdirektor Markus Prock.

Kracher – das ist die Prock’sche Bezeichnung für Weltklasserodler, so wie er selbst einmal einer war. Kein Pratzler vor und nach ihm hat in Österreich die hohe Kunst des Kunstbahnrodelns so beherrscht, wie der zehnfache Weltcupgesamtsieger aus dem Stubaital. "Wie ich aufgehört hab’, hat es auch ein Loch gegeben", erinnert sich der 50-Jährige.

Alte Sorgen

Diesmal allerdings ist der Aderlass im rot-weiß-roten Eiskanal aber noch größer. Denn neben den Linger-Brüdern hat sich nach Olympia auch noch Nina Reithmayer (Olympiasilber 2010) in die Rodel-Rente verabschiedet. "Wir dürfen uns nicht zu viel erwarten und müssen geduldig sein", schwört Prock die Öffentlichkeit vor dem Saisonauftakt am Wochenende in Igls bereits auf eine kleine Dürreperiode ein. Bei den Damen wäre es schon ein Erfolg, würde ab und zu eine der jungen Österreicherinnen den Sprung in die Top Ten schaffen, bei den Herren hofft Prock auf Ausreißer nach oben – sprich Fahrten unter die ersten sechs. "Podestplätze und Medaillen kann man nur von Penz/Fischler verlangen."

Neuer Schlitten

Die Doppelsitzer spüren, dass sie nun in der Pflicht stehen. "Uns ist bewusst, dass wir beide jetzt im Fokus stehen und wir die Top-Ergebnisse liefern sollen", sagt Georg Fischler. Um mit der ungewohnten Führungsrolle im Rodelteam umgehen zu können, haben die beiden nach Olympia komplett neue Wege beschritten: neuer Konditionstrainer, neuer Schlitten, neue Reize. "Das war auch dringend notwendig. Wir hatten so viel Spaß, wie seit Jahren nicht."

Ob die Freude allerdings ausreicht, um bis zur Heim-WM 2017 oder gar bis zu den nächsten Winterspielen 2018 in Südkorea weiterzurodeln, ist ungewiss. "Bei uns hängt viel von dieser Saison ab. Wenn wir erfolgreich sind, dann sieht’s für die Zukunft nicht so schlecht aus."

Dann würde in Peter Penz und Georg Fischler vielleicht auch wieder das Feuer für Olympia brennen.

1992 – Albertville Gold (Doris Neuner), Silber (Angelika Neuner, Markus Prock), Bronze (Markus Schmid)
1994 – Lillehammer Silber (Prock), Bronze (Angelika Tagwerker)
1998 – Nagano Bronze (A.Neuner)
2002 – Salt Lake Bronze (Prock)
2006 – Turin Gold (Andreas und Wolfgang Linger)
2010 – Vancouver Gold (Linger/Linger), Silber (Nina Reithmayer)
2014 – Sotschi Silber (Linger/L.).