Sport/Wintersport

Hirscher erneut Gesamtweltcup-Sieger

Der 24-jährige Salzburger Marcel Hirscher steht definitiv als Gesamtweltcupsieger fest und hat das große Kristall damit erfolgreich verteidigt. Der norwegische Kontrahent Aksel Lund Svindal erklärte am Donnerstagnachmittag, dass er sein Slalom-Material nicht auspacken wird und auf ein Antreten im Torlauf am Sonntag beim Saisonfinale in Lenzerheide verzichtet.

Hirscher hat vor den beiden technischen Bewerben 149 Punkte Vorsprung auf Svindal und gilt in beiden Rennen als Sieganwärter, Svindal hingegen hätte im Torlauf keine Chance auf Punkte gehabt.

"Nein. Das macht keinen Sinn, ich werde den Slalom nicht fahren. Die Frage hätte sich nur gestellt, wenn die beiden Rennen (Abfahrt und Super-G/Anm.) nicht abgesagt worden wären", beantwortete Svindal eine entsprechende Frage. "Marcel hat sich den Sieg im Gesamtweltcup verdient. Ich werde den Slalom als Zuschauer genießen." Der Erfolg von Hirscher bedeutete den elften ÖSV-Gesamtsieg bei 47 Auflagen, die meisten "Großen Kristallkugeln" hat der Luxemburger Marc Girardelli mit fünf Stück zu Hause, dahinter folgen der Salzburger Hermann Maier, der Italiener Gustavo Thöni und der Schweizer Pirmin Zurbriggen mit je vier.

Nicht gut drauf

Hirscher hat die Freude über den Gesamtsieg aber noch nicht zugelassen, nach dem Sturz seines Teamkollegen Klaus Kröll im Skandal- und Abbruch-Super-G am Donnerstag war er alles andere als in Feierstimmung. "Ich bin nicht aufgelegt zum Lustig- und Gutdraufsein. Ich denke derzeit an Klaus, wie es ihm geht. Unfälle passieren, aber wenn es nicht sicher für uns Athleten ist, ist es dumm. Es ist nicht wert, ein Rennen zu starten, wenn es gefährlich ist", sagte der verärgerte Hirscher. Er sei den ganzen Tag angespannt gewesen, und es sei mit dem Sturz von Klaus auch noch beschissen ausgegangen. "Gut drauf bin ich jetzt sicher nicht."

Erst am späteren Abend fiel es dem 24-Jährigen leichter, sich über seinen Triumph zu freuen. "Ich werde es erst dann wirklich realisieren und begreifen, wenn ich die Kristallkugel schlussendlich in den Händen halte. Von dem her sind die Gefühle noch nicht extrem am Überkochen, aber natürlich ist es schon einmal ein tolles Gefühl und ein befreites Gefühl natürlich", sagte Hirscher, der sich auch über sehr anerkennende Worte von Aksel Lund Svindal freute: "Aksel ist ein unglaublich sympathischer, netter Kerl, auch wenn die Kameras nicht aufgedreht sind. Ich schätze ihn extrem und habe sehr großen Respekt. Er war und ist über Jahre hinweg einer der Größten des Skisports, die es je gegeben hat. Es ehrt mich extrem, wenn so ein großer, der mir vorgemacht hat, zweimal den Gesamtweltcup zu gewinnen, so tolle Worte für mich findet."

Hirscher gewann 2012/2013 fünf Slaloms (inklusive ein Parallelevent) und einen Riesentorlauf. Svindal entschied vier Super-G und eine Abfahrt für sich. In beiden Disziplinen holte sich der Skandinavier, der heuer auch Abfahrts-Gold gewann, die kleine Kugel. Weltmeister Hirscher schlug in der Slalom-Wertung zu.

Gratulation zum Gesamtsieg!
Marcel Hirscher: Ja, aber es interessiert mich momentan nicht sehr. Ich bin nicht aufgelegt zum Lustig- und Gutdraufsein. Ich denke derzeit an Klaus, wie es ihm geht. Unfälle passieren, aber wenn es nicht sicher für uns Athleten ist, ist es dumm. Es ist nicht wert, ein Rennen zu starten, wenn es gefährlich ist.

