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Der Eishockey-Profi, der auch mit seinen Fäusten trifft

Schlagkräftig ist für einen Stürmer immer ein Kompliment. Normalerweise wird damit seine Durchsetzungsfähigkeit vor dem Tor bewertet. Bei Chris DeSousa ist schlagkräftig eindeutig zweideutig. Denn der Eishockey-Crack der Vienna Capitals kann sich nicht nur vor dem Tor durchsetzen, auch mit den Fäusten konnte er in seiner Karriere schon ein paar Treffer landen.

Volle Kraft

Vergangene Woche bekam der 27-jährige Kanadier ein ganz spezielles Training: Österreichs bester Boxer Marcos Nader lud DeSousa in seinen Bounce-Boxklub in Ottakring ein. Nader war schnell beeindruckt. Nachdem gleich bei einem der ersten Schläge von DeSousa ein Pad durch den Ring geflogen war, wusste Nader, was es geschlagen hat. „Er hat ja richtig Kraft! Auf dem Eis möchte ich ihm nicht begegnen“, sagte der Box-Profi.

„Zwei, vier, sechs, acht, zehn“, rief Nader dem Eishockey-Profi zu. Und dieser schlug abwechselnd links und rechts in die Pads. Wenige Minuten waren vergangen, da war klar: Boxtraining kann richtig anstrengend sein.

DeSousa war nicht das erste Mal in einem Box-Klub. „Mein Vater hat in Toronto in einem Gym trainiert. Er hat mich und meinen Bruder öfter mitgenommen, damit wir lernen, uns zu wehren.“

Es hat funktioniert. „In Nordamerika hat es mir geholfen, mich auf dem Eis durchzusetzen“, erinnert sich DeSousa. „Man hat mir oft gesagt, ,checke den größten und stärksten Gegner und kämpfe gegen ihn‘.“

In den nordamerikanischen Eishockeyligen sind Box-Kämpfe gang und gäbe. Früher noch mehr als heute. DeSousa beschreibt: „Ich habe auch schon gegen gute Freunde gekämpft. Wenn das Spiel aus ist, bleiben keine negativen Gefühle. Es ist ein Teil des Spiels. Vor allem in Nordamerika. Zum Glück ist es in Europa anders.“

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Dumme Geschichte

Bei den Capitals ließ DeSousa seine Handschuhe noch nicht fallen. Sehr wohl aber in der vergangenen Saison in Bozen. Das Video eines Kampfes ging um die ganze Eishockey-Welt. „In der Pause im Spiel gegen Zagreb war ein Teamkollege beim Interview, und Zanoski von Zagreb hat hineingerufen. Ich mag ihn nicht. Es war schon auf dem Eis losgegangen. Draußen ist es dann ganz schnell gegangen“, sagt DeSousa. Die beiden prügelten sich am Gang vor der Eisfläche wie bei einer Wirtshausschlägerei. Die Geschichte ist ihm merklich unangenehm. „Das war nicht gut. Ich bin nicht stolz darauf. Die Bilder gingen via ESPN bis nach Kanada. Und außerdem habe ich 3000 Euro Strafe zahlen müssen. Das war viel Geld für mich.“

Bei den Vienna Capitals sorgt der Ronaldo-Fan (DeSousas Vater kommt aus Portugal) bislang nur sportlich für Aufsehen. Nach acht Spielen hat der bullige Flügelstürmer beachtliche vier Tore und fünf Assists auf seinem Scorer-Konto. Er und seine Sturmkollegen Benjamin Nissner (4/6) sowie Peter Schneider (3/9) teilen derzeit ordentlich aus.

Ganz ohne Schläge.

Der Beitrag vom Caps-TV Weekly Report

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