Sonderschicht auf der Baustelle: Überstunden für die Capitals-Profis
Von Peter Karlik
Die Leistung der Vienna Capitals beim 1:4 am Samstag gegen ICEHL-Schlusslicht Pioneers Feldkirch hatte und hat weitere Konsequenzen. Nach den harten Worten von Sportdirektor Christian Dolezal ("das war desaströs und nicht akzeptabel") mussten die Spieler am Montag auch parat stehen. Aber nicht auf dem Eis.
Wie der KURIER erfuhr, verlor die Mannschaft nicht nur den freien Tag am Sonntag. Beim Sondertraining sprach Vizepräsident Philipp Felsinger zur Mannschaft. Die Ansprache soll in einer beachtlichen Lautstärke geführt worden sein.
Felsinger kündigte den Spielern an, dass sie am Montag um 5 Uhr früh vor der STEFFL-Arena in Kagran sein müssen.
Es folgte eine Aktion, wie sie Eishockey-Spieler wohl noch nie erlebt haben. Nicht, dass die Mannschaft Strafrunden laufen musste oder sich körperlich betätigen musste. Nein, Asphalt-Unternehmer Felsinger ließ die Capitals-Profis auf eine seiner Baustellen bringen.
Auch Trainer und Sportdirektor waren dabei
Die Absicht dahinter: Die Spieler sollten sehen, wie hart Menschen arbeiten müssen, um sich Karten für ein Eishockeyspiel kaufen zu können. Die Spieler bekamen Arbeitskleidung und waren bis in die Mittagsstunden auf der Baustelle.
Die Aktion ist mit allen Beteiligten abgesprochen gewesen sein, also auch mit Präsident Martin Reiss, sowie Headcoach Gerry Fleming und Sportdirektor Christian Dolezal. Die beiden letztgenannten waren auf der Baustelle auch dabei. Es wird nicht die einzige Maßnahme nach dem sportlichen Tiefpunkt sein. Ab sofort wird bei den Wienern nicht nur einmal vormittags trainiert, sondern auch ein zweites Mal am Nachmittag.
Capitals-Präsident Martin Reiss begründet: "Uns im Präsidium war es wichtig, den Spielern mit dieser Aktion zu zeigen wie hart einige Menschen, die uns in der STEFFL-Arena besuchen, arbeiten müssen, um sich den Hallenbesuch leisten zu können. Es ist unser Auftrag, diese Personen nicht zu enttäuschen, was speziell mit der Leistung am Samstag unweigerlich passiert ist. Wir wollen hier etwas aufbauen, worauf unsere Fans stolz sein können. Dazu gehört Kampfgeist, Wille, Einsatz und Leidenschaft, das hat die Mannschaft am Samstag leider vermissen lassen."
Die Zuschauer sind ein wichtiger Budgetposten
Ob von der Mannschaft eine positive Reaktion kommt, wird in den nächsten Partien zu sehen sein. Am Freitag gastieren die Wiener bei Pustertal, am Samstag in Bozen. Bis zum nächsten Heimspiel am 29. November gegen Innsbruck werden auch die Fans eine anders auftretende Wiener Mannschaft sehen wollen.
Die Zuschauerzahl ist ein Mitgrund, warum der Klub so hart auf die schlechten Leistungen in den Heimspielen reagiert. Die Wiener haben mit 4.322 den höchsten Zuschauerschnitt in der Liga, aber mit acht Niederlagen in zehn Heimspielen eine katastrophale Bilanz. Sollten die Fans den Spielen fernbleiben, dann hat das enorme wirtschaftliche Auswirkungen.