Jagd auf die Meisterschützen
Von Christoph Geiler
Wenn Dominik Landertinger beginnt, von früher zu erzählen, dann könnte man fast meinen, der Tiroler habe bereits ähnlich viele Jahre auf dem Buckel wie der gute alte Ole Einar Björndalen (41) aus Norwegen. Dabei ist Landertinger erst 26. Aber er ist schon lange genug dabei, um feststellen zu können, dass der Biathlonsport seit seinem WM-Titel 2009 noch einmal eine enorme Wandlung vollzogen hat. Es ist in der Zwischenzeit nämlich noch schwieriger geworden, Schützenfeste zu feiern, als es ohnehin immer schon war. In den Worten von Dominik Landertinger: "Es werden heute so gut wie keine Fehler mehr geschossen."
Tatsächlich präsentierten sich die Biathleten in diesem Winter zusehends als Meisterschützen, es gab heuer bereits Wettkämpfe, bei denen fast alle Sportler in den Top 15 ohne einen einzigen Fehlschuss geblieben sind. Völlig ausgeschlossen, dass eine österreichische Biathlon-Staffel mit einer Schießleistung, die 2010 noch zu Olympiasilber gereicht hatte, nun auch bei der Weltmeisterschaft in Kontiolahti (Finnland) Grund zum Jubeln hätte: mit einer Strafrunde und acht Nachladern geht heute der Schuss nach hinten los. "Die Dichte ist einfach brutal", weiß auch Landertinger. "Die Trauben hängen hoch."
Medaille im Visier
Wie eng es mittlerweile im Biathlon zugeht, haben nicht zuletzt die ÖSV-Sportler in diesem Winter bereits erlebt. Die Bandbreite reicht von einem zweiten Rang (Simon Eder) bis hin zu Rennen, in denen der beste Österreicher als 31. ins Ziel kam. "Du darfst dir am Schießstand nicht den kleinsten Fehler erlauben und in der Loipe keine Schwächen zeigen", weiß Routinier Eder.
Mit zwei Medaillen haben sich die ÖSV-Biathleten bei den Olympischen Spielen in Sotschi die Latte selbst sehr hoch gelegt. "Diesmal wären wir schon mit einer Medaille extrem zufrieden", sagt der Nordische Sportdirektor Markus Gandler.
Die besten Aussichten haben die Österreicher wohl im Staffelbewerb. Aber auch da hat die Mannschaft in dieser Saison schon alles durchgemacht: ein 13. Platz als negativer Höhepunkt steht da genauso zu Buche wie ein dritter Rang bei der WM-Generalprobe. "Wir haben bewiesen, dass wir es drauf haben", sagt Gandler.
Der Sportdirektor hat zwar nun die Weltmeisterschaft in Kontiolahti im Blick, im Visier hat er allerdings bereits 2017. Dann wird die WM im heimischen Hochfilzen stattfinden. "Das ist das große Fernziel, auf das wir beim Verband alle hinarbeiten."