Sport

Kaiserwetter für die Dauerläufer

Zum Jubiläum am Sonntag verwöhnen Sonnenschein, maximal 20 Grad und kaum Wind – ideale Bedingungen für die 41.035 Läufer (Marathon, Halb-Distanz und Staffel-Lauf) des 30. Wien-Marathons. Insgeheim spekuliert Veranstalter Wolfgang Konrad – dank der perfekten Bedingungen zum runden Geburtstag – mit einem Streckenrekord.

Am 25. März 1984 gab der (2008 verstorbene) Wiener Bürgermeister Helmut Zilk den Startschuss zum ersten Wiener Frühlingsmarathon. Sportstadtrat Christian Oxonitsch spricht von einer Erfolgsgeschichte: „Damals erreichten 794 Läufer, darunter 25 Frauen das Ziel. Morgen stehen über 40.000 Sportler aus 118 Nationen am Start.“ Das größte österreichische Breitensport-Event bringt Wien 79.000 zusätzliche Nächtigungen und spült 20 Millionen Euro an Umwegrentabilität (alle Ausgaben der Besucher rund um die Veranstaltung) in die Kassen.

Gründe genug für Veranstalter Konrad, 55, süffisant Bilanz zu ziehen: „Als ich 1989 die Organisation des heutigen Vienna City Marathons übernahm, gaben mir einige gute ,Freunde‘ einen wohlgemeinten Ratschlag mit auf den Weg. Ich sollte lieber etwas in Tennis machen, denn das hätte Zukunft.“ Entspannter Nachsatz des ehemaligen Olympiateilnehmers (Moskau 1980) und 13-fachen österreichischen Meisters in diversen Laufbewerben: „Heute verkauft der heimische Sportartikelhandel 700.000 Paare Laufschuhe im Jahr. Es sind aber nur 16.000 Stück Tennisschläger, die aktuell über die Ladentische gehen.“

300.000 Fans

Dank des prognostizierten Frühlingswetters erwarten die Veranstalter auch bis zu 300.000 Schlachtenbummler entlang der 42,195 Kilometer langen Strecke (detaillierte Verkehrsinfos finden Sie hier). Wien gilt im internationalen Vergleich als die wahrscheinlich schönste Stadt-Strecke. Denn die Route führt an vielen Wahrzeichen und Prunkbauten am Ring vorbei. An den meisten Abschnitten treiben die Fans die Läufer an. Vor allem auf den letzten, heiklen zwei Kilometern zum Ziel am Heldenplatz. Da trägt das Publikum die erschöpften Sportler ins Ziel. Auch der 27-fache Weltrekordler Haile Gebrselassie aus Äthiopien, er läuft Sonntag in Wien den Halbmarathon, schwärmt von der Streckenführung: „Der Zielbereich vor dem Palast des Österreichischen Präsidenten ist weltweit einzigartig.“

Ein weiterer Vorteil liegt in der hervorragenden Erreichbarkeit der meisten Streckenabschnitte (Grafik). Wer Familienmitglieder, Freunde und Bekannte anfeuern will, kann mit der Wiener U-Bahn die besten Aussichtsplätze bequem erreichen. Dafür verkürzen die Wiener Linien am Sonntag auch die Intervalle. So fährt die U 1 alle drei Minuten, die Intervalle der Linien 2, 3 und 4 sind für vier Minuten geplant. Jedoch muss bei elf Bim- und 17 Bus-Linien mit Behinderungen gerechnet werden. Autofahrerclubs und Polizei appellieren an alle Kfz-Lenker, ihr Fahrzeug am Sonntag möglichst nicht zu verwenden. Denn die Straßensperren, verteilt über die halbe Stadt, bleiben punktuell von acht bis 15 Uhr aufrecht.

Premiere zum Jubiläum

Der Wien-Marathon feiert zum Jubiläum auch eine Premiere. Die beiden Jugendläufe finden bereits am Samstag ab 17 Uhr statt. Kurz davor startet am Heldenplatz die große Kids-Party. Infos unter:

www.vienna-marathon.com

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Der Wien-Marathon (VCM) bewegt Österreich. Mehr als 500.000 Menschen nahmen an den diversen Laufbewerben seit 1984 teil. Den Sport-Exoten von einst – in den 80ern auch gerne „Spinner“ genannt – wird heute zugejubelt.

Hinter diesem Image-Marathon steckt eine gewaltige Organisation. Schon seit einigen Wochen läuft die Planung für die Veranstaltung im kommenden Jahr. Denn es müssen 300.000 Werbeprospekte produziert werden um sie bei den jetzigen Frühlingsevents in Rom, Barcelona, Hamburg oder London zu verteilen. Insgesamt wirbt der VCM bei 53 internationalen und nationalen Laufveranstaltungen in über 20 Ländern weltweit für Wien.

Eine Völkerwanderung wie diese verlangt nach besonderer Sicherheit. „Alleine die MA36 (Veranstaltungswesen) konfrontiert die Veranstalter mit 150 Bescheid-Auflagen“, erklärt Organisationschef Gerhard Wehr. Und auf dem Zielgelände am Heldenplatz müssen 150 Tonnen Material – nach zehn Tagen Aufbau – auf dem richtigen Platz stehen.