Ski-Herren-Chef Puelacher: "Qualität statt Quantität"
Von Christoph Geiler
Es war für Cheftrainer des österreichischen Herrenteams auch schon einmal schwieriger, die Auserwählten für ein Großereignis zu finden. Vor allem in der Abfahrt hatte in der Vergangenheit mitunter so ein Griss um die Startplätze geherrscht, dass bei Weltmeisterschaften oder Olympia nicht nur einmal 24 Stunden vor dem Bewerb noch zur internen Qualifikation gebeten wurde. Nicht immer war der Wettkampf vor dem Wettkampf freilich förderlich.
Insofern darf sich der österreichische Herren-Chef Andreas Puelacher durchaus glücklich schätzen, dass sich sein Team für die WM in Åre (5. bis 17. Februar) praktisch von selbst aufstellt und ihm und vor allem den Athleten die kräfteraubenden und nervigen Ausscheidungsrennen erspart bleiben.
Viele Fixstarter
Es sind bis zum Saisonhöhepunkt zwar noch elf Bewerbe ausständig, doch schon jetzt zeichnet sich die österreichische Mannschaft in groben Zügen ab. Mit dem Quartett Max Franz, Matthias Mayer, Vincent Kriechmayr und Hannes Reichelt in den Speeddisziplinen. Und mit Marcel Hirscher, Manuel Feller, Michael Matt und Marco Schwarz im Slalom, die alle in dieser Saison bereits auf dem Podest standen.
Ganz anders gestaltet sich aktuell die Situation im Riesentorlauf. Bis zum Klassiker an diesem Samstag in Adelboden (10.30 bzw 13.30 Uhr live in ORFeins), dem vorletzten Riesentorlauf vor der WM in Schweden, haben sich nur der dreifache Saisonsieger Hirscher und sein Atomic-Markenkollege Feller empfehlen können. „Dahinter haben wir im Moment leider eine Lücke“, stellte zuletzt auch ÖSV-Sportchef Hans Pum fest.
Zwar darf Österreich in dieser Disziplin dank Titelverteidiger Marcel Hirscher wie im Slalom fünf Starter stellen, doch das heißt noch lange nicht, dass deshalb in Åre auch ausgewiesene Riesentorlauf-Spezialisten zum Zug kommen müssen. Durchaus denkbar, dass etwa Marco Schwarz oder ein Abfahrer starten. Puelacher: „Jeder hat noch die Chance, auf den WM-Zug aufzuspringen.“
Hohe Anforderungen
Vizeweltmeister Roland Leitinger (23.als bestes Saisonergebnis), Routinier Philipp Schörghofer (20.) oder Johannes Strolz (17.) konnten sich bislang aber noch nicht aufdrängen. Und schon gar nicht entsprachen ihre Leistungen den hohen Ansprüchen und Anforderungen von Andreas Puelacher, der vor dem Rennen in Adelboden klarstellt. „Ich will nur Leute zur WM mitnehmen, die auch um Medaillen fahren können.“
Zu einer Skurrilität wie zuletzt bei den Olympischen Spielen in PyeongChang wird es also nicht mehr kommen. Damals war Philipp Schörghofer nominiert worden, ohne im gesamten Winter auch nur einmal im Weltcup am Start gewesen zu sein. „Es geht nur um die Qualität, und nicht um die Quantität“, ergänzt Puelacher.
Mit dieser Einstellung unterscheidet sich der Tiroler deutlich von vielen seiner Vorgänger. In der Vergangenheit wäre es oft undenkbar gewesen, dass der ÖSV mehr Frauen als Männer zu einem Großereignis entsendet. Aber schon bei der letzten WM in Sankt Moritz waren die ÖSV-Damen in der Überzahl gewesen.
„Ich sehe das sehr pragmatisch“, erklärt Puelacher, „ob jetzt mehr Damen oder Herren dabei sind, ist mir persönlich egal. Es geht darum, dass wir so aufgestellt sind, dass wir um die Medaillen mitkämpfen können.“