Sport/Wintersport

Haben die polnischen Skispringer einen Wunderschuh?

Es sind die üblichen Spielchen vor einer neuen Skisprung-Saison. Altbekannt und oft auch altbewährt. Wenn die Adler in den Weltcup-Winter abheben, dann schwirren die Gerüchte rund um den Schanzentisch und eine Erzählung ergibt die andere. "Das Problem ist, dass keiner weiß, wo er wirklich steht", sagt Stefan Kraft.

Vor dem Saisonstart in Wisla (23. und 24. November) dringen nun vor allem aus Polen interessante Neuigkeiten zur Konkurrenz. Seit Tagen kennen die polnischen Medien nur mehr ein Thema: Das innovative Schuhwerk, auf das die polnischen Skispringer neuerdings setzen.

Das polnische Team rund um Adam Malysz hat sich auf die Füße gestellt, und in einer kleinen Manufaktur einen eigenen Schuh entwickeln lassen. Angeblich, so berichten jedenfalls die polnischen Medien, sollen die Athleten allein dadurch sechs bis acht Meter weiter springen.

"Es ist schwer zu sagen, wie viele Meter dieser Schuh jetzt tatsächlich bringt. Aber sie helfen uns definitiv", wird der neue polnische Cheftrainer Michal Dolezal auf onet.pl zitiert. "Sie sind jedenfalls besser, als die Schuhe, mit denen wir bisher gesprungen sind."

Unsere größte Waffe

Natürlich hat auch ÖSV-Direktor Mario Stecher die Material-Entwicklungen der Konkurrenz genau verfolgt. Es ist tatsächlich so, dass der Schuh die Springer schon lange drückt. Während sich auf dem Sektor der Anzüge, der Ski und der Bindung das Material extrem weiter entwickelt hat, hat sich beim Schuh kaum etwas getan. "Das sind in Wahrheit die Schuhe, mit denen wir schon vor zwanzig Jahren gesprungen sind", erzählt Stecher.

Bislang haben fast alle Skispringer ihre Schuhe ausnahmslos von einer deutschen Firma bezogen. Zwar wurde immer wieder experimentiert, auch der ÖSV hat mit seiner Technologieabteilung vor Jahren schon ein eigenes Schuhprogramm ins Leben gerufen, doch die Erfolge wollten sich nicht einstellen. "So einen Schuh zu produzieren ist nicht einfach", sagt Stecher.

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Die Polen scheinen offenbar einen Schritt weiter zu sein. Angeblich besitzt jeder Springer einen maßgeschneiderten, individuell angepassten Schuh. Die Athleten schwärmen jedenfalls von dem neuen Material. "Du hast während des Fluges ein besseres Gefühl", meint Piotr Zyla, "sie helfen uns in der Luft", ergänzt Superstar Kamil Stoch. Cheftrainer Dolezal geht sogar noch weiter: "Diese Schuhe sind unsere größte Waffe."

 

 

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Wunderschuh? Die größte Waffe? ÖSV-Direktor Mario Stecher lässt sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. "Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass ein Schuh allein fünf, sechs Meter bringt. Tatsache ist, dass die Polen durch die Bank eine sehr gute Technik haben. Deshalb springen sie so weit."

Seinen österreichischen Schützlingen traut er zu, gleich beim Saisonauftakt in Wisla im Spitzenfeld zu laden. Die letzten Trainingseinheiten am Bergisel, wo sich gestern auch Vorjahrsdominator Ryoyu Kobayashi (JPN) den Feinschliff holte, stimmen Stecher zuversichtlich. "Zwei, drei unserer Athleten sind ganz gut dabei."