Sport/Tennis

Tennis-Ass Thiem vor Wien-Auftakt: "Ich hatte starke Selbstzweifel"

Dominic Thiem ist für seine langwierige Handgelenksverletzung freilich nicht dankbar. Und doch hatte irgendwie alles ein bisserl Hand und Fuß. "Es war zuvor alles zu selbstverständlich geworden. Ich habe gesehen, wie viel harte Arbeit hinter dem Erfolg steht", sagte Österreichs Nummer eins in der Wiener Stadthalle, wo er am Dienstag den Amerikaner Tommy Paul fordert (nicht vor 17.30 Uhr, ORF 1, Servus TV).

Es sei alles ein Selbstläufer damals geworden. "Überall, wo ich hingekommen bin, war ich Favorit. Außer in Wimbledon auch bei den Grand-Slam-Turnieren. Und in Wien sowieso". Da spielte er zuletzt 2020, als frischgebackener US-Open-Champ. "Die Erwartungshaltung war enorm."

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Kein Favorit

Vor einem Monat sagte der 29-Jährige, dass er keinesfalls Favorit in der Stadthalle sei. "Daran hat sich nichts geändert. Es wäre schon ein Riesenerfolg, wenn ich mit Paul die Nummer 30 der Welt schlagen würde. Gegen solche Spieler war ich heuer schon chancenlos. Daran haben selbst die zwei guten Wochen jetzt nichts geändert."

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Doch, ein bisserl schon. Zwei Semifinaleinzüge, ein Sieg gegen den Ranglisten-Elften Hubert Hurkacz – die Bilanz zuletzt konnte sich sehen lassen. "Ich bin noch nicht ganz bei 100 Prozent, aber es fühlt sich gut an."

Ein Graus

Das war heuer in der ersten Phase nach seinem Comeback Ende März gar nicht so. "Vor allem das frühe Aus bei den French Open hat wehgetan", erinnert sich Thiem. "Das hat sich damals überhaupt nicht gut angefühlt.", sagt Thiem, dem damals starke Selbstzweifel plagten. „Ich wusste nicht mehr, was ich machen soll. Es lief nicht, obwohl ich hart trainiert habe. Ich habe schon in den Trainings gemerkt, dass es nicht klappt." Ob ihn die harten Medienberichte damals getroffen hätten? "Nein, sie haben ja alle recht gehabt, ich habe ja damals einen Graus gespielt."

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Besser wurde es nach den harten Trainingswochen nach den French Open. Danach gab es auch die ersten Siege, "und so kam auch das Selbstvertrauen dazu." Und es sollten noch ein paar Punkte dazukommen. Denn Thiem ist derzeit die Nummer 113 der Welt. Da geht es vordergründig nicht zwingend nur darum, in die Top 100 zurückzukehren, sondern um einen Platz im Hauptfeld der Australian Open im Jänner.

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Da fehlen noch ein, zwei Siege. Vorsichtshalber hat Thiem schon einmal um eine Wild Card beim 1.000-Turnier von Paris-Bercy angesucht. "Es wäre schön, wenn ich aber hier die Siege holen könnte", sagt Thiem, der Notfalls ein, zwei Challenger einschieben würde. Tommy Paul, gegen den Thiem 2019 bei den French Open in der Auftakt-Runde das bisher einzige Duell gewonnen hatte, wird nicht einfach, danach gestaltet sich die Aufgabe kaum leichter, geht es nach der Papierform – denn dann könnte der topgesetzte Russe Daniil Medwedew warten.

Thiem ist nicht der einzige rot-weiß-rote-Vertreter beim Erste Bank Open. Gestern Abend spielte der steirische Kitzbühel-Finalist gegen den Argentinier Francisco Cerundolo.

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Misolic ausgeschieden

Thiem hatte zuletzt Francisco Cerundolo zweimal besiegt. Der Argentinier, Nummer 29 der Welt, war am Montag für den 21-jährigen Kitzbühel-Finalisten Filip Misolic zu stark. Der Steirer musste sich 3:6, 3:6 geschlagen geben. 

Quartett

Am Dienstag darf Jurij Rodionov gegen Denis Shapovalov beweisen, dass der Sieg gegen den Kanadier keine Eintagsfliege war. Die Hoffnung auf einen neuerlichen Sieg lebt, weil Shapovalov damals als Zwölfter sogar sieben Plätze vor seinem heutigen Ranking stationiert ist.

Ein harte Aufgabe wartet am Mittwoch auf Dennis Novak, der in Wien schon zweimal im Achtelfinale stand. Der 29-Jährige trifft mit Stefanos Tsitsipas auf die Nummer zwei des Turniers. Der Grieche war auch in den vergangenen zwei Jahren da, scheiterte aber jeweils schon im Achtelfinale. "In der Stadthalle fühle ich mich immer wohl", sagt Novak. Der als Nummer 8 gesetzte Italiener Matteo Berrettini musste indes kurzfristig absagen. Grund ist eine in Neapel erlittene Fußverletzung, zum Finale konnte Berrettini aber noch antreten. Für ihn rückt der Deutsche Oscar Otte nach.