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ÖSV-Talent will nicht zur WM fliegen

Noch bezeichnen sich die prominenten Routiniers als schonungsbedürftig. Doch ihr Ehrgeiz ist zu groß. Nach dem 32-jährige Norweger Aksel Lund Svindal, der erst im Oktober einen Achillessehnenriss erlitten hatte, ließ sich auch der 37-jährige US-Amerikaner Bode Miller nur neun Wochen nach einer Bandscheiben-OP für die Ski-WM in Beaver Creek (USA) nominieren. Die alpine Weltmeisterschaft wird am Montag eröffnet.

Der noch kränkliche Marcel Hirscher düst auf ärztlichen Rat erst am Sonntag Richtung USA – im Gegensatz zu ÖSV-Sportdirektor Hans Pum, der schon heute fliegt. Die Klassiker von Wengen, Kitzbühel und Schladming haben ihm stressbedingt zugesetzt. Er wirkt physisch wie psychisch angeschlagen, weshalb Österreichs großer Hoffnungsträger vor Ort entscheiden wird, ob er einen Start in der Kombination riskiert oder sich auf Riesentorlauf und Slalom konzentriert.

Sollte Hirscher in der keineswegs leichten Kombi-Abfahrt von Beaver Creek beim ersten Training mehr als sieben Sekunden zurückliegen, dann – so sagt er – würde sich das Abenteuer nicht lohnen , weil er keinerlei Medaillenchancen hätte.

Kriechmayr lehnt ab

Durchaus möglich, dass der ÖSV in der Kombination nicht einmal sein Vierer-Kontingent ausnützt. Denn der für die Kombination vorgesehene Vincent Kriechmayr hat sich für einen Verzicht entschieden. Der aus Gramastetten bei Linz stammende Oberösterreicher will lieber bei Europacup-Rennen starten als in Colorado WM-Routine sammeln. Das klingt aus Laiensicht dumm, ist es aber nicht. Vielmehr ehrt es den 23-Jährigen, dass er kein WM-Tourist sein möchte, sondern zukunftsorientiert handelt. Mit Europacup-Spitzenresultaten kann Kriechmayr während der WM-Zeit Punkte holen, die ihm in der nächsten Saison zu einer besseren (=niedrigeren) Startnummer verhelfen würden.

Vordere Nummern – das haben die jüngsten Ergebnisse im Slalom gezeigt – werden immer wichtiger. Deshalb kann Pum die Haltung von Kriechmayr nachvollziehen.

In Kriechmayrs Spezialdisziplin Super-G hat der Oberösterreicher trotz einem vierten Rang beim Grödener Super-G keinen WM-Startplatz. Nur wenn einer vom (aus Hannes Reichelt, Matthias Mayer, Georg Streitberger und Otmar Striedinger bestehenden) Quartett ausfällt, wäre Kriechmayr eine Alternative. Deshalb hat der ÖSV Kriechmayr weder aus dem WM-Team gestrichen noch einen anderen Läufer nachnominiert. Sportdirektor Pum: "Derzeit ist er auf Abruf." Offiziell besteht das ÖSV- Aufgebot weiterhin aus 25 Mitgliedern.

US-Großaufgebot

Die US-Amerikaner rücken zu ihrer Heim-Weltmeisterschaft mit 26 Aktiven an. "Wir sind stolz, dass wir so eine starke Gruppe präsentieren können", sagt der Tiroler US-Ski-Direktor Patrick Riml. Bei der letzten WM in Schladming hatte Rimls Team die Medaillenwertung (vier Mal Gold, einmal Bronze) gewonnen. Dank Titelverteidiger Ted Ligety können die Amerikaner in Super-G und Riesenslalom fünf statt vier Starter stellen und sich somit auch das "Fragezeichen" Miller leisten.

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