Der ÖSV startet mit Hirschers Team in die neue Saison
Von Wolfgang Winheim
Der Erderwärmung zum Trotz: Der Ski-Weltcup wird in neun Tagen auf dem Söldener Gletscher gestartet werden. Ohne den achtfachen Gesamtsieger Marcel Hirscher. Aber mit dem „Hirscher-Spirit“, wie es ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und der von ihm zum neuen Gesamtsportchef ernannte Toni Giger ausdrücken.
Ferdinand Hirscher, der Vater von Marcels Triumphen im doppelten Sinne, wird innerhalb der nächsten ein, zwei Wochen bereits vertraglich an den österreichischen Skiverband gebunden werden. Gemeinsam mit Marcels (Erfolgs-)Trainer Marc Pircher soll Hirscher Senior jungen Läufern den Übergang von FIS- und Europacup-Rennen in den Weltcup erleichtern, in dem selbst hochgehandelten Talenten die Luft meist zu dünn geworden war.
Um so wenig Know-how wie möglich der ausländischen Konkurrenz zu überlassen, hat Schröcksnadel erfahrene Trainer-Legionäre heimgeholt: Bodes Millers und Lindsey Vonns langjährigen Boss Patrick Riml aus den USA. Den steirischen Coach des (zurückgetretenen) Aksel Lund Svindal und Kollegen, Christian Mitter aus Norwegen. Letzterer ist neuer ÖSV-Damenchef, dem Schröcksnadel die Latte hoch legt. „Weil bei den Madln war ma schon im letzten Winter gut.“ Die Herren hätten ohne Marcel Hirscher indes den Nationencup in der vergangenen Saison nicht gewonnen.
Der Sieg in der Teamwertung ist für Schröcksnadel erneut großes Ziel, „auch wenn der Nationencup in der Öffentlichkeit nicht viel zählt“. Darüber hinaus brennen dem nimmermüden 78-jährigen Tiroler auch andere Themen auf seiner Präsidentenzunge:
Der Fall Reichelt
... der in Wahrheit keiner war und ist. Der Teamoldie geriet unter Dopingverdacht, von dem ihn mittlerweile die Staatsanwaltschaft in allen Punkten befreit hat. Schröcksnadel: „Ich bin froh, dass es in Österreich mittlerweile Gesetzte gibt, die vorschreiben, dass bei Doping nicht die Verbände, sondern die höchsten juristischen Stellen ermitteln müssen.“ Dadurch ließe sich der Verdacht von Befangenheit ausschließen. „Nur sollten die Medien jetzt über Hannes Reichelts Unschuld genau so groß berichten wie sie das zuvor getan haben, als der Hannes völlig zu Unrecht angepatzt worden ist.“ Reichelt, 39, startet Ende November bei den Speedrennen in Lake Louise seine Weltcup-Saison.
Der Fall Liensberger
... ist nur dann bereinigt, wenn die Vorarlberger Torläuferin in der neuen Saison wieder die französischen Skier jener Firma (Rossignol) anschnallt, die ihr auch die Schuhe liefert. Katharina Liensberger wollte mit Skiern des Traditionsunternehmens Kästle fahren, das ein Comeback im Weltcup beschloss, aber noch nicht über das notwendige Schuhwerk verfügt. „Die Schuach...“ argumentiert der Senioren-WM-Starter Schröcksnadel, seien aber mittlerweile für einen Rennerfolg „fast noch wichtiger als die Skier“. Nachsatz: „Welche Firma gibt einem Athleten einen Schuh, damit er dann mit dem Konkurrenzmaterial g’winnt? Das hab ich auch der Mutter von der Kati gesagt.“
Der Fall Seefeld
Der ÖSV-Präsident dementiert energisch Berichte, wonach der Verband heuer anlässlich der Nordischen WM ein Defizit gebaut hat. „Wir vom österreichischen Skiverband haben elf Millionen investiert. Und es ist uns davon sogar noch ein bissel was übrig geblieben.“ Für die Infrastrukturen aber seien, sagt der ÖSV-Boss, Gemeinde, Länder und Bund zuständig. Und wenn der Bürgermeister auch noch an Friedhof renovieren will, dann ist das bei Gott net unsere Sache.“