Tennis-Ass Oswald kritisiert French Open: "Wir sind ihnen egal"
Von Harald Ottawa
„Na ja, viele seid ihr ja nicht mehr hier“, sagt Doppel-Spezialist Philipp Oswald zu drei österreichischen Journalisten in einer gemütlichen Sitzgruppe im Pressezentrum von Roland Garros.
Österreichische Spieler sind übrigens überhaupt nicht mehr dabei. Der Vorarlberger Oswald war der letzte Beitrag, der 36-Jährige unterlag an der Seite von Hans Hach, einem Mexikaner, dem Duo Marcelo Arevalo/Jean-Julien Rojer 6:7, 3:6. Die Paarung aus El Salvador und aus den Niederlanden war als Nummer 12 gesetzt. „Recht glücklich war die Auslosung nicht, wir haben erst in Genf gegen sie spielen müssen“, sagt Österreichs bester Doppelspieler.
Nadal statt Doppel
Als solcher landete er im Tenniszirkus nicht gerade im Paradies. „Man merkt schon ein wenig, dass ihnen hier Doppel egal ist. Von allen Grand Slams gibt es auch das geringste Preisgeld“, erklärt Oswald. Während es für eine Erstrundenniederlage in den Einzelbewerben 62.000 Euro gibt, müssen sich die Doppelspieler 14.950 Euro teilen. Oswald zeigt auch Einsicht. „Klar wollen die Fans lieber Nadal sehen und nicht uns.“
Aber die Nadals, und nicht nur die, werden auch in der Behandlung bevorzugt. „Für uns war es enorm schwierig, hier einen Trainingsplatz zu bekommen. Ab 19 Uhr, hat man uns gesagt, bekommen wir die Plätze. Vorher nur, wenn ein Einzelspieler ein Training absagte. Zuletzt haben wir um 8.15 Uhr trainiert.“
Richtige Entscheidung
Dennoch ist er froh, Teil einer großen Tennisgemeinde zu sein, er ist gleichsam auch der letzte Herr einer großen Doppel-Generation um Oliver Marach, Jürgen Melzer, Alexander Peya und Julian Knowle. Oswald bleibt bescheiden. „Die waren alle in Top 10, ich war nur die Nummer 31.“ Warum Österreich in diesem Bereich so gut war, ist auch erklärt. „Alle waren sehr gute Einzelspieler, Doppel kannst du ja nicht lernen, es wird in Österreich ja auch nicht forciert. Das passiert einfach, wenn im Einzel nicht mehr viel weitergeht.“
Derzeit ist Oswald die Nummer 60 der Welt, da ist „es ganz schwer, bei den großen Turnieren außerhalb der Slams reinzukommen“. Deshalb tut es ihm besonders weh, dass es in Wimbledon keine Punkte gibt, er sagt aber: „Die Entscheidung der ATP und WTA war richtig. Ich sehe die Russen täglich, die meisten haben mit Russland gar nichts mehr zu tun“, sagt er zu deren Turnierausschluss.