Sport/Wintersport

Kitzbühel-Rennen: Viele Fragezeichen über dem Hahnenkamm

Kurz nach 12 Uhr stapft am Mittwoch ein verärgerter Arbeiter durch das Zielgelände von Kitzbühel und schimpft: "Wir stehen da und wissen gerade nicht, ob wir überhaupt noch weiter machen können." Eine halbe Stunde später sollte Tirols Landeshauptmann Günther Platter verkünden, was sich am Vormittag hinter den Kulissen bereits angebahnt hatte: keine fünf Rennen innerhalb von neun Tagen in Kitzbühel.

Das Coronavirus leitet den Weltcup um. Die beiden für Samstag und Sonntag geplanten Slalom-Bewerbe wurden auf die Hermann-Maier-Piste nach Flachau verlegt, wo am Dienstagabend schon die Damen fuhren.

Das gilt es dabei zu wissen:

Warum wurden die zwei Rennen abgesagt?

Die Corona-Situation in Tirol sei derzeit eine "durchaus überschaubare und gute", sagte ein Sprecher des Landes. In der Stadt Kitzbühel gibt es derzeit zehn Infizierte, die Fallzahlen im Bezirk sind rückläufig. Im benachbarten Jochberg verzeichnete man aber 24 aktive Infizierte, inklusive der 17 Fälle der britischen Virus-Mutation (siehe rechts). Nach dem Corona-Skandal von Ischgl wollten sich die Behörden nun keine Blöße geben. Die Verlegung der Slalom-Rennen sei eine Vorsichtsmaßnahme, sagte Platter.

Nun sollen im gesamten Bezirk Kitzbühel PCR-Tests durchgeführt werden, damit zumindest die Hahnenkammrennen (zwei Abfahrten und ein Super-G) von 22. bis 24. Jänner stattfinden können. Sollten dabei keine "Auffälligkeiten" zu erkennen sein, werden diese Rennen ausgetragen, sagte Platter.

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Wie ist die Stimmungslage in Kitzbühel?

"Wir haben in den vergangenen zwei Tagen ein Wechselbad der Gefühle erlebt", gesteht Bürgermeister Klaus Winkler. Nach der Euphorie über den Zuschlag der beiden Wengen-Rennen folgte nun der Tiefschlag mit der Absage der Slaloms am Wochenende. "Uns hat nicht das Virus gestreift, sondern die Diskussionen über das Virus."

Ist die Corona-Lage in Flachau so viel besser?

Nein. Die zwei Slalom-Rennen wurden ja von Wengen (Kanton Bern) über Kitzbühel nach Flachau (Bezirk St. Johann/Pongau) umgeleitet. Die 7-Tages-Inzidenzen sind wie folgt: Bern 200, Kitzbühel 204, St. Johann 360.

Ist der Kitzbüheler Ski-Club gegen einen Ausfall der Rennen versichert?

Ja. Allerdings nur, wenn das Wetter zum Spielverderber wird und keine Rennen zulässt. Fallen die Rennen dem Coronavirus zum Opfer, dann bleiben die Kitzbüheler auf ihren Kosten sitzen. "Es gibt leider keine Versicherung für eine pandemiebedingte Absage", sagt KSC-Präsident Michael Huber.

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Welcher finanzielle Schaden entsteht dem Ski-Club durch die Geisterrennen?

An einem normalen Hahnenkammwochenende werden am Fuße der Streif bis zu 100.000 Fans begrüßt. Die ausbleibenden Zuschauereinnahmen fallen extrem ins Gewicht. "Der Best Case wäre, wenn wir mit einer Null aussteigen", erklärt Huber.

Wie funktionieren die Covid-Maßnahmen im alpinen Ski-Weltcup?

Das Präventionskonzept, das der ÖSV beim Saisonauftakt im Oktober in Sölden präsentiert hat, dient mittlerweile als Blaupause für alle Weltcuprennen: Die Bewerbe finden ausnahmslos ohne Publikum statt, alle Beteiligten, vom Rennläufer bis zum Journalisten, müssen einen negativen Covid-Test vorlegen. Dazu wird im Zielgelände penibel auf die Abstandsregeln geachtet. Dank dieser strengen Vorgaben konnte der Weltcupkalender fast programmgemäß eingehalten werden.

Wird man nach den Testungen das Rennen in Kitzbühel live sehen können?

Der Zielraum in Kitzbühel ist praktisch mitten im Ort. Allerdings wird der Bereich kommende Woche weiträumig abgesperrt. Auch die Skipisten entlang der Streif sind an den Renntagen gesperrt. Für Ski-Touristen ist die Hahnenkammbahn zwar geöffnet, Profis und Offizielle haben allerdings Vorrang. Bürgermeister Klaus Winkler appelliert an die Vernunft der Ski-Fans: "Kommt bitte heuer nicht nach Kitzbühel!"

Weshalb ist es sinnvoll, dass zwei Slaloms in Flachau und eine Woche danach zwei Abfahrten und ein Super-G in Kitzbühel stattfinden?

Normalerweise kommen in Kitzbühel Slalom- und Speedfahrer an einem Wochenende zusammen. Diesmal kommt es zu keiner Durchmischung. Die Slalom-Spezialisten fahren ein Wochenende davor in Flachau, die Speed-Experten danach die drei Rennen in Kitzbühel. Unterbringung und Organisation werden dadurch einfacher.

Wurde in Kitzbühel das Preisgeld reduziert?

Nein. Der Super-G-Sieger freut sich über 68.500 Euro Preisgeld, der Sieger der Hahnenkamm-Abfahrt bekommt 100.000 Euro. Das ist fast doppelt so viel, wie im alpinen Weltcup üblich.