Beschreiben Sie Ihre Gefühle.
Rennen können abgesagt werden. Aber es ist zäh, wenn die Gesundheit vom Athleten nicht mehr im Mittelpunkt steht, was soll dann noch irgendwo einen Wert haben? Die Gesundheit ist generell das Wichtigste, das wir haben. Ich hatte so das Gefühl, das wollten sie unbedingt durchdrücken. Klaus ist einer, der am meisten Erfahrung von allen hat im Starterfeld. Wenn ihm solche - unter Anführungszeichen - Sachen passieren, wo er nichts dafür kann, dass der Wind von hinten so draufdruckt, dann stellt euch vor, ich fahre - ohne Routine und Erfahrung. Na gratuliere. Aber es ist so auch noch genug passiert. Es ist einfach tragisch und furchtbar, wenn die Sicherheit nicht ganz gewährleistet ist.

Haben Sie schon vor der Absage darüber nachgedacht, auf ein Antreten zu verzichten?
Ich habe zehn Minuten bevor das Rennen abgesagt wurde entschieden, dass ich nicht starte. Ich war schon beim Auto, als die Absage kam. Ich habe mit Mike (Trainer Michael Pircher), Matti (Cheftrainer Mathias Berthold) und Papa beschlossen, dass ich nicht fahren werde.

Man hört, dass die Jury die Fahrer in die Entscheidung, ob das Rennen gefahren wird, eingebunden hat. Wie ist das abgelaufen?
Was am Start war, weiß ich nicht. Ich war in der Hütte. In der Hütte hat Ted (Ligety/Anm.) die Frage gestellt, ob wir ein Rennen fahren wollen. Die Hauptstimmen waren für nein. Dann wurde die Diskussion gestartet, wie es mit Fairness ist, das war fifty fifty. Und dann ist es um die Sicherheit gegangen. Da war eindeutig zu sehen, wenn die Sicherheit gewährleistet ist, fahren wir. Aber wir können das nicht sehen und klären, ob die Sicherheit gegeben ist. Wir fahren immer, wenn die Sicherheit passt. Aber das muss die FIS sagen.

Tut es Ihnen für Svindal ein bisschen leid, dass er hier keine Möglichkeit mehr hatte, noch in Abfahrt und Super-G Punkte zu holen, weil beide Bewerbe abgesagt wurden?
Ja und nein. Das Wetter können wir Menschen nicht verändern. Wenn das erste Rennen der Saison abgesagt worden wäre, hätte keiner drüber diskutiert.

Das Genießen des zweiten Gesamtweltcupsiegs fängt dann morgen an?
Das ist bei mir zu weit weg. Das interessiert mich jetzt nicht. Meine generelle Stimmung ist jetzt nicht auf das. Ich bin den ganzen Tag angespannt gewesen, hin und her, hin und her und hin und her. Und jetzt ist es mit dem Sturz von Klaus auch noch beschissen ausgegangen. Gut drauf bin ich jetzt sicher nicht.

Geboren am 2. März 1989 in Hallein/Salzburg
Wohnort: Annaberg/Salzburg
Größe/Gewicht: 1,73 m/70 kg
Familienstand: ledig, Freundin Laura
Ski: Atomic
Schuhe: Atomic
Verein: Skiclub Annaberg
Hobbys: Motocross, Kajak, Musik
Homepage: http://www.marcelhirscher.at/

Größte Erfolge:
Weltcup:
Gesamtsieger 2011/12 und 2012/13
Riesentorlauf-Weltcupsieger 2011/12
Slalom-Weltcupsieger 2012/13
18 Siege (10 Slalom, 7 Riesentorlauf, 1 Parallelbewerb)
Olympia:
4. Riesentorlauf 2010, 5. Slalom 2010
WM (3 Medaillen - 2 Gold/1 Silber):
Gold Slalom und Teambewerb sowie Silber Riesentorlauf 2013 in Schladming
4. Riesentorlauf 2009 in Val d'Isere
Teilnahmen 2009, 2013
Junioren-WM:
Gold Riesentorlauf 2007 und 2008 sowie Slalom 2008
Silber Slalom 2007 und Super-G 2009
Bronze Riesentorlauf 2009
Europacup: Gesamt- und Slalom-Sieger 2007/08
Sonstiges: Österreichs "Sportler des Jahres 2012"