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Federers letzte fehlende Trophäe

Fast möchte man sich wünschen, dass Roger Federer an diesem Wochenende mit seinen Schweizer Kollegen gegen Frankreich nicht den Davis Cup gewinnt. Nicht dass der Routinier noch auf dumme Gedanken kommt und den Tennisball plötzlich ins Out schießt. Wenn er dann mit 33 Jahren auch die letzte bedeutende Trophäe gewonnen hat, die ihm in seiner glänzenden Sammlung noch gefehlt hat.

Diese "hässlichste Salatschüssel der Welt", wie der Davis-Cup-Pokal gerne unliebevoll genannt wird, übt auch für einen so erfolgsverwöhnten Seriensieger wie Roger Federer einen großen Reiz aus. Nachdem der Schweizer den Davis Cup zwischenzeitlich links liegen gelassen hatte, ist dieser prestigeträchtige und traditionsreiche Bewerb auf seine alten Karrieretage noch einmal zu einer richtigen Herzensangelegenheit geworden. "Ich würde ihn schon gerne einmal gewinnen", gibt Federer vor dem Finale in Lille gegen Frankreich unumwunden zu, "wenn auch fast mehr für meine Kumpels und für die Fans, die immer loyal waren."

Wieder fit

Es ist rechtzeitig zum Auftaktmatch gegen Gaël Monfils wieder alles roger mit Federer, nachdem er am Sonntag im Endspiel der ATP World-Tour-Finals hatte passen müssen. Der beleidigte Rücken hatte dem Oldie zuletzt zugesetzt, auf die Finalteilnahme im Davis Cup wollte und konnte Federer aber nicht verzichten. "Der Davis Cup und ich, das war vor allem zu Beginn meiner Karriere eine Liebesgeschichte", erinnert sich der Oldie. "Am Anfang war er für mich das Größte, und das Debüt gehört zu den schönsten Erinnerungen."

Dass er nun mit 33 Jahren noch einmal die Chance bekommen hat, diesen Titel zu gewinnen, spricht auch für die Ausdauer und die Konsequenz des Schweizers. In den vergangenen Jahren hatten die Experten schon mehrmals das Ende seiner Hochblüte angekündigt, aber immer wieder hatte Federer alle eines Besseren belehrt. Es war jedenfalls keine leere Ankündigung, als er vor dieser Saison gemeint hatte, er habe sich "wieder in eine Position gebracht, in der ich bei jedem Turnier ins Halbfinale oder ins Endspiel kommen kann."

Auch Severin Lüthi, Federers langjähriger Begleiter und Co-Trainer, gerät bei seinem Schützling ins Schwärmen. Die Freude, mit der Roger Federer auch nach eineinhalb Jahrzehnten im Profitennis immer noch den Schläger schwingt, sei bewundernswert. "Bei Roger ist das kein Arbeiten, er ist keine Ballmaschine. Er hat immer Spaß."

Viele Matches

Und auch deshalb hat er heuer so viel gespielt, wie kaum ein anderer. Vor dem Daviscup kam der Schweizer auf 83 Partien heuer, der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic nur auf 69. "Matches sind besser als Trainingseinheiten", betont Federer-Coach Stefan Edberg.

Ans Aufhören denkt sein Schützling nicht. Die Olympischen Spiele sind ein großes Ziel für Federer. Zwar hat er schon eine Goldmedaille im Schrank hängen, diese 2008 aber "nur" im Doppel mit Daviscup-Kollegen Stan Wawrinka geholt. Und 2012 gab es nach einer Finalniederlage gegen Andy Murray Silber.

Es gibt also noch etwas zu tun für den Rekordjäger.