Profi Kotaskova: "Langsam sollte Gleichberechtigung auch im Boxen kommen"
Von Harald Ottawa
Mit 30 Jahren ist es soweit: Bounce-Boxerin Michaela Kotaskova gibt am Samstag im Wiener Hotel Intercontinental ihr Debüt als Profi. Gegnerin ist die Bosnierin Katarina Vistica, die mit der Erfahrung von 20 Kämpfen anreist, davon aber nur einen Fight gewinnen konnte.
KURIER: Wie hoch sind Ihre Erwartungen für den Kampf?
Michaela Kotaskova: Ich gehe grundsätzlich in jeden Kampf mit der Einstellung, ihn zu gewinnen. Da es mein erster Profikampf ist, was für mich bedeutet, dass ich das erste Mal ohne Kopfschutz und mit leichteren Handschuhen boxen werde, lege ich meinen Fokus noch mehr auf die Verteidigung, um unnötige Treffer zu vermeiden. Wenn ich aber unseren Wettkampfplan umsetze, hoffe ich natürlich auf einen Sieg.
Wie hoch war der Trainingsumfang?
Ich trainiere rund 20 Stunden in der Woche, das ändert sich vor oder außerhalb des Wettkampfs nicht. Der Inhalt der Trainings ändert sich jedoch stark. Beginnend mit der Athletik ca. 6 bis 8 Wochen vor dem Wettkampf, kommen immer mehr boxspezifische Trainings dazu, je näher der Wettkampf rückt. Im letzten Monat vor dem Kampf gibt es vor allem sehr intensive Sparrings. In der Wettkampfwoche arbeiten wir mit den Trainern nur mehr an der Technik und Taktik.
Welche Vorbilder haben Sie, wer hat Sie beeindruckt?
Bei der Frauen ist es Katie Taylor, bei den Männern bin ich nach wie vor ein Fan von meinem Teamkollegen Marcos Nader, weil er einfach menschlich und sportlich ein cooler Typ ist, das Boxen in einem guten Licht zeigt und diesen Sport vor allem an die Kids und Jugendliche weiter gibt. Nur so kann der Boxsport auch bei uns in Österreich groß werden.
Wenn in Österreich vom Frauen-Boxen die Rede ist, wird vor allem über Eva Voraberger und Nicole Wesner gesprochen. Welche Impulse bieten Sie Ihnen?
Beide sind tolle Sportlerinnen, die das Frauenboxen in Österreich wesentlich nach vorne gebracht haben, sei es durch Erfolge oder durch ihr sympathisches Auftreten in der Öffentlichkeit. Ich bin leider weder mit Eva noch Nicole persönlich in Kontakt, habe von ihnen also keine Tipps bekommen. Vielleicht kommt es irgendwann dazu.
Finden Sie es ungerecht, dass die Preisgelder bei den Damen niedriger als bei den Herren sind?
Natürlich ist es ärgerlich, denn heutzutage soll langsam Gleichberechtigung auch in unserem Bereich, im Boxen, kommen. Aber derzeit denke ich so gut wie gar nicht dran. Das Geld ist für mich beim Sport grundsätzlich zweitrangig. Solange ich Spaß und meine Leidenschaft habe und ich kein Minusgeschäft für meinen Klub bin, ist es für mich okay.
Wie kamen Sie überhaupt zum Boxsport?
Mit dem Boxsport habe ich 2014 in Tschechien begonnen. Ursprünglich habe ich eine Sportart gesucht, bei der man Spaß hat und gleichzeitig relativ leicht abnehmen kann. Ich hatte damals stolze 78 Kilo und war damit nicht so glücklich. Boxen hat beides zu 100 Prozent erfüllt. In Wien habe ich 2015 mein Training im Boxclub Bounce in Ottakring fortgesetzt. Was damals als Hobbysport begann, gipfelt heute im Leistungssport. Als Teil der österreichischen Nationalmannschaft habe ich unter der Aufsicht des Trainers Daniel Nader über 30 Kämpfe bestritten und mit ihm und seinem Trainerteam möchte ich nun auch den Profi-Weg gehen.
Was ist Ihr großes Ziel, ihr größter Traum?
Ich träume immer groß und möchte auf jeden Fall in den kommenden Jahren ganz nach oben in den Weltranglisten kommen und um Europa- und Weltmeistertitel boxen. Ich bin davon überzeugt, dass es mit meinem erfahrenen Trainerteam und mit Unterstützung von meinen Partnern durchaus realistisch ist.