Aufbruchstimmung vor dem Auftakt der Eishockey-WM
Von Peter Karlik
„Was ist denn das für eine Scheiße hier“, schrie Roger Bader über das Eis der wunderschönen Eishalle Ondrej Nepela in Bratislava. Österreichs sonst so ruhiger Teamchef war mit der Trainingsleistung und der Konzentration seiner Spieler am Freitagmittag gar nicht zufrieden. Am Samstag (16.15 Uhr, live ORF Sport+) geht es für die Österreicher gegen Lettland erstmals um Punkte.
Vielleicht war es auch die Anspannung und die Vorfreude der österreichischen Spieler, dass das Training nicht mit voller Konzentration absolviert wurde. Selbst wenn man die rot-weiß-roten Brillen abnimmt, sieht man, dass Österreich die stärkste WM-Mannschaft der letzten 15 Jahre hat – seit dem elften Platz bei der WM 2004 in Prag.
Nur drei Spieler fehlen heuer. Der Ausfall des am Auge verletzten Arizona-Stürmers Michael Grabner schmerzt am meisten. Auch Verteidiger Stefan Ulmer (Lugano) wäre gesetzt gewesen. Und Roger Bader betont, dass ihm auch Villachs Patrick Spannring fehle.
Sonst ist heuer alles an Bord, was Rang und Namen hat im österreichischen Eishockey. Bader gibt zu: „Ja, in der Offensive haben wir viele Spieler, die im Ausland spielen und dort auch ihre Leistung bringen. Nicht aber in der Verteidigung.“
Voller Angriff
Österreichs Elite-Sturm bildet Philadelphias Michael Raffl mit dem 40-fachen EBEL-Saisontorschützen Peter Schneider und Salzburg-Spielmacher Raphael Herburger. Thomas Raffl spielt mit Schweden-Legionär Konstantin Komarek und Manuel Ganahl. Eine Waffe könnte Österreichs dritter Angriff werden, in dem die Schweiz-Legionäre Dominic Zwerger und Fabio Hofer um Spielmacher Thomas Hundertpfund wirbeln. 2004 war ein Trumpf der Österreicher die dritte Linie mit den damals jungen Thomas Koch, Oliver Setzinger und Daniel Welser. Selbst in der vierten Linie ist heuer mit Lukas Haudum, Alexander Rauchenwald und Alexander Cijan beziehungsweise Youngster Benjamin Baumgartner viel Talent.
Roger Bader verspürt deshalb nicht mehr Druck als sonst auch: „Auch die lettischen Journalisten sagen, dass sie das beste Team seit Jahren haben.“ Die Spieler sind sich der guten Ausgangslage bewusst. Ambri-Piotta-Legionär Hofer sagt: „Das hat es schon lange nicht mehr gegeben, dass wir fast komplett sind. Darum bin ich guter Dinge, dass wir bei der WM gut spielen werden. Aber wir müssen auch am Boden bleiben. In den Vorbereitungsspielen konnten wir nie über 60 Minuten die Konzentration hoch halten.“ Die Österreicher rechnen sich in den Spielen gegen Lettland, Vizeweltmeister Schweiz, Norwegen und Italien Chancen auf Punkte aus. „In den Partien gegen Russland, Schweden und Tschechien müssen wir lernen.“
Die Prämien
Für Österreichs Spieler geht es bei der WM in der Slowakei fast nur um die Ehre. Es sei denn, es gelingt die ganz große Sensation. Zum Taggeld von 35 Euro kommen 1500 Euro Prämie brutto, wenn der Klassenerhalt geschafft wird. Weil der Internationale Verband für die Ränge 14 bis 16 nur 95.000 Dollar auszahlt, wäre ein knapper Klassenerhalt ein Verlustgeschäft für Österreichs Verband.
Lukrativ würde es erst mit einem Viertelfinaleinzug werden. Denn da gibt es 575.000 Dollar (511.400 Euro) und die Spieler würden ordentlich beteiligt werden.