Sport/Tennis

Sensation Swiatek: Der große Traum eines Teenagers

Manche Experten behaupten, wenn man vor einem Grand-Slam-Turnier nach einer Favoritin gefragt werden würde, gäbe es 128 verschiedene Antworten. Das ist die Anzahl der Teilnehmerinnen im Hauptbewerb.

Ganz so ist es vielleicht nicht, aber die Polin Iga Swiatek hatte kaum jemand vor dem ersten Aufschlag in Roland Garros auf dem Zettel. Dass sie nebenbei ohne Satzverlust in ihr erstes Major-Endspiel einzog, in dem heute die US-Spielerin Sofia Kenin wartet (15.00 Uhr, live Eurosport, ORF Sport+), vollendet den Überraschungslauf. Einmal stand sie erst in einem WTA-Endspiel – im Vorjahr bei einem 226.750-Dollar-Turnier in Lugano.

Lange Wartezeit

Ihren bislang größten Titel feierte sie 2018 bei einem 80.000-Dollar-Turnier in Montreux. Heute geht es um den Siegerscheck über 1,6 Millionen Euro. Holt sich die Polin diesen, dann würde sie zur jüngsten French-Open-Siegerin seit Monica Seles 1992 avancieren. Die Weltranglisten-54. ist die erste polnische Finalistin bei den French Open der Profi-Ära (ab 1968) und die erste Polin in einem Grand-Slam-Finale seit Agnieszka Radwanska in Wimbledon vor acht Jahren.

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Sportlerfamilie

Und trotzdem sprach der Werdegang viel für eine Karriere. In der Familie der 19-Jährigen, die in Warschau geboren wurde, hat der Sport eine zentrale Rolle. Vater Tomasz war Ruderer und 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul am Start. Schwester Agata spielte ebenfalls Tennis, beendete aber ihre Turnierkarriere nach vielen Verletzungen.

Nur 23 Games gab die Polin auf ihrem Weg ins Finale in zwölf Sätzen ab, keiner ging bislang knapper als 6:4 aus. im Viertelfinale hatte Swiatek bereits der Topfavoritin Simona Halep mit 6:1, 6:2 keine Chance gelassen. Halep hatte nicht schlecht gespielt, aber schlichtweg kein Mittel gegen Swiateks Power gefunden.

„Ich hätte vorm Turnier nie gedacht, dass ich so gut spielen würde“, sagte Swiatek nach ihrem Sieg. „Andererseits wusste ich: Wenn ich es jemals in ein Grand-Slam-Finale schaffen würde, dann es in Roland Garros. Ich liebe es hier. Es ist ein Traum, der in Erfüllung geht.“

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Chance auf einen Doppelschlag

Ihre Finalgegnerin hingegen weiß, wie man ein Grand-Slam-Turnier gewinnt: Sofia Kenin holte heuer den Titel bei den Australian Open. Die 21-Jährige könnte nun zur ersten Spielerin seit Angelique Kerber (2016) werden, die zwei Grand-Slam-Turniere im selben Jahr gewinnt. Vor drei Wochen hatte es für Kenin ganz anders ausgesehen: Einem Achtelfinal-Aus bei den US Open folgte ein blamables 0:6, 0:6 gegen Viktoria Asarenka in der zweiten Rom-Runde. „Ich bin definitiv eine Problemlöserin. Ich habe gewusst, dass es nur ein paar Matches braucht, um reinzukommen“, sagt Kenin.