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Williams: Alters-Erscheinung in den allerbesten Jahren

Als sie das erste Mal bei einem Profiturnier auftauchte (1995), war Bill Clinton gerade in seinem zweiten Amtsjahr als US-Präsident.

Als sie das erste Mal in den Top 10 der Weltrangliste geführt wurde (1999), war auch eine gewisse Steffi Graf noch am Tennis-Ball.

Als sie das erste Mal die US Open gewann (1999), musste Roger Federer noch vier lange Jahre auf seinen Premierensieg bei einem Grand-Slam-Turnier warten.

Das Phänomen Serena Williams lässt sich wohl am besten mit einem Blick in die Vergangenheit erklären. Da gibt es eine aktuelle Tennisspielerin, die bereits im vergangenen Jahrtausend zu den Besten ihrer Zunft gehörte. Da steht eine Athletin auf dem Platz, an der sich schon Generationen von Spielerinnen die Zähne ausgebissen haben. Und da zeigt eine immer noch einen Ehrgeiz und Erfolgshunger, obwohl sie inzwischen schon zwei Jahrzehnte Profitennis in den Armen und Beinen hat.

Das kleine Mädchen

Serena Williams ist eine Alters-Erscheinung. Fast 34 ist die nimmermüde Nummer eins der Weltrangliste bereits, doch von einer Nachfolgerin oder gar einer Wachablöse scheint weit und breit keine Spur. Wie denn auch?

Wo sich sogar Williams selbst noch in den Kinderschuhen wähnt. "Irgendwie bin ich immer noch das kleine Mädchen, das mit dem Tennisspielen angefangen hat, weil es einen Schläger und einen Traum hatte", erklärt die Amerikanerin, die in New York zu einem historischen Triumph ausholt: Mit einem Erfolg bei den US Open könnte Williams in den elitären Kreis jener Spielerinnen stoßen, die den Grand Slam geschafft haben, also alle vier Major-Turniere (Australian Open, French Open, Wimbledon, US Open) in einem Kalenderjahr. Bisher ist das nur der Australierin Margaret Smith Court (1970) und Steffi Graf (1988) gelungen. "Das ist groß, wirklich, wirklich groß", weiß auch Williams.

Groß, aber zugleich auch die normalste Sache der Tennis-Welt. Denn vor den US Open stellt sich – wie schon vor den meisten Grand-Slam- Turnieren – die Frage: Wie ist dieses Kraftpaket Serena Williams nur zu stoppen? Und vor allem: von wem?

Die große Dominanz

Ihren Rivalinnen hat sie den Nerv gezogen. Maria Scharapowa? Hat nur zwei von 20 Duellen gewonnen, das letzte 2004! Victoria Asarenka? Drei Siege bei 20 Anläufen. Caroline Wozniacki? Ein Sieg, zehn Niederlagen.

Diese Bilanzen sagen alles aus über die Ausnahmestellung der Ausnahmekönnerin. Für die US-Tennislegende Chris Evert müsste Williams erst gar nicht den Grand Slam gewinnen. "Sie ist schon jetzt die Größte aller Zeiten."