Frauen-Slalom in Levi: ÖSV-Enttäuschung beim 75. Shiffrin-Sieg
Mit einem deutschen Déjà-vu endete der erste Saisonslalom des WM-Winters: Lena Dürr setzte im finnischen Levi ihren Aufstieg aus der vergangenen Saison fort und führte bei Halbzeit mit 0,55 Sekunden Vorsprung auf die Schwedin Anna Swenn-Larsson. Schon bei Olympia in Peking hatte die Bayerin nach Lauf eins geführt, damals war die 31-Jährige bis zur letzten Zwischenzeit auf Siegeskurs gelegen, am Ende gab es Platz vier. Am Samstag geschah in Schweden dasselbe.
So war der Weg frei für Mikaela Shiffrin aus den USA, die ihren 75. Weltcupsieg feierte, den 48. im Slalom. Auf den Plätzen landeten die Schwedin Anna Swenn-Larsson (+0,16) und Petra Vlhova aus der Slowakei (+0,20). Dürrs Abstand auf das Top-Trio war mit 0,75 Sekunden bereits deutlich.
Bedingte Aufholjagd
Die Österreicherinnen zeigten nach einem enttäuschenden ersten Durchgang – Beste war noch Chiara Mair mit 1,55 Sekunden Rückstand auf Platz 13 – im zweiten Versuch angriffslustig. Katharina Liensberger schob sich mit der viertbesten Laufzeit vom 16. Platz immerhin noch auf Rang elf (+1,77). Die Slalom-Weltmeisterin aus Göfis in Vorarlberg bei Halbzeit bereits 1,65 Sekunden Rückstand auf Lena Dürrs Bestzeit eingehandelt: „Es war sicher nicht das, was man sich vorstellt. Es ist ein großer Rückstand, wir werden das gut analysieren und dann daran arbeiten. Schon ganz oben war ein Schwung, der nicht ganz sauber war, auch im Steilhang hätte ich die Skier sicherlich besser gehen lassen können, denn es war ja ein leichter Lauf.“
Vor dem zweiten Lauf hat sie dann den Ski gewechselt, mehr Selbstvertrauen und auch mehr Zutrauen ins Material waren die Folge, erklärte Katharina Liensberger. „Dann konnte ich auch mehr pushen, ans Limit gehen und die Skier laufen lassen. Aber es heißt definitiv weiterarbeiten."
Liensbergers Teamkolleginnen konnten im zweiten Versuch nicht mehr zulegen, womit die Göfnerin die Beste in Rot-Weiß-Rot blieb. Katharina Truppe wurde 15. (+2,47), Marie-Therese Sporer 16. (+3,03), Katharina Huber 19. (+3,09), Chiara Mair 20. (+3,12) und Franziska Gritsch 25. (+3,71).
Rechtzeitig aufgetaut
Der finnische Winter hatte doch noch gerade rechtzeitig ein Einsehen mit den besten Slalomfahrerinnen des Planeten: Am Donnerstag blieb das Thermometer in Levi unterhalb der Marke von minus 20 Grad stecken, am Samstag waren die Temperaturen immerhin schon wieder einstellig. Im Gefrierkasten von Lappland wurde dieses Mal nicht nur der erste Torlauf des WM-Winters gegeben, sondern das erste Frauen-Rennen der Weltcup-Saison überhaupt – Riesenslalom in Sölden (schlechtes Wetter), zwei Abfahrten in Zermatt/Cervinia sowie der Parallelbewerb in Zürs (Schneemangel) waren ja abgesagt worden.
Eine Premiere war auch, dass im Vorfeld viele Teams auf dem Rennhang in Lappland trainieren konnten - unter ihnen auch Mikaela Shiffrin. Für die erfolgreichste Alpine der Gegenwart war es eine Premiere. „Das macht einen riesigen Unterschied, das hätte ich in diesem Ausmaß nicht erwartet“, sagte die Amerikanerin. Passen musste hingegen die Siegerin des letzten Torlaufs der vergangenen Saison - die Slowenin Andreja Slokar fällt nach ihrem Erfolg in Méribel für den WM-Winter wegen eines Kreuzbandrisses aus.
Die letzten vier Slaloms in Levi hat freilich die Slowakin Petra Vlhova gewonnen, drei mal vor Shiffrin, einmal vor der Schweizerin Michelle Gisin (zweites Rennen 2020). Für die Österreicherinnen waren die bisherigen 19 Bewerbe am Polarkreis nur zwei Mal von einem Sieg gekrönt – Marlies Schild (heute Raich) gewann 2006 und 2010.
Da capo am Sonntag
Lena Dürr hat am Sonntag die nächste Chance, ihrer Landsfrau Maria Höfl-Riesch nachzueifern: Um 10.15 und 13.15 Uhr MEZ folgt der zweite Slalom von Levi, und die Slalom-Olympiasiegerin des Jahres 2010 hält bei drei Erfolgen auf der Piste Levi Black (2004, 2009, 2012). Damit liegt sie in der Bestenliste auf dem dritten Rang hinter Petra Vlhova und Mikaela Shiffrin (je fünf).
Die Gelegenheit, es besser zu machen, bietet sich auch Nina Astner, die am Samstag als 51. das Finale um 0,92 Sekunden verpasste, und einer sechsfachen Juniorenweltmeisterin. Denn Magdalena Egger lag im ersten Lauf auf Kurs Richtung Top 15, ehe sie auf dem Schuh wegrutschte und ausschied.