Sport/Wintersport

Frischluftzufuhr im Eishockey

Noch schnell den Schnee auf die Seite räumen, Tore markieren, Handschuhe und Haube richten – und los geht’s mit dem Eishockeyvergnügen auf dem gefrorenen Teich.

So oder so ähnlich begannen die meisten Karrieren von Profispielern in vielen Ländern. Dank eines neuen Trends fühlen sie sich immer öfter an ihre ersten Schritte mit Schlittschuhen, Schläger und Puck erinnert. Freiluftspiele sind in den letzten Jahren in allen Eishockey-Nationen in Mode gekommen.

An diesem Wochenende bekommt auch die Erste Bank Liga wieder eine Frischluftzufuhr. Fehérvár veranstaltet auf dem Városligeti Mujégpálya zwischen Heldenplatz und Schloss Vajdahunyad das „Winter Classic“. Am Freitag war Tabellenführer Salzburg mit einer 3:6-Niederlage ein willkommener Gegner auf der stimmungsvollen Anlage vor 4000 Fans im Herzen der ungarischen Großstadt. Heute gastiert Rekordmeister KAC (17.30 Uhr, ServusTV) auf dem Platz, der seit 1870 den Eissportlern gehört.

Die Erinnerung

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Von den beteiligten Spielern ist immer wieder die gleiche Aussage zu hören. „Als Kind bin ich in Kärnten im Winter immer auf dem See zum Eishockeyspielen gewesen“, sagte Salzburg-Stürmer Daniel Welser. KAC-Co-Trainer Dieter Kalt erinnert sich: „Ich war jede freie Minute auf dem Teich. So hat alles begonnen. Die Freiluftspiele sind eine wunderbare Sache, aber die Spieler müssen auch wissen, dass es um Punkte geht.“ Der Klagenfurter, der als U-20-Teamtrainer bei der heute beginnenden B-WM in Polen ist und daher nicht nach Budapest kommen kann, war selbst noch aktiv, als der KAC das bisher einzige Open-Air-Spektakel in Österreich durchführte. Am 9. Jänner 2010 kamen zum Ligaspiel zwischen KAC und Villach 30.500 Fans ins Klagenfurter Fußballstadion und sorgten für den bis dato unerreichten Zuschauerrekord in der Liga.
Nicht die meisten Zuschauer, dafür die meiste Beachtung verdiente sich Zagreb im September 2012. Sogar CNN schickte ein Team zu den beiden Spielen im fast 2000 Jahre alten römischen Amphitheater von Pula. Die Bilder der Eishockey-Gladiatoren an der Adria gingen um die Welt.

Der Trend zu großen Eishockey-Events außerhalb der Eishallen kommt wie vieles im Sport aus Nordamerika. In der National Hockey League hat das „Winter Classic“ bereits Tradition. Dabei wird am 1. Jänner in Baseball- oder Football-Stadien gespielt. In zwei Wochen könnte gar der Zuschauer-Weltrekord gebrochen werden. Denn Detroit und Toronto spielen im riesigen Stadion der College-Football-Mannschaft der University of Michigan. 2010 sorgte das Duell zwischen der Heimmannschaft und jener der Michigan State University mit 104.173 für die bisherige Bestmarke bei einem Eishockeyspiel. Aufgrund des großen Erfolges hat die NHL aber die Pläne ausgebaut und veranstaltet Ende Jänner und im März fünf weitere Spiele in großen Stadien. Am 29. Jänner werden auch die Österreicher Thomas Vanek und Michael Grabner mit den Islanders gegen die Rangers im Baseball-Stadion der Yankees spielen.

Die Marktführer

Ein Profiteur dieser Entwicklung in Europa ist die Firma AST aus Tirol. Vom Wiener Eistraum bis zur Eisfläche bei der WM 2010 in der Fußball-Arena in Gelsenkirchen, geht alles auf das Konto von AST. „Wir bauen in dieser Saison zirka 300 Eisbahnen auf der ganzen Welt“, sagt Verkaufsleiter Manfred Mair. Wolle man in einem Fußball-Stadion eine Spielfläche haben, kostet das 150.000 Euro. Dazu kommen noch die von der Temperatur abhängigen Energiekosten.

Eigentlich ein Schnäppchen, wenn man an die Zigtausenden Zuschauer und an den Werbewert denkt.

College

104.173 U. Michigan – M. State, Ann Arbor, 11. Dezember 2010.

Weltmeisterschaft

77.803 DeutschlandUSA,

Gelsenkirchen, 7. Mai 2010.

National Hockey League

71.217 BuffaloPittsburgh, Buffalo, 1. Januar 2008.

Österreich

30.500 KAC – Villacher SV, Klagenfurt, 9. Jänner 2010.