Verkehrte Tenniswelt: Ofner spielt bei einem Masters, Thiem bei Challenger
Von Harald Ottawa
Wenn man Adrian Mannarino in Bezug mit Österreich bringen will, denkt man in erster Linie an Dominic Thiem. Dieser hat den Franzosen in den ersten acht Partien ebenso oft besiegt. Aber man denkt auch an die Schattenseiten – der Niederösterreicher zog sich gegen Mannarino am 22. Juni 2021 auf Mallorca bei 5:2-Führung seine Handgelenksverletzung zu.
Auch die neuesten Berührungspunkte mit Monsieur Mannarino sind nicht die besten: Das musste nach Jurij Rodionov, der gegen Mannarino im Viertelfinale von Astana elf Satzbälle vergab und 1:6, 6:7 verlor, erkennen, einen Tag später auch mit Sebastian Ofner die Nummer eins des Landes. Der Steirer schlug einen guten Weg in Richtung Final-Premiere auf der ATP-Tour ein, lag 4:2 in Führung, ehe der Franzose die Vorherrschaft auf dem Platz einnahm und 6:4, 6:2 gewann. Der 35-jährige Mannarino ist kein Großer, aber grundsolide im Spiel und liegt auch dank seiner Routine auf Rang 34 im Ranking.
Ofner darf sich mit ihm durchaus vergleichen. Der 27-Jährige hat heuer sein bestes Jahr gespielt, weil er alles aus sich herausgeholt hat. Der Einzug in die Top 50 ist verdient. Weil er endlich fast verletzungsfrei blieb, weil er mit Trainer Wolfgang Thiem und vor allem mit Touring-Coach Steve Rettl Topleuten vertrauen darf, weil er hart am Erfolg arbeitet und vor allem, weil er erkannte, dass sein Potenzial für mehr reicht.
Warum Ofner heuer so gut ist
Sein Aufstieg im Ranking, Ofner war vor exakt einem Jahr noch die Nummer 186, bringt auch Segen in Form von Geld: Im Gegensatz zu Dominic Thiem, der im Liveranking am Montag auf Rang 72 angeführt wurde,schlägt der Steirer im Hauptfeld des Masters-1.000-Turniers von Schanghai auf..Dort gibt es schon für ein Antreten 18.660 Dollar (rund 17.750 Euro). Auftaktgegner ist übrigens der Peruaner Juan Pablo Varillas, gegen den Dominic Thiem in Astana gewann. Dieser unterlag zwei Runden später im Viertelfinale wiederum Ofner. Viele sahen da schon eine Wachablöse.
Tatsache ist zumindest, dass Thiem heuer noch zahlreiche Punkte verteidigen muss, im Race (inoffizielle Jahreswertung) nicht in den Top 100 liegt.
Selbst ein Platz im Hauptbewerb für die Australian Open im Jänner ist nicht fixiert. „Das ist das absolute Mindestziel, da fehlen mir noch rund 100 Punkte“, weiß Thiem, der ab kommenden Montag ein Challenger in Bratislava spielt.