Sport/Wintersport

Mark S.: Der Arzt hinter der Doping-Affäre von Seefeld

Mark S. ist in der Sportszene kein Unbekannter. Dem 40-Jährigen Mediziner aus Erfurt war in seiner früheren Rolle als Radsport-Teamarzt schon die Verwicklung in Doping-Praktiken vorgeworfen worden. Er hatte dies stets bestritten, nachdem er vom ehemaligen Rad-Dopingsünder Bernhard Kohl schwer belastet worden war.

Doch nicht nur Kohl, auch andere Radsportler des Gerolsteiner-Teams, für das S. nach der Jahrtausendwende arbeitete, belasteten den Mediziner schwer. Etwa der Deutsche Stefan Schumacher, der ihn vor dem Gericht bezichtigte, ihm beim Dopen geholfen zu haben. Der Erfurter wies auch da die Vorwürfe zurück. 

5.000 Euro pro Saison

Nun steht Mark S. wieder im Fokus. Auch nach der Doping-Razzia in Seefeld führen die Spuren zu ihm. Wie die Bild berichtet, hatte sich S. in einer in Erfurt angemieteten Garage eingerichtet. Bei den Hausdurchsuchungen wurden dort mehr als 40 Blutbeutel sichergestellt. Angeblich seien diese mit Tarnnamen versehen gewesen.

Einer der beiden betroffenen estnischen Langläufer, Karel Tammjärv, soll 2016 die Zusammenarbeit mit S. begonnen haben. Den Kontakt hatte der ehemalige estnische Trainer Mati Alaver hergestellt. "Die Blutentnahmen und -injektionen fanden in Frankfurt und Berlin statt", sagte der Athlet. Zum ersten Mal sei Tammjärv Ende Sommer 2016 Eigenblut abgenommen worden, das ihm im folgenden Winter bei der Weltmeisterschaft in Lahti wieder injiziert wurde. Um das Doping zu finanzieren, sei Sponsorengeld verwendet worden.

Laut Bild sollen die Sportler, die bei Mark S. behandelt wurden, etwa 5.000 Euro pro Saison bezahlt haben. In Summe soll es sich dabei um 50 bis 60 Sportler aus verschiedenen Sportbereichen handeln. So sollen in seiner Praxis neben Ski-Langläufern auch Fußballer, Schwimmer, Radsportler, Handballer und Leichtathleten behandelt worden sein.

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"Es werden sicherlich auch noch andere Sportarten betroffen sein", hatte schon am Mittwoch Dieter Csefan vom österreichischen Bundeskriminalamt (BK) gesagt und von einem weltweit agierenden Netzwerk und einer "kriminellen Organisation" gesprochen.

Mediziner kooperiert "vollumfänglich"

Mark S. war in seiner Jugend selbst Leistungssportler. Wie der MDR berichtet, war der Mediziner als alpiner Skifahrer aktiv und besuchte eine Sportschule in Erfurt. Er studierte Medizin und promovierte in der Leistungsdiagnostik. Heute betreibt er unter anderem eine Praxis für Allgemeinmedizin gemeinsam mit seiner Mutter. Dort wurde er am Mittwoch auch verhaftet.

Am Donnerstag schließlich wurde ein Haftbefehl gegen Mark S. erlassen, der Arzt wird nach einem Termin beim Ermittlungsrichter in die Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht, sagte ein Sprecher des Erfurter Amtsgerichtes. Er selbst will mit den Behörden "vollumfänglich" kooperieren. Das sagt zumindest sein Rechtsanwalt Andreas Kreysa. "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut", zitiert ihn die Bild.

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Dem 40-Jährigen droht eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren, sollte ihm und seinen mutmaßlichen Komplizen in der Causa ein gewerbs- oder bandenmäßiges Delikt nachgewiesen werden. Neben strafrechtlichen Konsequenzen droht dem Mediziner auch ein berufsrechtliches Verfahren durch die Landesärztekammer Thüringen. "Sollten sich die Vorwürfe gegen den Arzt bestätigen, wird die Kammer mit aller Härte vorgehen", sagte eine Kammersprecherin.

Das könne für den Arzt den Verlust der ärztlichen Zulassung (Approbation) bedeuten. "Wir sind sehr betroffen über das, was bekannt geworden ist." Der Landessportbund Thüringen entzog der Praxis bereits die Lizenz als "Sportmedizinische Untersuchungsstelle" in Thüringen.

Keine Hinweise auf deutsche Athleten

Und auch der deutsche Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) äußerte sich zur Doping-Causa. Er begrüßte die Festnahmen und Ermittlungen und sprach in Berlin von einem "schönen Erfolg beim Kampf gegen Doping, was da in Österreich geschehen ist".

Hinweise, dass auch deutsche Athleten in den Skandal verwickelt sein sollen, sieht die NADA aktuell jedenfalls nicht. "Aber ich würde jetzt nichts ausschließen in Bezug darauf, was die Ermittlungen weiter ergeben", sagte NADA-Vorstand Lars Mortsiefer am Freitag.

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