Keine Sorge: Serena Williams macht weiter
Von Harald Ottawa
Ein letzter Gruß dem jubelnden Publikum, die Tasche mit ihrem eigenen Logo geschultert und Ratlosigkeit im Gesicht: Serena Williams' Auftritt ließ viele Fragen offen. Das dramatische, aber überaus glanzlose 5:7, 6:1, 6:7 (7:10) in der ersten Runde gegen die französische Außenseiterin Harmony Tan gab wenig Antworten. Auch der Auftritt des 40-jährigen US-Stars beim anschließenden Medien-Termin nicht. Ob es ihr letzter Auftritt in Wimbledon war, „kann ich nicht beantworten“. War es überhaupt der letzte Auftritt in ihrer glanzvollen, einzigartigen Karriere?
Diese Frage lässt sich leicht beantworten: Sollte sich Serena Williams nicht erneut verletzen, mit einem klaren „Nein“. Die Gründe:
Die Pause
Serena Williams bestritt nach ihrer Oberschenkelverletzung, die sich vor genau einem Jahr in Wimbledon zugezogen hatte, zwölf Monate lang kein Einzelmatch. Sie schlug lediglich in der Vorwoche in Eastbourne im Doppel auf und kam dort ins Halbfinale, zu dem sie aufgrund einer Verletzung ihrer tunesischen Doppelpartnerin Ons Jabeur nicht antreten konnte. Naheliegend, dass sie Schwächen im Spiel hatte. Aber: Williams wirkte fit wie schon seit Jahren nicht und räumte im Vorfeld ein, dass sie hart für dieses Comeback trainiert hatte.
Die Motivation
Serena Williams fehlt nur noch ein Titel auf den Allzeit-Rekord der Australierin Margaret Court (24 Grand-Slam-Siege). Seit der Babypause 2017 war sie auch vier Mal knapp dran, verlor aber ebenso oft in Endspielen. Ob sie den großen Coup doch noch schafft, ist eher anzuzweifeln, versuchen wird sie es. Immerhin ist sie die beste Spielerin der Geschichte. Dass sie nach Wimbledon erstmals seit 25 (!) Jahren aus der WTA-Weltrangliste fliegt, wird ihr keine schlaflosen Nächste bereiten. Sie kann mit geschütztem Ranking starten, wird allerorts aber sowieso mit Wild Cards versorgt.
Die nächste Aufgabe
Die Amerikanerin deutete aber Lust auf einen Auftritt bei den kommenden US Open an, die am 29. August beginnen. „Wenn du zu Hause bist, besonders in New York und bei den US Open, dem Ort meines ersten Grand-Slam-Siegs, ist das immer etwas super Besonderes“, sagte Williams. „Das ist definitiv viel Motivation, um besser zu werden.“ Sie wird also nicht gerade vor ihrem Heimturnier die Tennistasche auf den berühmten Nagel hängen.
Die Dramaturgie
Williams, die wie erwähnt beste Spielerin der Geschichte, wird nicht mit einer matten Darbietung und der daraus resultierenden Niederlage gegen die Nummer 115 der Welt aufhören. Das war nie Serena Williams, das wird sie auch nie sein. Auch wenn keine Dame in den Top 1.000 der Weltrangliste im nächsten Ranking älter als sie sein wird: Wenn am 29. Oktober die US Open starten, wird man eine Serena Williams sehen. Vielleicht sogar eine gute.
Die Popularität
Was nicht für das Damen-Tennis spricht, wohl aber für Serena: Sie ist die einzige Spielerin, für die die Menschen weltweit den Fernseher einschalten.