Sport/Wintersport

Kampf gegen ein gemeines Virus: Das härteste Rennen von Rodel-Star Kindl

Das Schlimmste sei die Ungewissheit gewesen, sagt Wolfgang Kindl. Er hat gespürt, dass mit ihm irgendwas nicht stimmt und sein Körper völlig verrücktspielt, doch auch die Ärzte wussten nicht, was mit ihm los ist.

Die wilden Symptome ließen beim Rodel-Weltmeister die Alarmglocken schrillen. Wolfgang Kindl war ein körperliches Wrack. „Ich hatte einen Ruhepuls von 100 und ständig Fieber, die Lymphknoten waren geschwollen, mir hat es den Hals komplett zugeschnürt, ich konnte teilweise kaum atmen“, erzählt der 36-Jährige. „Ich bin nur mehr im Bett gelegen.“

Vor gut zwei Wochen war Wolfgang Kindl dann dermaßen schlapp, dass er sich am Sonntag freiwillig in die Klinik einliefern ließ. „Mir ist es richtig dreckig gegangen.“

Erst nach weiteren intensiven Untersuchungen stellte sich heraus, welches Virus den Tiroler Topsportler so in die Knie gezwungen hat: Das berüchtigte Pfeiffersche Drüsenfieber, eine Erkrankung, die selbst die agilsten Athleten umwirft. 

„Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nichts tun können, weil ich einfach fix und fertig war. Wenn ich einige Stufen gestiegen bin, hat es mir den Puls auf 150 raufgeschossen.“

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Lebensgefahr

Die Ärzte legten Wolfgang Kindl ein striktes Sportverbot auf. Mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber ist nicht zu spaßen. 

Die Milz des 36-Jährigen ist gerade stark vergrößert, ein Stoß oder Sturz könnte im aktuellen Zustand zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen. „Auch meine Leberwerte passen im Moment überhaupt nicht“, sagt der amtierende Gesamtweltcupsieger im Doppelsitzerrodeln (mit Partner Thomas Steu).

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Ein strenges Sportverbot trifft gerade einen wie Wolfgang Kindl hart, der ständig in Bewegung ist und als echtes Multitalent gilt. 

Mit diesen Eigenschaften und seinem unbändigen Ehrgeiz hat er Zeit seiner Karriere auch alle Skeptiker und Kritiker Lügen gestraft. Nicht nur einmal hatte sich der 1,66 Meter kleine Tiroler anhören müssen, dass er es mit dieser Statur im Kunstbahnrodeln nicht weit bringen würde.

Heute bekleidet Kindl in seinem Sport den Rang eines Eisheiligen, in seiner Trophäensammlung finden sich 16 Medaillen von Großereignissen. D

ie in Rodlerkreisen bedeutendste Trophäe gewann er im letzten Winter: Auf seine alten Tage sattelte der Tiroler vom Einsitzer in den Doppelsitzer um und holte mit Thomas Steu auf Anhieb den Gesamtweltcup.

Wolfgang Kindl muss nun vorerst leiser treten, im Idealfall kann er in sechs Wochen wieder auf dem Schlitten sitzen. „Ich merke, dass es seit einer Woche langsam aufwärtsgeht“, sagt der 36-Jährige. „Ich glaube, dass mich auch das nicht aus der Bahn werfen wird.“