Sport/Wintersport

Manuel Feller: "Jeder weiß, wo die Grenzen sind"

Manuel Feller empfängt den KURIER zum Interview in Wien. Er präsentiert seinen neuen Sponsor Airwaves Koffein. Die aktuelle Entwicklung  lenkt das Gespräch bald in eine andere Richtung.

Sie sind ein Musik-Fan und -Kenner. Mit welcher Nummer würden Sie ihre aktuelle Gefühlslage beschreiben?

Es kommen Frühlingsgefühle auf, nach dem Großereignis und zwei Rennen vor dem Schluss. Es war eine Saison mit Höhen und Tiefen. Doch welche Musik könnte das beschreiben? Musik ist so vielfältig, das alles ist Kunst. Die Metal-Musik von Dominik Paris finde ich auch gut, wenn man das, was er macht, singen nennen kann. Bei mir geht es eher um Reggae und Dancehall, deshalb entscheide ich mich für: „Chronixx – Here Comes Trouble“. Das passt gut zu mir.

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„Here Comes Trouble“ passt derzeit auch zum ÖSV. Nach zwei erfolgreichen Weltmeisterschaften beherrscht das Thema Doping die Medien. Hat der ÖSV genug in der Anti-Doping-Arbeit getan?

Natürlich ist Doping im Alpin-Sport nicht das große Thema. Man hat so viele Einflussfaktoren: Technik, Material, Kopf. Da bin ich sehr froh, dass ich so eine Sportart erwischt habe. Trotzdem wird im Verband präventiv gearbeitet. Es fängt schon in den Schulen an, spätestens im HIB Saalfelden und im Skigymnasium Stams. Im Sportkundeunterricht macht man das Thema Doping jedes Jahr durch und man wird aufgeklärt über das Thema. Im Bundesheer gab es das Thema. Und auch am Anfang der Karriere als ÖSV-Sportler bekommt man ein Briefing, was Doping bedeutet und welche Konsequenzen das hat. Man muss ja zum Beispiel die Ausbildungskosten zurückzahlen, wenn man überführt wird.

Wie war die Reaktion des ÖSV?

In der jetzigen Situation wird uns natürlich noch einmal auf die Finger geklopft und gesagt: Passt auch mit den Nahrungsergänzungsmitteln auf. Wir bekommen schon viel Hilfe, wir haben Kontakte zu Ärzten, an die wir uns wenden können. Wir haben wirklich viele Informationen. Ich kann nicht sagen, dass der Verband etwas falsch gemacht hätte. Was den Alpin-Sport betrifft, kann ich jeden beruhigen: Bei uns war Doping nie ein Thema.

So wie Johannes Dürr waren auch Sie in Stams. Er hat von Medikamenten und Nahrungsergänzungsmitteln schon in der Schule berichtet.

Jeder Spitzensportler verwendet Nahrungsergänzungsmittel. Wenn ich nicht trainiere, habe ich einen Kalorienverbrauch von mehr als 5000 Kalorien am Tag. Wie soll man das mit Essen zusammenbringen. Ich fresse richtig, aber da braucht es Hilfe. Es gibt keinen, der das nicht mit einem Eiweiß- oder Kalorienshake zusätzlich zuführt. Außerdem ...

Außerdem?

Wir sind ja massiv anfällig auf Bakterien und Viren, da wir mit dem Körper immer am Limit sind. Wir fliegen von einen Flughafen zum anderen. Gewisse Vitamine führen wir zu, das ist Standard, das ist in jeder Sportart so. Ich könnte auch zehn Äpfel essen ... Wir Sportler versuchen, unsere Körper auf legalem Wege in Form zu bringen. Wir essen ja in der Wettkampfphase auch fast keinen Zucker. Und wenn ich krank bin, muss ich auf Mamas Hausapotheke zurückgreifen, weil so vieles verboten ist.

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Dürr hat von einer Apotheke auf den Nachtkästen in Stams gesprochen.

In Stams steht dann auf dem Nachtkastl Vitamin B oder Vitamin C oder Zink, wenn jemand einen Mangel hat. Wenn jemand Schlafprobleme hat, nimmt er Melatonin. Jeder der viel reist, kennt das. Aber das sind ja keine Medikamente. Darum passt mir der Ausdruck „Apotheke“ gar nicht. Das sind Nahrungsergänzungsmittel.

Aber der Schritt von Nahrungsergänzungsmittel zu illegalen Produkten ist nicht weit.

Doch. Wenn ich zum Munterwerden Kaffee brauche, werde ich in zehn Jahren deswegen nicht Kokain nehmen. Ich kann ein Vitamin nicht mit einem Medikament vergleichen. Ich kann homöopathische Produkte auch nicht mit chemischen vergleichen. Jeder weiß, wo die Grenzen sind. Sobald ich diese überschreite, kann ich nicht sagen, ich wurde dazu verleitet.

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Früher hatten Sie oft massive körperliche Probleme. Die heurige Saison verlief schmerzfrei?

Als Spitzensportler zwickt es immer irgendwo. Vor sechs Jahren hatte ich den ersten von drei Bandscheibenvorfällen. Ich habe in den letzten Jahren teilweise das Training auslassen müssen. Ich habe immer gesagt, wenn ich bis 30 Ski fahre, war das eine gute Karriere. Alles, was dazu kommt, nehme ich dankend an. Aber heuer bin ich so fit und so schmerzfrei wie noch nie. Vielleicht geht die Karriere doch länger, vielleicht bis 35.

Sind sie ein politischer Mensch?

Ich interessiere mich für Politik und dafür, was auf der Welt abläuft. Aber es fällt mir schwer, ein Fan einer bestimmten Politik zu sein. Ich komme mit der Politik auf keinen grünen Zweig, ich habe für Politiker sehr wenig Sympathie. Es wird zu viel getrickst, so wie es überall ist, wo viel Geld im Spiel ist. Barak Obama war vielleicht ein guter Politiker. Aber dann bekommt er den Friedensnobelpreis in einem Jahr, wo er sechs Länder bombardiert hat. Das passt nicht zusammen.

Nützen Sie Ihre Popularität, Ihre Meinung kundzutun?

Die Frage ist: Bei welchem Interview sage ich was. Wenn ich im Ziel abschwinge, dauert es zwei Minuten, bis ich vor der Kamera stehe. Dass ich da nicht immer das Intelligenteste sage, ist eh logisch. Ich habe da gerade eine sportliche Leistung auf der Piste gebracht und gleich darauf soll ich eine intellektuelle vor der Kamera bringen. Das ist nicht einfach.

Reisen Sie nach der Saison gleich nach Jamaika?

Nach dem letzten Rennen gibt es noch Skitests und die österreichische Meisterschaft. Erst Anfang April sehe ich keinen Schnee mehr. Dann geht es für zwei Wochen nach Jamaika mit zwei Cousins und meinem Bruder. Dann ist eh schon wieder Konditionstraining angesetzt.

Haben Sie noch eine Freude am freien Skifahren?

Frei fahren macht Spaß. In den letzten sechs Jahren bin ich gerade an sechs Tagen zum freien Skifahren gekommen. Und das waren die schönsten Tage auf Skiern mit den dicken Latten bei perfekten Verhältnissen.

Das heißt, das Rennfahren macht gar nicht so viel Spaß?

Nein. Der coolste Moment ist diese eine Minute, wenn man vom Starthaus rausfährt bis ins Ziel. Da fällt die ganze Nervosität weg. Das ist ein Gefühl im Wettkampf, das kann man mit nichts anderem holen.