Bilanz zur WM in Seefeld: Im Schatten des Doping-Skandals
Von Christoph Geiler
Die Nordische WM in Seefeld ist gelaufen. Eine Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen.
Die Tops
Die Atmosphäre in Seefeld
Wer zuvor die Alpine WM in Åre miterlebt hatte, dem wurde in Seefeld vor Augen geführt, wie wichtig ein perfektes Wetter und Menschenmassen für eine gelungene Veranstaltung doch sind. Die Nordische WM war ein Sportfest, die positive Stimmung auf den voll besetzten Tribünen und entlang der Loipen ansteckend. Hoffentlich dauert es nicht wieder 20 Jahre, bis Österreich Schauplatz einer Nordischen WM sein darf.
Die Norweger
Bereits bei den letzten Winterspielen in Südkorea hatte Norwegen den Medaillenspiegel angeführt, die WM in Seefeld wurde zu einer Machtdemonstration der sportbegeisterten Skandinavier, die mit 25 Medaillen das beste Ergebnis der Geschichte einfuhren. Für die 13. und letzte Goldmedaille sorgte Hans Christer Holund im 50-Kilometer-Langlauf.
Die ÖSV-Kombinierer
Wenn irgendwo Medaillen vergeben werden, dann sind die Kombinierer meist nicht weit. Vier Stockerlplätze sprechen für sich. Bernhard Gruber und Franz-Josef Rehrl ragten mit je drei Medaillen aus dem starken Kombiniererteam heraus.
Die ÖSV-Skispringer
Was hatten sich die österreichischen Skispringer in den letzten 18 Monaten nicht alles anhören müssen: Als Suppenhühner wurden die ÖSV-Adler verspottet, nachdem sie 2018 bei Olympia leer ausgegangen waren. Eine Silbermedaille mit dem Team und Bronze durch Stefan Kraft auf der Normalschanze sind eine glänzende Ausbeute für eine Skisprung-Mannschaft, die vor Kurzem am Boden lag.
Werner Schuster
Dem Vorarlberger gelang der perfekte Absprung als deutscher Skisprung-Cheftrainer. Beim letzten Großereignis in seiner elfjährigen Ära durfte Schuster drei Goldmedaillen (Einzel, Team, Mixed-Team) bejubeln. Verständlich, dass auch der ÖSV auf den Erfolgstrainer fliegt.
Eva Pinkelnig
Die Vorarlbergerin steht stellvertretend für die gesamten österreichischen Skispringerinnen, die mit ihren drei Medaillen (inklusive Mixed-Bewerb) einen großen Anteil daran haben, dass sich die Nordischen (neun Podestplätze) besser schlugen als die ÖSV-Alpinen bei ihrer WM in Åre (acht Medaillen).
Teresa Stadlober
Die 26-Jährige zeigte nach einer hartnäckigen Verkühlung sportlich mit zwei achten Plätzen auf, abseits der Loipen beeindruckte Stadlober mit ihren klaren Statements in der Dopingaffäre.
Die Flops
Die Dopingaffäre
Woran wird man sich in zehn Jahren wohl erinnern: An die neun österreichischen Medaillen? Oder doch vielleicht daran, dass diese WM eine blutige Angelegenheit war? Die Dopingaffäre um zwei ÖSV-Langläufer wird den österreichischen Sport noch längere Zeit beschäftigen.
Schröcksnadels Emotionen
Erst beschimpfte er die beiden Dopingsünder öffentlich als Trotteln, dann kündigte er in einem Anflug von Aktionismus das Ende des Langlaufsports im Verband an. Bei seiner WM-Bilanzrede schlug Schröcksnadel schon wieder versöhnlichere Töne an: Selbstverständlich werden Langläufer wie Teresa Stadlober weiter in den Genuss der ÖSV-Unterstützung kommen. Dazu kündigte der 77-Jährige an, wegen der Dopingaffäre möglicherweise doch länger im Amt zu bleiben. „In so einer Situation hört man nicht auf.“
Die Stimmung in Innsbruck
Der Bergisel wirkte nur wie ein Nebenschauplatz und war schlechter besucht als noch bei der Tournee. Wie überhaupt Innsbruck neben Seefeld etwas unterging. Bei der Gala nach der Eröffnung wurden im Seefelder VIP-Zelt Innsbruck und die anwesenden Politiker aus der Landeshauptstadt mit keiner Silbe erwähnt.
Das Springen auf der Normalschanze
Mag ja stimmen, dass das Stockerl mit Dawid Kubacki, Kamil Stoch und Stefan Kraft einer WM würdig war, der Bewerb auf der Normalschanze war es sicher nicht. Der FIS-Jury ging es ffenbar nicht darum, bei diesem Wetterchaos ein faires Springen zu veranstalten, sondern darum, das Programm einzuhalten.