Sport/Wintersport

Kriechmayr rettet ÖSV-Abfahrer vor Debakel – Überraschungssieg in Beaver Creek

Nur gut, dass schon so viele Eintrittskarten für die Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach-Hinterglemm an den Fan gebracht wurden. Österreichs Ski-Herren sind nämlich in diesem Winter noch keine Ticketseller.

Nach den ersten vier Rennen fällt die Bilanz sehr ernüchternd aus und steht in keinem Verhältnis zum Aufwand, den der Österreichische Skiverband betreibt: Kein Sieg, kein Podestplatz, der fünfte Rang von Vincent Kriechmayr in der ersten Saisonabfahrt in Beaver Creek ist aus ÖSV-Sicht schon das Ausrufezeichen. Ein stummes Ausrufezeichen wohlgemerkt.

Einziger Österreicher in Top 15

„Es ist einfach nicht aufgegangen“, meinte der Routinier im Ziel. Im Abschlusstraining auf der berühmten Birds of Prey-Piste hatte Vincent Kriechmayr noch die Bestzeit markiert, im Rennen präsentierte sich der Oberösterreicher dann wie im letzten Winter: Schlampig, wie es Kriechmayr so gerne selbstkritisch formuliert. „Es war eine Summe von vielen Kleinigkeiten.“

Und wenn Vincent Kriechmayr einmal nicht sein Potenzial abruft, dann sieht es gleich düster aus im ÖSV-Abfahrtsteam. Weil es im Moment keinen Läufer gibt, der für das heimische Aushängeschild in die Bresche springen kann.

In der ersten Saisonabfahrt in Beaver Creek musste der 33-Jährige einmal mehr den Alleinunterhalter mimen. Als einziger Österreicher schaffte es Kriechmayr in die Top 15. Ein Lichtblick war der junge Steirer Stefan Eichberger, der in seiner zweiten Weltcupabfahrt in die Punkteränge fuhr. Der Rest enttäuschte.

Nach drei Kreuzbandrissen: Erster Weltcupsieg

Das Schweizer Skiteam ist da weit besser aufgestellt als die Österreicher. Im Sog von Marco Odermatt, der in den letzten drei Saisonen die große Kristallkugel gewann, reifen die Teamkollegen zu Siegertypen. In Beaver Creek schlug am Freitag Justin Murisier die große Stunde.

Ein Mann, den viele schon längst abgeschrieben hatten, weil er sich gefühlt die gesamte Laufbahn nur im Krankenstand befand: Drei Kreuzbandrisse, Operationen an der Bandscheibe, ständige Wehwehchen, erst am Dienstag hatte sich der 32-Jährige im Training in Beaver Creek die Schulter ausgekugelt.

„Ich hatte in meiner Karriere echt viele Verletzungen“, meinte Justin Murisier nach dem Sensationssieg in Beaver Creek, seinem ersten Erfolg im Weltcup. „Ich bin stolz, dass ich das erleben darf.“

Am Samstag geht’s in Beaver Creek mit dem nächsten Speedrennen weiter: Im Super-G sollten sich die Österreicher besser verkaufen als in der Abfahrt. Im vergangenen Winter hatte Kriechmayr in dieser Disziplin zwei Weltcupsiege gefeiert.