Thiem und die Vertrauensfrage: Wo Österreichs Nummer 1 Aufholbedarf hat
Von Harald Ottawa
Auf dem Platz gestanden ist er ja lange in Rom: In der zweiten Runde musste Dominic Thiem gegen den Ungarn Marton Fucsovics über die volle Distanz und 2:32 Stunden Spielzeit gehen. Gegen den Italiener Lorenzo Sonego am Donnerstag 3:25 Stunden. Sechs Arbeitsstunden könnten im günstigsten Fall mit Zwei-Satz-Erfolgen sogar für einen Turniersieg reichen.
Für Österreichs Topmann ist das Masters-Turnier aber schon nach dem Achtelfinale zu Ende. Bei der 4:6-7:6-6:7-Niederlage gegen Italiens Nummer vier hatte Thiem den Sieg auf dem Schläger. Das Match dauerte allerdings auch deshalb so lang, weil um 22 Uhr die Fans aufgrund der Ausgangsbeschränkungen heimgeschickt wurden.
Problem Spielpraxis
Seit seinem Comeback kam Thiem bisher auf sechs Partien in Madrid und Rom. Wohl zu wenig, um das sonst so erfolgreiche Sandplatz-Werkl vor den French Open (ab 30. Mai) auf Touren zu bringen. So wird er nächste Woche noch ein weiteres Turnier spielen – in Lyon.
Wo gibt es Aufholbedarf?
Thiem hatte in Rom zwei starke Gegner, allerdings keine von Weltformat. Das Vertrauen in sein Spiel ist noch nicht bei 100 Prozent. Und gerade beim wichtigsten Schlag schwächelte Thiem gegen Sonego: Vor allem mit dem zweiten Service, sonst ein Parade-Schlag, machte er nur 48 Prozent der Punkte. Zumindest steigerte er sich bei den ersten Aufschlägen, die ins Feld kamen. Gegen Fucsovics waren es 56 Prozent, gegen Sonego 65.
Thiem probierte in Rom viel, ging öfter ans Netz, er streute viele Stopps ein. Das variable Spiel erweitert die Möglichkeiten. Aber er brachte sich dadurch auch gelegentlich aus dem Rhythmus. Jenem Rhythmus, den es vor den French Open zu finden gilt. Harald Ottawa