NHL-Stürmer Michael Raffl: "Wir müssen gewinnen, egal wie"
Von Peter Karlik
Auch, wenn ihn am Montag zu Mittag die österreichischen Journalisten in Kopenhagen belagerten und löcherten, Michael Raffl macht einen entspannten Eindruck. Der 29-jährige Villacher wird Österreich ab Dienstag gegen die Slowakei (16.15 Uhr) verstärken. Im Spielerhotel Crown Plaza zeigte der Profi der Philadelphia Flyers nicht nur seine breiten Schultern, auf denen bei dieser WM noch viel Druck lasten wird, sondern bewies wieder einmal seine Schlagfertigkeit.
Den Druck verspüre er natürlich. "Aber den macht man sich auch selber. Ich weiß natürlich, was erwartet wird. Aber man muss schon realistisch bleiben. Drei Tore in jedem Spiel werden sich nicht ausgehen. Ich werde mein Bestes geben um der Mannschaft zu helfen."
Das 2:3 nach der Verlängerung gegen die Schweiz im ersten Spiel hat Raffl im TV gesehen. "Der Punkt gegen die Schweiz könnte am Ende noch enorm wichtig werden. Wir hätten auch gewinnen können. Der Starki (Anm. Tormann Bernhard Starkbaum) hat unglaublich gespielt. Das brauchst du auch bei einem solchen Turnier. Das 0:7 gegen Russland war eigentlich vom Ergebnis her ok, muss ich fairerweise sagen. Da habe ich schon schlimmeres erlebt. Wirklich."
Den Dienstag-Gegner Slowakei sieht Raffl in Reichweite. "Ich denke, wir werden mitspielen können. Wir haben in Helsinki (bei der WM 2013) die Slowakei geschlagen. Natürlich werden wir Glück und einen richtig guten Tag brauchen, damit wir sie besiegen können."
Österreichs Teamchef Roger Bader plant Raffl auf die Spielmacher-Position ein. "Das ist natürlich eine Umstellung, weil ich es ein Jahr lang nicht gespielt habe. Aber ich kenne die Burschen fast alle. Ich spiele dort, wor ich am meisten gebraucht werde." 2015 als Österreich mit fünf Punkten abgestiegen ist, hat Raffl in eigentlich guter Errinerung."Wir hätten uns den Klassenerhalt verdient gehabt. Das war für alle eine super WM. Wir haben die Schweiz geschlagen, dann Deutschland und einen Punkt gegen die Letten geholt. Und dann steigst du ab. Aber heuer müssen wir in den Schlüsselspielen bereit sein und sie gewinnen, egal wie. Es muss nicht schön sein."
Raffl spielt seit 2013 in der NHL und ist jetzt ein Vorbild für viele Österreicher. "Es macht mich schon sehr stolz, wo ich jetzt bin. Ich habe mir das 2013 nicht erträumt. Ich hatte in der zweiten schwedischen Liga eine gute Saison, als das Angebot von Philadelphia gekommen ist. Da habe mir gedacht, ich probiere das mal ein Jahr, damit ich mir nichts vorwerfen kann. Dass es so aufgegangen ist, ist doppelt schön." In den fünf Jahren hat sich Raffl enorm entwickeln können. "Du hast jeden Tag die Chance, mit den besten Spielern der Welt zu trainieren. Das macht dich besser. Auch wenn meine Scorer-Punkte nicht immer gut waren, habe ich jedes Jahr etwas verbessern können. Solange das der Fall ist, kann man da drüben schon spielen." In der abgelaufenen NHL-Saison kam Raffl auf 13 Tore und 9 Assists. "Sie wollen, dass ich mehr punkte. Aber sie waren zufrieden, dass sie mich in allen möglichen Rollen einsetzen können. Ich habe ja alles außer Backup-Tormann gespielt."
Eine Herausforderung für den Villacher war die Geburt seiner Tochter Elina vor drei Monaten. "Meine Frau war unglaublich. Sie muss so viel machen, weil ich so oft unterwegs war und unsere Eltern alle berufstätig sind. Ich habe einmal in der Nacht aufgepasst. Irgendwann habe ich selbst fast schon geplärrt", sagte er über die schlaflosen Stunden eines Jungvaters. Und wieder setzt Raffl seinen schelmischen Grinser auf.