Das olympische Dorf: 220.000 Kondome für 9.000 Athleten
Es ist das Herzstück von Olympischen Spielen, obwohl hier nicht eine Medaille vergeben wird. Im Schlaf werden die Erfolge aber vielleicht vorbereitet.
Die Rede ist vom olympischen Dorf, in dem die Tausenden Athleten und Betreuer während des Mega-Ereignisses wohnen, essen, regenerieren und natürlich auch schlafen werden.
Seit Donnerstagfrüh hat jenes von Paris offiziell geöffnet. Eine Woche bevor das Feuer entzündet wird, haben bereits die ersten Hundert Sportler ihre Schlüssel bzw. Chipkarten übernommen. Die erste Österreicherin, die ins olympische Dorf einziehen wird, ist Bogenschützin Elisabeth Straka am Samstag. Schon am Donnerstag reisten die Kanuten Corinna Kuhnle, Viktoria Wolfhardt und Felix Oschmautz an, das Trio ist allerdings im Pariser Großraum untergebracht.
Räume für Kinder
Insgesamt wird das 52 Hektar große Areal mit seinen 40 mehrstöckigen Wohnhäusern 14.500 Menschen beherbergen, darunter 9.000 Athleten. Nicht die einzigen Zahlen, die beeindrucken: Der Speisesaal, in dem Kulinarik aus aller Welt geboten wird, hat 3.300 Sitzplätze, die Kondomspender sind mit rund 220.000 Exemplaren gefüllt.
Wer von den Athleten die Kinderplanung in der Vergangenheit aktiver angegangen ist, für den hält Paris 2024 ein Novum parat: In einer Art Kinderkrippe gibt es zwar keine Betreuung für den Nachwuchs, aber dafür mehrere „Spielräume“, die für gemeinsame Zeit mit den eigenen Kindern gebucht werden kann.
Angesiedelt in einem Pariser Vorort soll das olympische Dorf nach den Spielen und Paralympics ein Vorzeigeprojekt der Stadt werden, in der seit vielen Jahren akuter Wohnungsmangel herrscht. Wo in den kommenden Tagen Novak Djokovic und Kollegen hausen, sollen im Anschluss an Olympia 2.800 Wohneinheiten entstehen – je ein Drittel wird verkauft, vermietet beziehungsweise als Sozialwohnungen genutzt werden. 646 Millionen Euro haben dafür Stadt und Staat zur Verfügung gestellt, der Rest des milliardenschweren Projekts stammt von Frankreichs größten Immobiliengesellschaften.
Und da Paris mit Bürgermeisterin Anne Hidalgo eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz in Metropolen einnehmen will, spielte die Umwelt auch beim Bau des olympischen Dorfes eine zentrale Rolle. Auf den Einbau klassischer Klimaanlagen hat man verzichtet und stattdessen ein alternatives Kühlungssystem installiert.
Angst vor der Hitze
Doch die geothermische Anlage, die kühles Wasser aus der Tiefe des Bodens nutzt, stößt angesichts der Bedürfnisse der Sportler anscheinend an seine Grenzen. So statteten die Organisatoren die Wohnungen angesichts der Sorge einiger Sportverbände vor der Pariser Sommerhitze nachträglich mit 2.500 provisorischen, tragbaren Klimaanlagen aus.
Für den Klimaschutz ist auch nach Olympia noch Zeit.